Am Abend saß ich allein in einer Bar und kippte den dritten Drink in mich hinein.
Ich fühlte mich unheimlich allein und wusste nicht, wohin ich sonst gehen sollte.
Zu Hause hätte ich eindeutig weniger Ablenkung als hier, weswegen ich meine Zeit lieber zwischen betrunkenen und miteinander flirtenden Menschen verbrachte.Ich wusste, dass es vermutlich falsch gewesen war, die Weißeiche einfach zu behalten, auch wenn dahinter alles andere als eine böse Absicht gesteckt hatte.
Klaus war verdammt wütend gewesen und ich wusste nicht, ob er mir wieder vergeben würde. Heute Mittag hatte es jedenfalls nicht gerade den Eindruck gemacht, als würde er das in Erwägung ziehen.Und Lorenzo...
Ich nahm einen tiefen Schluck aus meinem Glas.
Ihn würde ich nie wieder sehen.
Alles nur, weil ich unversöhnlich gewesen war anstatt einfach darüber hinweg zu sehen, dass er nicht nach mir gesehen hatte.
Denn als ich gerade einmal dreizehn Jahre alt gewesen war, hatte er sich mehr um mich gekümmert als sonst jemand."Lucille?"
Ich erschrak beinahe und drehte mich verwundert um. Kol stand mit einem leeren Glas in der Hand vor mir und sah mich mitleidig an.
"Hey Kol", sagte ich, während sich ein Kloß in meiner Kehle bildete.
"Du hasst mich nicht?", fragte ich halb zynisch, halb wirklich überrascht.
Kol seufzte, lächelte aber schwach.
"Du hast getan, wovon du dachtest, es sei am besten. Und Nik ist wieder am überreagieren."
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
Kols Temperament war in den meisten Fällen nicht gerade einfacher zu bändigen als das von Klaus, weswegen ich damit gerechnet hatte, dass er seinem Bruder zustimmen würde."Meinst du das ernst?", fragte ich, woraufhin er die Augen verdrehte.
"Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dich nicht hasse nur weil mein Bruder wütend auf dich ist, okay?"
Ich lächelte schwach, als sich das warme Gefühl von einem kleinen bisschen Erleichterung in meiner Brist ausbreitete.
"Danke Kol", sagte ich und er erwiderte mein Lächeln.
"Ich würde gerne noch länger bleiben, aber Davina wartet auf mich. Trink nicht wieder zu viel", meinte er und ich lachte leise.
"Ich doch nicht!"•
Es war spät, als ich mich auf den Weg zurück in meine Wohnung machte.
Ich war Kols Rat tatsächlich gefolgt und hatte den dritten Drink meinen letzten sein lassen, was ich mir am nächsten Morgen vermutlich danken würde.
Ich war definitiv keine Minute zu spät gegangen; jetzt schon spürte ich die ersten Tropfen auf meiner Haut und in kurzer Zeit würde es vermutlich beginnen richtig zu regnen.
Um nicht wieder komplett durchnässt zu Hause anzukommen nahm ich eine Abkürzung durch ein paar Gassen, die nicht so stark genutzt wurden wie die anderen Straßen in diesem Viertel.Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran dachte nach Hause zu gehen; ich wäre allein und all die Gefühle und Erinnerungen würden auf mich einströmen.
Ich wollte nicht ständig daran denken müssen, welches Schicksal mein Bruder erlitten hatte und dass mit ihm nun auch das letzte bisschen meiner Familie gegangen war.Keine Minute später bereute ich bereits, dass ich mich dazu entschieden hatte meinen Weg abzukürzen; als ich um eine Ecke bog sah ich nur etwa fünf Meter vor mir einen Mann stehen sehen, der um einiges größer war als ich.
Nicht schon wieder.Ich seufzte.
"Entweder sie lassen mich durch oder sie werden sich in ein paar Minuten wünschen, sie hätten das getan", sagte ich kühl und sah ihn erwartungsvoll an.
Wer war er überhaupt?
Als er sich nicht von der Stelle rührte, fragte ich: "Was wollen sie von mir?""Oh, er will gar nichts von dir, meine Süße."
Gott, das konnte doch nicht wahr sein!
Ich drehte mich um und blickte in Auroras grinsendes Gesicht.
Am liebsten hätte ich sie einfach an Ort und Stelle umgebracht, doch dazu war sie zu stark.
"Na schön, was willst du von mir, Aurora?", fragte ich sichtlich genervt.
Konnte ich nicht einfach nach Hause?
Selbst wenn ich dort alleine wäre und nur den Tod meines Bruders betrauern würde, wäre es mir zehn mal lieber als hier meine Zeit mit Aurora zu verschwenden."Mich dafür rächen, dass du mein Leben ruiniert hat", erwiderte sie, ohne dabei aufzuhören zu lächeln und trat einen Schritt auf mich zu.
Bitte was? Ich war also diejenige die ihr Leben ruiniert hatte?
"Aurora du bist die einzige die hier irgendwem das Leben schwer macht", antwortete ich kalt und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Also was genau ist dein Problem?""Wegen die haben Nik und Lucien mir den Rücken zugewandt und wegen dir haben die Mikaelsons meinen Bruder zu einem Schicksal verdammt, das schlimmer ist als der Tod!", fuhr sie mich an und stieß mich ein Stück zurück.
Moment, was?
Das mit Tristan verstand ich ja noch ein Stück weit, aber dass Klaus und Lucien wegen mir erkannt hatten, was Aurora für eine durchgeknallte Sadistin war glaubte ich wohl kaum."Die beiden hätten dir auch ohne mich den Rücken zugekehrt, Aurora", erwiderte ich, woraufhin sie mit dem ganzen Arm ausholte, um mich zu schlagen. Mir gelang es jedoch, ihre Hand abzufangen und so zu verdrehen, dass einige ihrer Knochen brachen. Sie schrie vor Schmerzen auf, doch bevor ich noch etwas tun konnte, spürte ich plötzlich wie jemand seine Zähne in meinen Hals schlug.
Der Mann der mir vorhin den Weg versperrt hatte, natürlich.
Gott, wie hatte ich nur so dumm sein können?
Ich riss mich von ihm los, drehte mich um und brach ich ohne zu zögern das Genick.
Ein brennender Schmerz breitete sich von seinem Biss aus unter meiner Haut aus.
Die Wunde verheilte nicht.Plötzlich wurde ich von hinten in einem Würgegriff gepackt.
"Oh, das tut mir aber leid", hörte ich Auroras Stimme direkt neben meinem Ohr flüstern. "Dein Tod wird wohl ziemlich qualvoll und lange dauern... Und Nik wird dich wohl ganz sicher nicht von dem Biss heilen."
Ein Werwolfbiss. Natürlich.
Bevor ich die Chance hatte, mich zu wehren hörte ich ein Knacken und versank in einer tiefen Dunkelheit.•
Hey:)
Was denkt ihr passiert als nächstes?
Lasst gerne Kritik da, ich bin offen für alles^^
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Lucille St. John - Little Vampire
FanfictionKeine Person weiß, wer sie wirklich ist. Keine Person weiß, was sie wirklich ist. Und vor allem weiß keine Person, wie alt sie wirklich ist... Es gibt viele Vampire, die für den Rest ihres ewigen Lebens im selben Körper leben müssen - doch Lucille S...