Auf dem ganzen Parkplatz der Schule herrscht Chaos, überall verabschieden sich Jungen von ihren Eltern, zumindest versuchen die Eltern eine vernünftige Verabschiedung zu erlangen. Keiner der Spieler will seine Mutter, geschweige denn den eigenen Vater umarmen, viel zu cool sind sie dafür und außerdem ist es peinlich.
Selbst hat Mai sich schon einen Platz ganz hinten im Bus erobert und bereits Kopfhörer in ihren Ohren, durch welche leise die Musik ertönt. Als die ganze Mannschaft gesammelt in den Bus einsteigt, schaut das Mädchen aus dem Fenster und die Augen ihres Vaters bohren sich in die ihren.
Lächeln tut dieser und freudig winkt er seiner einzigen Tochter zu, die die Verabschiedung zögerlich erwidert. Dabei bemerkt sie nicht, dass jemand neben ihr Platz genommen hat und nun das Geschehen interessiert verfolgt.
„Dein Vater scheint ja echt nett zu sein."
Überrascht wendet sich Mai von ihrem Vater ab und blickt in die warmen Augen von Oikawa, welcher direkt neben ihr sitzt. Abwesend nickt die grauhaarige und stellt fest, dass innerhalb des Busses noch ziemliche viele Plätze frei gewesen wären, Oikawa sich aber doch neben sie gesetzt hat.
Erwartungsvoll schaut ihr Nebenmann sie an und wartet auf eine Antwort, doch stumm dreht das Mädchen sich weg und sieht dem Bus dabei zu, wie dieser langsam vom Schulgelände herunterfährt.Wenn Tooru wüsste, dass ihre Verletzung am Kopf wegen ihrem Vater entstanden ist, würde er diesen wohl keineswegs mehr nett finden, doch so unfreundlich ist er nur im betrunkenen Zustand. Zu Mais bedauern ist er dies beinahe andauernd, vor allem durch den Tod ihrer Mutter, hat der Mann angefangen zu trinken und sich selbst zu verlieren. In letzter Zeit kommt es der grauhaarigen so vor, als würde sie ihren eigenen Vater nicht mehr kennen, der Mann, der ihr das Fahrradfahren beigebracht hat, der Mann, der ihr die Leidenschaft zum Volleyball nahegelegt hat und der Mann, den sie seit kleinauf als Helden angesehen hat. All dies ist Vergangenheit, nie mehr wird es wieder so sein und deshalb wünscht sie sich oft ihr altes Leben zurück. Das Leben, in welchem ihre Mutter noch da ist und Sota nicht bloß spät abends zuhause erscheint. Das Leben, in dem sie glücklich ist und sich täglich freut, auf der Welt zu sein.
Doch jeden Tag wird Mai daran erinnert, dass es nie mehr so sein wird, wie es mal war. Ihre Mutter fehlt und hat sämtliche Liebe dieser Familie mit ins Grab genommen. Niemals wird diese unglaublich warmherzige Liebe zurückkommen, sondern die Kälte, die von ihrem Vater ausgeht, wird sie allesamt in den Abgrund reißen. Zumindest Mai und den Mann, denn Sota bekommt von alldem nicht viel mit, nur wenn sein Sohn an der Arbeit ist, wird ihr Vater handgreiflich und verliert dabei einen Teil seiner selbst. Erzählen kann das Mädchen nichts, die Angst hat sich in ihr breit gemacht und insgeheim hofft sie, dass ihr liebevoller Vater noch irgendwo in dem ihr fremden Mann ruht und eines Tages zurück kommt.
Absurd sind diese Hoffnungen, denn sie ist sich bewusst, dass der liebevolle und fürsorgliche Mann, seit dem Tod ihrer Mutter auch gestorben ist. Eigentlich könnte man sagen, dass er bloß eine leere Hülle ist, ohne jegliche Emotionen und kaum noch auf Mitmenschen acht gibt. Doch der beinahe fürsorgliche Abschied von vorhin, versetzt Mai einen tiefen Stich inmitten ihres Herzens, denn die frühere Gestalt ihres Vaters ist eindeutig zum Vorschein gekommen und hat dem Mädchen noch einmal heftig zugesetzt. Sie hat ihn für Tod geglaubt, ihren Helden und jegliche Hoffnungen verdrängt gehabt.
„Mai, alles in Ordnung? Du weinst ja."
Ganz vorsichtig hat Oikawa sich zu ihr herüber gelehnt und die Worte in ihr linkes Ohr geflüstert, damit kein anderer davon mitbekommt. Überrascht fasst Mai sich an die Wange und tatsächlich, einige Tränen kullern diese bereits herunter. Nicht einmal gemerkt hat sie, dass sie zu weinen begonnen hat, viel zu sehr hing sie mit ihren Gedanken in der Vergangenheit.
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stitches | oikawa ✓
FanfictionAlles andere als freundlich kann man die erste Begegnung zwischen Mai und Oikawa bezeichnen. Sein zu großes Ego und ihre abweisende Art lassen die beiden in eine Feindschaft geraten und sie können sich auf die Pest nicht ausstehen. Doch was ist, wen...