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"Nichts. Er weiß nichts", erzählte ich Davina am nächsten Morgen am Telefon.
Die Hexe seufzte.
"Es wäre ja auch zu schön gewesen", bemerkte sie.
"Ich glaube ich bin nah daran, eine andere Möglichkeit zu finden."
"Was?", fragte ich überrascht.
"Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe ein paar Hexen gefunden, die mir helfen könnten."
"Kann ich dir helfen?"

Ich wollte Kol zurückholen und das um fast jeden Preis.
Die Mikaelsons waren alle so etwas wie meine Familie, aber Kol war wahrscheinlich der, der am meisten über mich wusste und mit dem ich auch meine dunkelsten Geheimnisse geteilt hatte.

"Nein, ich denke nicht. Aber falls ich etwas brauche melde ich mich, ja?"
"Gerne", antwortete ich und legte dann auf.
Ich seufzte und blickte in den Spiegel.
Meine Haare waren zerzaust und mein Make-up verschmiert.
Ich hatte gestern Abend nur noch meine Klamotten gewechselt und war dann ins Bett gefallen; auch wenn ich ein Vampir war hatte mir der Bourbon zu schaffen gemacht.

Also stieg ich unter die Dusche und wusch mir all die Überreste von gestern ab.
Das Wasser blieb eine ganze Weile kalt bevor die Temperatur schließlich angenehm wurde, einer der wenigen Nachteile der Wohnung, in der ich lebte.
Ein Vorteil war, dass sich das Anwesen der Mikaelsons direkt nebenan befand und ich auf diesem Weg nah bei ihnen sein konnte, ohne das Gefühl zu haben, ihnen eine Last zu sein.
Als ich fertig war kämmte ich schnell meine Haare, die mir in dunklen Wellen bis unter die Brust fielen und wickelte ein Handtuch um meinen Körper.
Danach machte ich mich auf den Weg in mein Schlafzimmer, um mir etwas zum Anziehen zu suchen.

Heute war Thanksgiving, ein Feiertag, den ich die letzten Jahre oder sogar das letzte Jahrhundert praktisch ignoriert hatte.
Ein wirklich schönes Fest war es nicht häufig gewesen, vor allem nicht nachdem ich mich in einen Vampir verwandelt hatte; es hatte mich nur noch schmerzlich an die Zeit zurück erinnert, in der ich ein Kind, Lorenzo ein guter Bruder und meine Eltern am Leben gewesen waren.
Aus diesem Grund hatte ich es die letzten Jahre bevorzugt, mit einer Flasche Bourbon -

"Guten Morgen, Lucille."
Aus Reflex griff ich nach dem erstbesten Gegenstand, den ich zu fassen bekam, und warf ihn nach der Person, die es sich auf meinem Bett bequem gemacht hatte.
"Das war nicht gerade eine nette Begrüßung", meinte Lucien und betrachtete den Kerzenhalter, den er mit der rechten Hand gefangen hatte.
Gott, ich sollte diese Wohnung wirklich auf irgendeinen Menschen überschreiben lassen.
"Hast du schon einmal etwas von Privatsphäre gehört?", fuhr ich ihn an und zog das Handtuch enger um meinen Körper.

"Ja", erwiderte er und stellte den Kerzenhalter auf meinem Nachttisch ab.
"Nur halte ich nicht sonderlich viel davon."
"Ich habe es gestern ernst gemeint, als ich dir gesagt habe, dass ich dich mit deinen Eingeweiden füttern werde", erwiderte ich kalt, kurz davor irgendetwas nach ihn zu werfen, was weniger harmlos war.
"Ach Cece", seufzte er.
Cece. So hatte er mich in den Fünfzigern manchmal genannt.
Langsam war ich wirklich nicht mehr weit davon entfernt, ihm irgendeines seiner Organe herauszureißen.
"Das ist doch nichts, was ich noch nicht gesehen habe."

Ich schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug.
"Du lebst nur noch, weil ich kein Blut auf meinem Teppich mag, Lucien", sagte ich kalt und sah ihn an.
"Was willst du hier?"
Schmunzelnd stand er von meinem Bett auf und ging zwei Schritte auf mich zu.
"Heute Abend gibt es bei den Mikaelsons ein Thanksgiving-Dinner und es wäre wirklich eine Schande, wenn ich dort ohne Begleitung auftauchen müsste."
Ich hob eine Braue.
"Aurora wäre sicher entzückt, wenn sie deine Begleitung sein dürfte", erwiderte ich, die Unterhaltung die ich gestern mit ihr geführt hatte im Hinterkopf.

"Schade nur, dass Aurora scheinbar mit Klaus zusammen ist."
Oh nein, dann lag ich mit meiner Vermutung von gestern Abend wohl sogar richtig.
Ich verdrehte die Augen und ging zu meinem Kleiderschrank, um mir Klamotten herauszusuchen.
"Ich werde nicht mit dir dorthin gehen, Lucien", sagte ich dann und drehte mich wieder zu ihm um.
"Wieso nicht?", fragte er mit einem verspielten Unterton in der Stimme.
"Erstens würde Aurora mich umbringen, zweitens würde Klaus mich umbringen und drittens will ich keine Minute länger mit dir verbringen als nötig", zischte ich.

"Zu schade, Liebes", seufzte er, schmunzelte jedoch.
"Wieso fragst du mich überhaupt, Lucien?", fragte ich.
Ich hatte vor Jahrzehnten mit ihm abgeschlossen und ich hatte wirklich keine Lust, mich wieder in irgendein Drama zu stürzen.
Dazu gab es gerade viel wichtigere Probleme, Kol von den Toten zurück zu holen war nur eines davon.
"Ich weiß nicht, Cece", meinte er und ging auf mich zu, bis er nur noch wenige Zentimeter vor mir stand.
Dann streckte er seine Hand auf und strich mir eine Strähne meiner noch nassen Haare aus dem Gesicht.
"Das musst du wohl noch selbst herausfinden."

Hey:)
Der Teil ist leider etwas kürzer ausgefallen, ich hoffe das macht euch nicht all zu viel aus^^

Lucille St. John - Little VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt