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Fünf Jahre später

"Das andere gefiel mir um ehrlich zu sein besser", meinte Rebekah und trank einen Schluck Champagner.
"Welches? Das Ärmellose?", fragte ich verwirrt.
"Also ich bin definitiv keine Expertin, aber ich mag dieses hier lieber", mischte sich Hayley ein und trank ebenfalls.
Ich seufzte fast schon verzweifelt und verdrehte die Augen.
"Wenn ich gewusst hätte, wie viel Nerven es kostet ein Kleid zu finden, hätte ich nicht ja gesagt!"

Rebekah lachte und trank erneut.
Hochzeitskleider auszusuchen gehörte definitiv nicht zu meinen Kernkompetenzen.
"Na schön, ich probiere höchstens noch ein Kleid an und dann entscheide ich mich!"

Vor drei Jahren war ich zu Lucien ins Penthouse gezogen und vor drei Monaten hatte er mir dort einen Heiratsantrug gemacht.
Ich hatte keine Sekunde überlegen müssen, bevor ich ja gesagt hatte.
In zwei Tagen würde unsere Hochzeit stattfinden und ich war definitiv etwas spät mit dem Kaufen eines Kleides dran.
Allerdings hatte Rebekah darauf bestanden, bei der Auswahl dabei zu sein und ich hatte warten müssen, bis sie von ihrer Frankreich-Reise mit Marcel zurück kehrte.

Das waren die schönen Ereignisse, die sich gerade abspielten, allerdings hatten wir ein viel größeres Problem; das Hollow.
Der Geist einer uralten, extrem mächtigen Hexe, die nach noch mehr Kraft und Magie strebte, als ihr sowieso schon zustand.
Das Schlimmste daran war, dass sie Besitz von Hope ergriffen hatte; Hope war meistens sie selbst, doch wir alle merken, wie sie immer mehr dieser Hexe verfiel.
Freya suchte nach einer Lösung und arbeitete daran, einen Zauber zu finden, mit dem sie das Hollow in jemand anderen versetzen und in diesen Körper sperren konnte.

Ich hatte das Gefühl, dass Rebekah die Hochzeit für eine ganz nette Abwechslung zu den düsteren Problemen dieser Familie hielt und ich konnte ihr nur zustimmen.

"Wie ist es mit diesem hier?", fragte ich, als ich das gefühlt zwanzigste Kleid heute angezogen hatte. Es hatte Spaghettiträger und war ansonsten relativ simpel - zwar hatte es das Muster von Spitze, doch dieses fiel nur auf, wenn man wirklich genau hinsah.
Mir gefiel es von allein bisher am besten.
"Ich finde es fast zu einfach", meinte Rebekah und leerte ihr Glas.
"Mir gefällt es", sagte Hayley und sah mich von oben bis unten an.
"Mir auch. Ich glaube ich kaufe es", sagte ich und sah mich selbst im Spiegel an.

Ich konnte es immer noch kaum glauben, dass ich heiraten würde.
Und vor allem nicht, dass ich Lucien Castle heiraten würde.
Ich musste lächeln, und strich über das Kleid.
Ich war extrem aufgeregt, einer Sache war ich mir allerdings sicher; das hier war die richtige Entscheidung.

"Bist du bereit?", fragte Kol.
Ich lächelte und halte mich bei ihm unter.
"Was, wenn ich stolpere?", fragte ich und er verdrehte die Augen.
"Ich habe dich schon betrunken und High-Heels laufen sehen, Liebling, du schaffst das."
Na schön, vielleicht hatte er Recht.

Kol hatte mich gefragt, ob er mich zum Altar führen durfte und ich hatte vor Freude fast zu weinen begonnen.
Eigentlich hätte ich von Enzo zum Altar geführt werden wollen, doch das würde sich wohl eher als schwierig erweisen.

Die Türen der Kirche öffneten sich und als der erste Klang der Orgel ertönte hatte ich das Gefühl, mein Herz würde für einen Moment aussetzen.
Wäre Kol nicht losgelaufen, hätte ich es vermutlich sogar vergessen.
Alle anwesenden Gäste erhoben sich und in diesem Moment waren alle Blicke auf mich gerichtet.

Für mich zählte allerdings nur der einer einzigen Person, Lucien.
Anzüge hatten ihm schon immer verdammt gut gestanden, doch ihn jetzt hier zu sehen traf mich nochmals auf eine ganz andere Art und Weise mitten ins Herz.
Der Mann, der bald mein Mann sein würde, lächelte mich an und als ich in seine Augen blickte hatte ich das Gefühl, all die Menschen um uns herum auszublenden.
Mein Puls erhöhte sich und Schmetterlinge breiteten sich in meinem Magen aus.

Am Altar angekommen legte Kol meine Hand, die er bisher gehalten hatte, in Luciens und setzte sich dann zu den anderen der Mikaelsons in die erste Reihe.

Als ich Lucien jetzt gegenüber stand gab es für diesen Moment nur noch ihn und mich.
Ich konnte nicht fassen, dass ich tatsächlich hier stand, mit ihm. Hätte man mir das vor einigen Jahren gesagt, hätte ich diese Person vermutlich für verrückt erklärt.
Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal so sehr in den Augen einer Person verloren hatte. Vielleicht war das ja auch der Grund, weswegen die Stimme des Pastors für mich kaum relevant war und ich beinahe vergaß, dass wir vor einer ziemlich großen Menschenmenge standen.

Als der Pastor schließlich ein paar bestimmte Worte aussprach, schlug mein Herz schneller.
"Lucien Castle, wollen sie ihre hier anwesende Verlobte Lucille St. John vor Gott und seiner Gemeinde zur Ehefrau nehmen, versprechen sie zu lieben, zu beschützen und zu trösten, sie nicht zu verlassen, weder in guten noch in schlechten Tagen, weder in Reichtum noch in Armut, weder in Gesundheit noch in Krankheit und ihr die Treue zu halten, bis dass der Tod euch scheidet?"
"Ja, ich will", versprach er.

Ich spürte, wie mich ein warmer Schauer über den Rücken huschte und lächelte.
"Und sie, Lucille St. John, wollen sie ihren hier anwesenden Verlobten Lucien Castle vor Gott und seiner Gemeinde zum Ehemann nehmen, versprechen ihn zu lieben, zu beschützen und zu trösten, ihn nicht zu verlassen, weder in guten noch in schlechten Tagen, weder in Reichtum noch in Armut, weder in Gesundheit noch in Krankheit und ihm die Treue zu halten, bis dass der Tod euch scheidet?"
"Ja, ich will", sagte ich entschlossen.

In diesem Moment trug Hope die Ringe an den Altar und ich schenkte ihr ein Lächeln.
Wir steckten sie einander an die Finger - unsere Wahl war auf klassische goldene gefallen.

"Hiermit erkläre ich sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen."
Lucien lächelte und legte sanft seine Hände an meine Wangen, während er sich zu mir herunter beugte, um mich zu küssen.
Es war, als würde in meiner Brust ein ganzes Feuerwerk explodieren.

Ich hörte, wie die anwesenden Gäste aufstanden, um zu klatschen, doch es hörte sich für mich in diesem Moment an, als würden die Geräusche nur durch Watte zu uns durchdringen.
Als wir uns voneinander lösen sagte Lucien leise: "Ich liebe dich, Lucille Castle."
Ich musste leise lachen - mein neuer Nachname gefiel mir, auch wenn es ungewohnt war ihn zu hören.
"Ich liebe dich auch, Lucien."

Kurzer Disclaimer: ich habe Staffel 4 und 5 nicht gesehen und was in der Story als das Hollow beschrieben wird ist quasi meine eigene Interpretation davon, also verzeiht mir bitte wenn es nicht wie in der Serie ist:)

Lucille St. John - Little VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt