› 30 ‹

1.5K 57 7
                                    

"Lucy!"
Die Stimme meines Bruders hallte in meinem Kopf nach.
Es schien, als würde ich mich in einem Raum befinden, der aus weißem und gelben Licht bestand.
Was passierte hier?

"Enzo?",  fragte ich und drehte mich um.
Mein Bruder stand lächelnd etwa fünf Meter von mir entfernt und streckte die Hand nach mir aus.
"Komm", forderte er mich auf.

Auch wenn er ziemlich zufrieden wirkte, war ich verwirrt.
Gerade war ich noch mit Lucien im Anwesen der Mikaelsons gewesen - die Flammen und die Hitze hatten mich nach und nach zerfressen, aber was passierte jetzt?
War ich tot?

"Lorenzo, wo bin ich?", fragte ich verwirrt und weigerte mich, die Hand meines Bruders zu ergreifen.
Er seufzte.
"Liebes, du bist zu Hause. Bei mir. Komm, ich kann dir alles erklären."
Auffordernd sah er mich an.
Ich blieb einfach stehen, denn irgendwie traute ich ihm nicht. Es fühlte sich falsch an, mit ihm zu gehen.

"Lucille?"
Es schien, als würde mir das Blut in den Adern gefrieren, als ich die Stimme hinter mir hörte.
Ich drehte mich erneut um und mir wurde beinahe schlecht.

"Roy?", fragte ich schockiert.
Vor mir stand der Vater meines ungeborenen Kindes, das dank der Freundin meines Bruders niemals das Licht der Welt hatte erblicken dürfen.
Roy und ich waren so verliebt ineinander gewesen. So sehr, dass wir sogar ohne Umschweife gemeinsam ein Kind groß gezogen hätten.
Doch dazu war es nie gekommen, da ich mich in einen Vampir verwandelt und ihn so hinter mir gelassen hatte.

"Lucille, bitte bleib bei mir", sagte er und streckte mir ebenfalls die Hand hin.
"Komm nach Hause, meine Liebste", meinte er lächelnd. "Wir können weiter machen wie damals, als wir eine Familie sein wollten."
Es fühlte sich an, als würde etwas meinen Hals zuschnüren.
"Wie können immer noch zusammen sein. Ein Kind haben und mehr. Lucille, das war immer unser Traum!"

Das Gefühl von Enge machte sich in meiner Brust breit - das hier war vieles, aber mit Sicherheit nicht richtig.
Ich musste an Lucien denken und an Rebekah und Klaus - ich wollte zu ihnen. Sie waren mindestens genau so mein zu Hause wie Enzo und Roy.
Andererseits wollte ich nichts mehr, als alles rückgängig zu machen und mein Kind kennen zu lernen.
Es war, als würde mein Herz förmlich bluten.

"Lucille, bitte bleib", flehte Roy und machte einen Schritt auf mich zu.
Langsam wurde mir klar, was hier geschah - der Tod wollte mich, und auch wenn ich das Gefühl hatte, er könnte mir viel bieten, was das Leben nicht konnte, wollte ich ihn nicht.
Ich musste zurück zu den anderen.

"Es gut mir leid", sagte ich mit Tränen in den Augen und blickte dann zu meinem Bruder, der mich traurig ansah.
"Ich kann nicht."

Ich saß kerzengerade da und schnappte nach Luft, als ich aufwachte.
Schmerzen hatte ich keine und ein Feuer konnte ich auch nirgends erblicken.
Wo war ich? Lebte ich noch?
Um Himmels Willen, was war überhaupt passiert?

Klaus saß direkt vor mir und ich hatte das Gefühl eine Art Leichtigkeit durchströmte meinen gesamten Körper, als ich sein Gesicht sah.
"Gott, Lucille, geht es dir gut?", fragte er und sah mich mit Sorge in den Augen an.
Mir kam gerade kein einziges Wort über die Lippen.
Was ich eben erlebt hatte, saß mir immer noch tief in den Knochen und ich hatte das Gefühl, das Gesicht meines Bruders hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Ohne ein Wort fiel ich ihm um den Hals.
Stumm erwiderte er meine Umarmung und drückte ich fest an sich.
"Es ist alles gut, Liebes", flüsterte er. "Du lebst, es ist alles in Ordnung."
Ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, während mir weiter Tränen über die Wangen kullerten.
Ich wollte zu Enzo. Und mir wurde jetzt erst wieder bewusst, wie gerne ich damals eine wirkliche Familie gehabt hätte - einen Mann und ein Kind oder zwei.
Vor allem ein Kind...
Mir wurde fast wieder schlecht und ich versuchte den Gedanken beiseite zu schieben.

Lucille St. John - Little VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt