Langsam packt Mai den Koffer, welcher auf dem schmalen Bett liegt, aus und summt dabei leise vor sich hin. Vor einigen Minuten sind sie in der Herberge angekommen und jeder hat einen Schlüssel bekommen, um sein Zimmer zu beziehen. Natürlich teilen sich immer zwei bis drei Jungen ein Zimmer, doch da Mai das einzige Mädchen ist, hat sie ein Einzel Zimmer und ist somit ganz alleine.
In etwa einer Viertelstunde werden sie sich zum gemeinsamen Mittagessen treffen und bis dahin will das Mädchen sich einwenig frisch machen. Mit einem Handtuch und ihrem Duschgel betritt die grauhaarige das Badezimmer und steigt unter die geräumige Dusche. Ob es unvorteilhaft ist, fünfzehn Minuten vor Treffpunkt sich zu duschen sei mal dahingestellt, aber diese Erfrischung des kühlen Wassers hat Mai dringend nötig gehabt.
Nach etwa sechs Minuten steht das Mädchen mit nassen Haaren und frische Klamotten inmitten des kleinen Badezimmers und wäscht sich das Gesicht. Fertig ist sie, nur noch föhnen muss sie sich, doch ein Klopfen an ihrer Zimmertüre hält Mai in ihrem Vorhaben auf. Gemütlich trottet sie hinüber zum Eingang und öffnet die hölzerne Türe, hinter welcher Iwaizumi steht und die grauhaarige amüsiert mustert.
„Du hast geduscht..jetzt?"
„Ja, ist irgendetwas verwerflich daran?"
Kopfschüttelnd hebt Hajime entschuldigend die Arme und schenkt seiner gegenüber ein freundliches Lächeln.
„Kommst du mit runter? Wir wollen essen."
Nickend bestätigt Mai die Aussage Iwaizumi's und schnappt sich noch schnell eine dünne Jacke zum überziehen, denn einwenig frieren tut das Mädchen.
Gemeinsam schlendern beide Freunde nebeneinander im Flur her und begeben sich in die untere Etage, wo sich der Speisesaal befindet. Kurz bevor Mai den Raum betreten kann, wird sie durch ein Räuspern seitens Iwaizumi aufgehalten.
Verwirrt dreht sie sich zu ihrem Freund um und versucht dessen undefinierbaren Blick zu deuten.„Ist was?"
„Mai sei bitte ehrlich zu mir. Was läuft da zwischen dir und Oikawa?"
Sofortige Hitze überkommt das Mädchen bei dieser Frage und vor lauter Aufregung kann sie keinen klaren Gedanken fassen. Nicht einmal selbst weiß sie, in welcher Beziehung die beiden stehen.
„Da läuft nichts, wirklich und selbst wenn ich ihn mögen würde, hätte ich keine Chance. Oikawa ist viel zu sehr mit seinen Fangirls beschäftigt."
„Also du magst ihn..?"
Panisch schnappt Mai nach Luft und verflucht sich innerlich dafür, die Frage nicht sofort verneint zu haben, auch wenn es gelogen wäre. Zugeben muss die grauhaarige, dass sie einwenig mehr Sympathie für den Zuspieler empfindet, als sie sich eingestehen will. Alleine seine Fürsorge gegenüber dem Mädchen, wenn beide alleine sind, ist unglaublich herzerweichend und auch wenn Mai nicht zugeben will, dass ihr diese Seite an ihm gefällt, kann sie es nicht verleugnen.
„Nein!"
Wie aus der Pistole geschossen wirft sie dieses kraftvolle Wort in den Raum und fuchtelt dabei wild mit den Händen. Jetzt kann die blauäugige nur noch hoffen, dass Iwaizumi ihr Glauben schenkt.
„Mai, ich sehe doch wie er dich ansieht. Ich weiß, dass Oikawa manchmal extrem nervig sein kann, vor allem wenn es um seine bescheuerten Fans geht. Er ist immer viel zu nett gegenüber diesen Mädchen und doch bedeutet ihm keines davon etwas, aber vorhin im Bus...das ist nicht der Tooru gewesen, den ich sonst kenne."
In welchem Sinne Hajime das auch immer meint, ein schmunzeln kann sich Mai nicht verkneifen. Es scheint wie eine Art Verbindung zwischen ihr und dem Zuspieler, welche jedoch unerklärlich ist, die Augen beider sprechen Dinge aus, die der Mund sich niemals zu trauen vermag.
Schüchtern sieht Mai in die dunklen Augen ihres Gegenübers, welcher sie erwartungsvoll mustert. Gerade als die grauhaarige ansetzen will etwas zu sagen, wird sie durch Rufe eines anderen gestoppt.
„Iwa-Chan! Was steht ihr hier draußen noch herum, lasst uns rein gehen und essen! Die haben hier sogar Milchbrötchen."
Überglücklich kommt Oikawa den Flur heruntergelaufen und grinst dabei seinen besten Freund an. Mai hingegen beachtet er kaum, seit der Busfahrt fühlt er sich ehrlicherweise unwohl neben ihr, denn so nahe hat er noch keinem Mädchen zuvor gestanden. Natürlich hat Oikwa die ein oder andere Beziehung gehabt, doch es ist nie wirklich was ernstes gewesen. Keines der Mädchen hat bis jetzt seine Liebe zum Volleyball nachvollziehen können und bei Mai scheint es komplett anders zu sein. Nicht nur, dass auch sie Volleyball liebt, lässt die grauhaarige interessant für ihn werden, das Mädchen ist ihm ein einziges Rätsel und auch eine der wenigen, die seinem Charme widerstehen kann. Einfach gesagt, Mai Nakamura ist eine Herausforderung und Tooru liebt diese ungemein, deshalb wächst sein Interesse an ihr Tag für Tag.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen haben sich die meisten zurück auf ihre Zimmer gezogen, um für das anstehende Training fertig zu werden. Auch Mai ist in ihrem Raum verschwunden, um sich vorzubereiten. Heute wird sie das erste mal offiziell als Managerin zusehen und nicht selbst auf dem Spielfeld stehen, jetzt ist ihre Aufgabe zu beobachten und analysieren, nicht Punkte zu verhindern.
Sorgfältig legt das Mädchen alle möglichen Dinge, die sie für das anstehende Training braucht, bereit und geht ihre Checkliste im Kopf noch einmal durch. Sie hat Stift und Papier, Kaugummis gegen die Nervosität und den Trainingsanzug trägt die grauhaarige bereits schon. Es fehlen nur noch die Wasserflaschen und Handtücher für das Team, doch diese Dinge wird Mai unten bekommen.
Langsam verlässt das Mädchen ihr Zimmer und lässt ihre schwere Türe hinter sich ins Schloss fallen. Einwenig aufgeregt ist sie, dass muss sie sich eingestehen, doch so gut wie möglich versucht Mai dies zu verbergen.
Zwanghaft versucht die grauhaarige nicht an Oikawa zu denken, welchen sie gleich ausgiebig beobachten kann und überfordert fasst sie sich an den Kopf. Seit der Busfahrt und dem Kuss kriegt sie den Jungen nicht mehr aus ihrem Kopf, es scheint so als hätte Tooru sich in diesem festgesetzt. Doch nicht sicher ist die grauhaarige sich, was sie für ihn empfindet, schließlich kennt sie ihn nicht sehr lange und viel reden tuen beide auch sonst nicht viel miteinander.
Nur alleine seine weiche Seite hat Mai's Interesse geweckt, schließlich ist der Zuspieler sonst immer sehr unfreundlich zu ihr gewesen, weshalb sie ihn erst gar nicht leiden konnte...eigentlich. Jetzt hat sie eine andere Sicht auf ihn, eine die sogar ihr selbst Angst macht, denn noch nie hat sie solch etwas empfunden und panisch beginnt ihr Herz zu schlagen.„Nein, ich bin nicht in Oikawa verliebt..das kann gar nicht sein."
„Was sagtest du Mai?"
Erschrocken fährt das Mädchen herum und blickt entsetzt in die freundlichen Augen Kindaichis. Lächelnd kommt er auf sie zu gelaufen und bleibt vor der grauhaarigen stehen.
„Nichts.."
Kurz kraust sich die Stirn des Jungen und Mai befürchtet, dass er wohlmöglich ihren lauten Gedankengang mitbekommen hat. Innerlich plant die siebzehnjährige schon ihre Beerdigung, denn wenn Kindaichi etwas gehört hat, dann weiß es vermutlich morgen bereits die ganze Welt. In den paar Wochen, in denen sie mit ihm befreundet ist, kann Mai schon sagen, dass ihr momentaner gegenüber allem Anschein nach der schlechteste Geheimniswahrer des Planeten ist.
„Ach so! Gehen wir gemeinsam zur Halle? Die anderen sind einfach ohne mich gegangen."
Verdattert muss Mai die gesagten Worte ihres Freundes erst einmal verarbeiten, bevor sie realisiert, dass dieser gar nichts gehört hat. Erleichtert fasst sie sich an die Stirn und pustet Luft aus, welche sich in ihrem Mund angesammelt hat.
„Alles gut bei dir? Du wirkst einwenig blass."
„Alles bestens! Lass uns gehen."
Lächelnd blickt sie hinauf zu Kindaichi, welcher zustimmend nickt und Mai hinterherläuft. Jetzt darf das Mädchen erst einmal keinen weiteren Gedanken an ihre Gefühle gegenüber Oikawa verschwenden, auch wenn sie sich beinahe sicher ist, dass diese bloß Einbildung sind und aufmerksam muss Mai sich nun dem analysieren widmen.
———
Ich weiß, es ist ein eher langweiliges Kapitel,
aber ab und zu muss es auch ein paar Lückenfüller geben(:Lots of love, bekki☀️
DU LIEST GERADE
stitches | oikawa ✓
FanfictionAlles andere als freundlich kann man die erste Begegnung zwischen Mai und Oikawa bezeichnen. Sein zu großes Ego und ihre abweisende Art lassen die beiden in eine Feindschaft geraten und sie können sich auf die Pest nicht ausstehen. Doch was ist, wen...