Kapitel 31

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Entsetzt fährt Mai auf und blickt in die Toffee Augen, welche sie Hinata zuordnen kann. Doch alleine ist er nicht. Direkt neben dem Karottenkopf steht der Junge mit den schwarzen Haaren und blauen Augen, dessen Namen sie leider noch gar nicht kennt.

„Kageyama und ich sind einwenig joggen gewesen, weil bereits nächste Woche das Frühlingsturnier startet und haben dich schließlich hier sitzen gesehen. Ich hielt es für besser, dass wir mal nach dir sehen", die Augen Hinata's verengen sich und unauffällig straft er Kageyama mit einem bösen Seitenblick, „denn um seine neuen Freunde sorgt man sich, nicht?"

Der Schwarzhaarige gibt nur ein Brummen als Antwort und weicht den Blicken beider aus. Er scheint einwenig genervt zu sein, dass Hinata und er durch Mai bei ihrem Sport gestoppt wurden.

Kageyama also ist der Name des böse dreinschauenden Jungens und die grauhaarige wird einwenig hellhörig. Sie kennt ihn, irgendetwas sagt Mai, dass sie bereits schon einmal über seinen Namen gestolpert ist und nach einwenig Grübelei fällt es der grauhaarigen wieder ein.

Oikawa hat von ihm erzählt und seinem unheimlichem Talent, welches er als Setter besitzt. Damit hat er sogar Tooru persönlich, welchen Mai für sehr begabt und talentiert hält, ersetzt und dessen Posten eingenommen. Bei dem bloßen Gedanken an Oikawa muss das Mädchen schmerzlich an Vergangenes zurückdenken und abwesend senkt sie ihren Kopf.

„Ist alles okay bei dir Mai? Du hast ja gar keine Schuhe an, dass muss doch unheimlich kalt sein!" Fürsorglich stemmt Hinata beide Hände in die Hüften und mustert die grauhaarige besorgt. Kageyama hingegen starrt diese bloß mit leerem Blick an, als wäre sie etwa eine Verrückte.

„N-nein, also..", wie um Himmels Willen soll sie den beiden von ihrer Situation erzählen? Alleine bei Oikawa hat sie sich wohl gefühlt darüber zu sprechen und bei ihm hat es mehrere Wochen gedauert, bis sie sich geöffnet hat. „Ich habe familiäre Probleme und m-möchte ehrlicherweise heute nicht mehr nachhause."

Schwerschluckend senkt Mai ihren Kopf und starrt hinab auf ihre nackten Füße, welche bereits bei dieser Kälte einwenig blau angelaufen sind. Gezwungen umschlingen ihre Arme, den eigenen Körper um einwenig Wärme gespendet zu kommen, da sie heftig am zittern ist und nervös wartet die grauhaarige auf die Reaktion der beiden.

„Brauchst du eine Bleibe für heute Nacht?" Die sanften Worte Shoyo's hallen in ihren Ohren wider und überrascht hebt Mai ihren Blick. Das Toffee des Karottenkopfes spendet dem Mädchen einwenig Kraft und stumm bringt sie ein Nicken hervor. Tatsächlich hat die blauäugige damit gerechnet, dass jemand so impulsives wie Hinata gleich nachfragen- und Kageyama sie verurteilen wird, doch nein. Die Jungen stehen vor ihr, in ihren Sportklamotten und mustern das Mädchen besorgt- auch wenn nur Hinata ihr wirklich seine Aufmerksamkeit schenkt- Kageyama scheint einwenig abwesend.

Nickend gibt der kleinere der beiden zu verstehen, dass er eine Lösung finden wird und eifrig schlingt er seinen Arm um den Dunkelhaarigen. Gemeinsam drehen sie sich weg, dass bloße Flüstern beider ist zu vernehmen und verdattert starrt Mai auf die Rücken der Sportler. Was sie wohl bereden?

„Okay!" Enthusiastisch fährt Shoyo herum und grinst die grauhaarige frech an, während Kageyama hingehen bloß monoton in das Eisblau zu starren scheint.

„Leider erlauben es meine Eltern nicht, dass jemand zu uns kommt. Du musst wissen, dass momentan Verwandte zu Besuch sind, aber bei Kageyama ist noch Platz, stimmt's?" Einwenig aggressiv rammt Hinata seinen Ellenbogen in die Seite seines Freundes, welcher aus seiner Starre zu erwachen scheint und brummt. „Du kannst mit zu mir kommen."

Nicht gerade begeistert klingt er, doch trotzdem ist Mai dankbar, dass sie eine Bleibe für die heutige Nacht hat. Zitternd erhebt sich das Mädchen von der Bank und tappst hinüber zu den beiden Jungen, welche sie interessiert mustern.

„Okay, ich muss dort entlang. Wir sehen uns dann morgen." Fröhlich verabschiedet Hinata sich von Mai und Kageyama und lässt die beiden somit alleine zurück. Unsicher spielt die grauhaarige mit dem Saum ihres Pullovers und blickt beschämt auf den Boden vor sich.

Nicht einmal einen Tag kennen sie sich und schon hat sie es bravurös geschafft, sich zu blamieren. Ziemlich offensichtlich ist es, dass Kageyama sie nicht zu leiden vermag und die jetzige Situation macht es nicht gerade besser. Gezwungenermaßen muss er das Mädchen mit zu sich nachhause nehmen und ihr ein Bett zur Verfügung stellen. Auch ihr Aussehen ist fragwürdig und sicherlich verstörend für Kageyama, denn bloß einen dünnen Pullover und ihre Schuluniform trägt Mai, ganz ohne Schuhe. Nicht einmal wirklich geredet haben die beiden und Mai ist sich jetzt schon sicher, dass die eventuelle Freundschaft in die Hose gegangen ist.

„Lass uns gehen, es ist schon spät," rau gibt Kageyama diese Worte von sich und macht kehrt. Einwenig schneller tappst Mai hinter ihm her, um mit dem Riesen Schritt halten zu können, denn mit seinen langen Beinen ist er ihr weit voraus. Stumm laufen die beiden nebeneinander her und nervös wirft die grauhaarige dem Jungen einige Seitenblicke zu. Er starrt geradeaus und trägt einen monotonen Gesichtsausdruck mit sich, welcher das Mädchen erschaudern lässt. Warum bloß hegt er jetzt schon einen Groll gegen sie, obwohl er Mai doch gar nicht kennt?

„Du Kageyama?" Mit zitternder Stimme entgleiten der blauäugigen diese Worte und schwerschluckend wendet sie sich dem Genannten zu, welcher als Antwort ein stummes Nicken von sich gibt.

„Habe ich dir irgendetwas getan, dass du mich nicht leiden kannst?" Bei den Worten des Mädchens macht Kageyama abrupt halt und schenkt ihr seine Aufmerksamkeit.

„Wer sagt, dass ich dich nicht leiden kann?" Die Stimme des Jungen klingt plötzlich sehr befremdlich weich und schulterzuckend blickt Mai hinauf in seine tiefblauen Augen.

„Du verhältst dich sehr komisch in meiner Gegenwart und da dachte ich eben..naja, dass du etwas gegen mich hast." Aufgeregt kaut die grauhaarige auf ihrer Lippe und verschränkt ihre zierlichen Finger, die durch die Kälte ganz eisig geworden sind, miteinander.

„Nein, es ist nicht so das ich dich nicht leiden kann. Du bist nur neu, kommst von der Seijoh und hast etwas mit Oikawa zu tun gehabt. Er und ich...wir verstehen uns nicht gerade gut und unser Verhältnis zueinander ist sehr kompliziert. Ich bin einfach kein Mensch, der schnell Beziehungen zu anderen aufbaut und halte mich da etwas bedeckt."

Oikawa also ist das Problem? Weil Mai von der Aoba Johsai kommt und in einem Team mit dem großen König gespielt hat, verhält Kageyama sich so missmutig gegenüber ihr? Auch Tooru hat ihr von Tobio Kageyama erzählt gehabt und dessen unglaublichen Talent. Ist die Rivalität der beiden etwa so groß, dass sie sich nicht ausstehen können?

„A-Ach so", bibbernd gibt die blauäugige diese Worte von sich und hüpft vom einen Fuß auf den anderen. Die eisige Kälte hat ihre Füße taub werden lassen und ein schmerzliches, eiskaltes Gefühl kommt in ihr auf, sodass ihre Zähne zu klappern beginnen.

Verdutzt beobachtet Tobio das Geschehen und zieht fraglich die Augebrauen zusammen. Sein Blick fällt auf die bereits blauangelaufenen Füße der zierlichen Gestalt und besorgt entgleitet ihm ein Seufzer. Was kann er tun?

Ohne groß zu zögern tritt er auf das frierende Mädchen zu und legt ihr seine Trainingsjacke über, sodass diese ihr einwenig Wärme spenden kann. „Komm", bestimmend breitet der dunkelhaarige seine Arme aus und deutet Mai an, näher zu kommen. „Ich werde dich tragen Mai."

Vorsichtig, fast schon als wäre die grauhaarige aus Porzellan, nimmt Tobio sie auf dem Arm, damit ihre nackten Füße den eisigen Boden nicht mehr zu spüren bekommen. Benommen kuschelt sich das Mädchen an den Jungen, von welchem eine unglaubliche Hitze ausgeht und wohlig seufzt sie auf. Mehr als Dankbar ist sie ihm, dass er sich um sie kümmern tut.

„Danke." Leise flüstert Mai ihm diese Worte zu, als er die dunklen Straßen der Stadt entlang läuft und sie feste umschlungen hat. „Nicht dafür Mai..nichts dafür."

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Kageyama ist doch ein Schatz (:
Ich verspreche euch, dass bald wieder mehr von Oikawa kommen wird!

Lots of love, bekki☀️

stitches | oikawa ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt