Kapitel 5

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„So ein Scheiß!"

Wütend tritt Oikawa seine Sporttasche in die Umkleidekabine, den ganze Frust welcher sich über das gesamte Spiel aufgebaut hat, muss er irgendwie rauslassen. Aggressiv presst er die Luft aus seinem Mund heraus und fällt wütend auf die Bank. Iwaizumi beobachtet das ganze Geschehen, mit etwas Sicherheitsabstand kritisch und mustert den Zuspieler fragend.

Schon während dem Spiel hat Hajime bemerkt, dass das hervorragende Spiel von Mai, Tooru ziemlich zu schaffen macht. Nicht nur einmal hat sie dessen Aufschlag glänzend angenommen, nein durchgehend hat sie es geschafft, zwar nicht immer perfekt, aber jedes Mal sind ihre Arme die Rettung vor einem höheren Rückstand gewesen. Iwaizumi weiß, wie sehr solche Aktionen an dem riesigen Ego seines besten Freundes nagen, viel zu viel erwartet Oikawa von sich, dass ist dem dunkelhaarigen bewusst.

„Was ein Dreck!"

Die Wasserflasche des Zuspielers fliegt einmal quer durch den Raum und kommt mit einem dumpfen Geräusch auf der anderen Seite zu Fall.

„Jetzt komm mal runter, dass ist doch nur Training gewesen."

Der aufgebrachte Tooru fährt sich verärgert durch die eigenen Haare und presst wütend seine Lippen aufeinander. Das Blut pumpt durch die Adern seines Körpers und der Drang, irgendwem eine runterzuhauen, macht sich in allen Fasern seines Antlitzes breit.

„Wenn schon jetzt jemand meine Aufschläge aufnehmen kann, dann kann ich's vergessen gegen die Shiratorizawa zu spielen. Ich bin verloren, mein Vater bringt mich um. Wozu übe ich die Scheiße eigentlich noch-."

„Beruhig dich, deine Aufschläge sind die besten die ich kenne und kein einziger des Teams konnte sie entgegennehmen. Warum machst du jetzt so ein unglaublich großes Drama draus?"

„Weil ausgerechnet Mai meine Bälle aufnehmen konnte...sie ist ein verdammtes Mädchen!"

„Und du ein Arschloch."

Kopfschüttelnd wirft sich Iwaizumi die Tasche über die Schulter und lässt den, sich in Selbstmitleid ertränkenden Oikawa zurück in der Kabine. Viel zu ernst nimmt sein Freund das ganze, Mai ist eben eine herausragende Spielerin, dass ist sie schon immer gewesen.

„Du bist gemein!"

Gegen Ende Versagen seine Worte, wissend das Hajime bereits außer Hörweite ist, nuschelt er sich den Satz selbst zu. Die Arme verschränkt Oikawa vor seiner Brust und lehnt seinen Kopf an die kühle Wand, es hilft ihm einwenig runterzukommen. Rein gar nichts kann er dafür, dass die Annahmen ihn unheimlich stören tuen. Viel zu verbissen hat er Tag für Tag an seiner Technik gefeilt und nun kann ein zierliches Mädchen diesen Kraftschlägen standhalten?

Mit qualmendem Kopf verlässt Oikawa als letzter die Trainingskabine und tritt hinaus an die frische Luft.

‚Reiss dich verdammt nochmal zusammen!'

Immer wieder wiederholen sich diese Worte in dem Kopf des braunhaarigen, bis er schlussendlich beginnt zu lächeln. Wie dumm ist er gewesen, sich über das grauhaarige Mädchen aufzuregen? Allein der Gedanke daran, dass ihre Teilnahme am Training eine einmalige Sache gewesen ist, beruhigt den Zuspieler.

Einwenig besser gelaunt schlendert er die metallenen Treppen hinab und holt sein Handy hervor, um nach der Uhrzeit zu sehen. In fünfzehn Minuten muss Oikawa zuhause sein, sonst könnte er wohlmöglich noch Ärger bekommen. Seine Eltern, vor allem der Vater des Jungens sind streng, was das Thema Pünktlichkeit betrifft.

Eilig will er das Schulgelände verlassen und keinen weiteren Moment mit trödeln verbringen, doch durch die Stimme seines Coaches, welche er nur wage wahrnimmt, verharrt Tooru in seiner Bewegung.

„....deine Technik gefällt mir sehr gut und auch die Jungs scheinen dich zu mögen. Wenn du magst, kannst du gerne immer mit trainieren. Solch ein Talent welches du besitzt, sollte nicht verschwendet werden."

Oikawa hebt verwundert die rechte Augenbraue. Mit wem mag der Trainer jetzt noch sprechen? Ganz vorsichtig späht der braunhaarige um die Ecke und zu seinem Entsetzen stehen dort vor dem Halleneingang Coach Irihata und Mai.

Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz?

Erneut sammelt sich eine gewisse Anspannung in dem Körper des Jungens und verärgert beißt er die Zähne auf seine Unterlippe. Das diese Göre jetzt auch noch vom Trainer höchstpersönlich ein Angebot zur Trainingsteilnahme bekommt, stimmt den Zuspieler mächtig wütend.

Mai hingegen kann diesem Angebot kaum glauben schenken. Sie darf tatsächlich weiterhin mit der Mannschaft trainieren, auch wenn die grauhaarige ein Mädchen ist.

„Vielen Dank Coach, ich werde sie nicht enttäuschen."

Lächelnd verabschiedet sich die siebzehnjährige von dem älteren Mann und setzt überwältigt ihren Weg nachhause fort. Schlendernd begibt sie sich über den inzwischen leergefegten Schulhof und genießt die Ruhe, die von der Dunkelheit ausgeht. Zu gut scheint alles bis jetzt zu laufen, beinahe unglaubwürdig kommt es dem Mädchen vor. Naja, wenn dieser aufgeblasene Narzisst von Zuspieler nicht wäre, dann wäre wirklich fast alles perfekt, aber den sieht die blauäugige glücklicherweise nicht oft. Die Chancen, dass die beiden sich überhaupt auf dieser riesigen Schule begegnen, müsste sehr gering sein und das veranlasst Mai noch mehr zum Grinsen.

„Der Coach meinte zwar, dass es scheint wir Jungs würden dich mögen, aber ich kann dich nicht leiden."

Neben der grauhaarigen taucht plötzlich Oikawa auf und starrt geradeaus, nicht einen einzigen Blick würdigt er ihr. Ein ironisches Lachen erfährt Mai und sie schüttelt den Kopf. Er ist doch derjenige gewesen, der ihre Aufmerksamkeit haben wollte?

„Schön für dich. Nicht jedes Mädchen bricht in Tränen aus, wenn du ihr deinen Missgefallen gestehst, davon wird die Welt schon nicht untergehen."

Ein Druck an ihrem Handgelenk veranlasst die grauhaarige zum stehenbleiben, entrüstet stellt sie fest das der Junge sie gerade festhält. Seine langen Finger schmiegen sich um das zierliche Handgelenk des Mädchens, beinahe dürr ist sie könnte man meinen. Ein kleiner Funken Sorge blitzt in den braunen Augen Oikawas auf, doch beirren lässt er sich davon nicht, schließlich hat sie ihn gerade ziemlich beleidigt.

„Wenn du weiterhin so frech bist, wird das Training kein Spaß für dich, kleine Mai. Ich werde dich fertig machen."

Einen kurzen Moment ist es still und die kleinere starrt hinab auf ihre Füße. Oikawa ist sich sicher das das Mädchen nun einknicken wird, seine Drohungen haben meistens Erfolg.

„Ich glaube wohl eher, dass Training wird dir keinen Spaß mehr machen, wenn ich jeden deiner Bälle annehme, du Arschloch."

„Oho, beleidigen kannst du ja auch hervorragend. Bei deiner Erziehung hat deiner Mutter auch ziemlich versagt oder?"

Im nächsten Augenblick spürt Tooru einen stechenden Schmerz in seiner linken Wange, ein heftiges Ziehen breitet sich auf seiner Haut aus. Hat sie ihm gerade eine gescheuert?
Wutentbrannt schaut Mai hinauf in die geschockten Augen des Jungens, welcher sich die Wange hält.

„Rede nie wieder so über meine Mutter."

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🤯

Lots of love, bekki ☀️

stitches | oikawa ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt