Kapitel 23

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Müde liegt Oikawa in seinem Bett und starrt mit leerem Blick an die weiße Decke. Schon seit einigen Stunden liegt der Junge einfach bloß da und hängt mit seinen Gedanken bei den eisblauen Augen des Mädchens.

Nicht eine Sekunde kann er auch nur aufhören an sie zu denken, dafür sorgt er sich viel zu sehr um Mai. Zerfressen tuen ihn die Gedanken an das Trainingscamp, wie Iwa seine Arme um sie geschmiegt hatte und wie innig die beiden doch gewesen sind, so vertraut..beinahe zu vertraut. Aber dort ist doch nichts, oder? Die beiden sind sicherlich nur sehr gute Freunde, Kindheitsfreunde hat Iwaizumi immer gesagt und doch kann Tooru dieses Gefühl der Eifersucht nicht loswerden.

Unruhig wälzt der braunhaarige sich in seinem Bett umher, das Kissen auf beide Ohren gepresst, hoffend das all die Stimmen in seinem Kopf Ruhe geben und ihn all dieses Überdenken in Frieden lässt. Fast schon kindisch kommt er sich vor, wie er ein Eifersuchtsdrama veranstaltet und Mai nebenbei auch noch komplett ignoriert, doch dagegen kommt er einfach nicht an. Noch nie zuvor hat der Zuspieler so gegenüber jemandem empfunden, all diese Gefühle sind neu für ihn, er ist eben unerfahren und noch nie hat er Angst haben müssen, eines der Mädchen würde ihn versetzten, schließlich ist er Tooru Oikawa.

„Scheiße.." Wütend setzt sich der Zuspieler auf und reibt sich angestrengt den Kopf. Was ist nur los mit ihm? Kein Auge kann der braunhaarige zumachen, dafür spielen Herz und Kopf viel zu verrückt und zum allerersten Mal kann Oikawa nachvollziehen, wie sich Verliebtsein anfühlt..sowohl die guten, als auch die schlechten Seiten.

Hajime ist Oikawas bester Freund und auch weiß er, dass dieser ihn niemals absichtlich verletzen würde, fast schon absurd ist diese Vorstellung von Mai und Iwaizumi gemeinsam. Kopfschüttelnd rauft Tooru sich die Haare und ein leises Stöhnen entgleitet ihm.

„Reiß dich zusammen" und die Hände des Jungen klatschen jeweils an seine Wangen, auf welchen sich nach der Berührung sofortige Röte ziert. Sonst liegt Oikawa abends im Bett, sich den Kopf zerbrechend über das vergangene Training oder Spiel und jetzt? Keinen Platz hat er in seinem Kopf für Volleyball, nur alleine die eisblauen Augen und das grau-silberschimmernde Haar spielt sich immer und immer wieder vor seinem geistigen Auge ab und erst ihr Duft..
Inzwischen hat Mai Nakamura sich unbeabsichtigt in Tooru seinem Kopf eingefunden und seine Gedanken übernommen.

Fast schon ruckartig lässt der Zuspieler sich auf die weiche Matratze zurückfallen, die Augen dieses Mal geschlossen und krampfhaft versucht er seinen Kopf frei zu bekommen. Eine Weile ist es still, nur die ruhige Atmung seiner selbst ist in Oikawas Zimmer zu vernehmen und die Hoffnung, dass er nun in Frieden schlafen kann, lässt ihn beruhigt ausatmen. Und doch scheint es, als wolle jemand Tooru seinen kostbaren Schlaf rauben, denn gerade als er sich sicher gewesen ist, er könne sich nun ausruhen, ertönt es..das Klingeln seines Telefons.

Die Faust des braunhaarigen rammt mit voller Kraft in die weiche Matratze seines Bettes und wütend setzt sich der Junge auf. Der Blick des Zuspielers schweift hinüber zu der großen Uhr, welche über seiner Türe prangert und bestürzt muss Oikawa feststellen, dass es bereits halb drei in der Nacht ist. Genervt greift er nach seinem Handy und ist bereit, denjenigen der ihn nun an seinem Schlaf gehindert hat, eine mächtige Standpauke zu halten. Rechnen tut er mit Iwaizumi oder jemand anderem, wie Kindaichi, doch für einen Moment wird Tooru stutzig, als er erkennen kann, dass es eine unbekannte Nummer ist, die gerade versucht ihm zu erreichen.

Entschlossen drückt er auf das grüne Anrufsymbol und führt danach das Handy zu seinem rechten Ohr. Einen Moment herrscht totale Stille, bis die gebrochene Stimme der grauhaarigen am anderen Ende der Leitung ertönt.

„T-Tooru..?"

„Mai?" Verwundert entgleitet ihm der Name des Mädchens und gespannt wartet er auf eine Antwort, welche sich jedoch nur als ein leises Wimmern herausstellt. Der Kopf des braunhaarigen schaltet sofort um und panisch steht Oikawa gerade im Zimmer.

„Was ist los? Ist alles in Ordnung?"

„K-kannst du mich holen, ich weiß nicht wohin u-und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wo ich bin. Hier ist nur ein kleiner Kiosk an der Ecke und s-sonst nichts.." Nur ein leises Flüstern ist die Stimme der grauhaarigen und auch Tooru kann anhand ihrer Stimme erkennen, dass sie heftig am weinen ist.
Sofort geht der Zuspieler in seinem Kopf die Straßen des Stadtteils ab und nicht einmal nach wenigen Minuten, ist er sich sicher, wo Mai sich aufhalten muss.

„Ich komme zu dir, bleib wo du bist."

Ein zurückhaltendes ‚Okay' kann Oikawa noch von der anderen Seite vernehmen, ehe er auflegt und sich hektisch einen Pullover und eine einfache Jogginghose überzieht. Draußen ist es kalt und da will Tooru nicht in Shorts und bloßem Shirt vor die Türe treten.

Übervorsichtig öffnet der Junge die Türe seines Zimmers und huscht hinaus in den großen Hausflur, in welchem sowohl Schuhe als auch Jacken der Familie wiederzufinden sind. Das Licht hat Oikawa ausgelassen, damit auf gar keinen Fall seine Eltern Wind hiervon bekommen und nachdem er in Schuhe und Jacke geschlüpft ist, hat der braunhaarige auch schon das Haus verlassen.

Eilig läuft der Zuspieler einige Minuten die dunklen, nur von Straßenlaternen erhellten, Straßen Miyagi's entlang, auf der Suche nach Mai. Zu fast hundert Prozent ist er sich sicher, wo sich das Mädchen aufhält, doch garantieren kann er es nicht. Innerlich betet Tooru, dass die grauhaarige um die nächste Ecke zu finden ist und er sie endlich tröstend in seine Arme schließen kann.

Noch einmal beschleunigt der braunhaarige seinen Schritt, stur die Augen auf die Straßenkreuzung gerichtet, bei welcher er nach links abbiegen muss. Mit geballten Fäusten und aufeinander gepressten Lippen tritt der Junge schließlich um die Ecke und atmet erleichtert aus, als er die zierliche Gestalt von Mai ausmachen kann.

„Mai!" Ohne zu zögern schreit Oikawa beinahe den Namen der wartenden in die Nacht, welche sich daraufhin sofort umdreht und aufrafft. Ehe Tooru überhaupt reagieren kann, ist die grauhaarige bereits auf ihn zu gerannt und hat ihre dünnen Arme um den muskulösen Körper des älteren geschlungen. Den Kopf ihrer selbst vergräbt Mai in der Jacke des Jungen, welcher seine Arme um ihren dünnen Körper schmiegt. Wohlig seufzt der braunhaarige bei der Präsenz des Mädchens aus und zieht noch einmal ihren unglaublich anziehenden Duft ein.

„M-mein Vater...er ist durchgedreht und Sota ist die ganze restliche Woche weg..i-Ich wusste nicht wohin und bin einfach von zuhause weggerannt. I-Ich konnte nicht dort bleiben..nicht bei ihm." Gegen Ende versagt die Stimme der blauäugigen und schluchzend presst sie ihren Körper noch näher an den des Zuspielers, welche ihr beruhigend durch die Haare streicht.

„Ist ja gut Mai, alles wird gut..du bist in Sicherheit."

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Lots of love, bekki☀️

stitches | oikawa ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt