Kapitel 22

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„Okay Jungs und natürlich Mädchen" zwinkernd blickt Irihata in das Gesicht von Mai, welche ihn schüchtern anlächelt. „Lasst uns nun gemeinsam in den Bus steigen, ohne zu drängeln, jeder bekommt einen Platz! Zuvor möchte ich mich doch bei euch allen bedanken, ihr habt alle wunderbar mitgemacht und ich muss sagen, dass ich lange nicht mehr so viel Spaß gehabt habe."

Applaus hallt über den gesamten Parkplatz und ein paar der Spieler stimmen auch mit Pfeifen und Jubelrufen ein. Eine ausgelassene Stimmung herrscht seit dem Training und gutgelaunt betreten sie allesamt den großen Reisebus. Mai hat zuerst hineingedurft und sich somit einen Platz ganz hinten ergattern können.

Verträumt starrt die grauhaarige aus dem Fenster, hoffend das Oikawa sich erneut neben ihr niederlässt und ihr seine Zeit widmet, doch da hat sie sich geirrt. Ganz vorne neben Iwaizumi hat sich der Junge niedergelassen, ohne überhaupt nach dem Mädchen zu schauen. Schmollend verschränkt Mai ihre Arme und zieht ihre Beine nah an ihren Körper heran. Ihre Kopfhörer hat die grauhaarige bereits herausgeholt und in ihre Ohren gesteckt. Das Lied ‚Yellow' von Coldplay spielt gerade und seufzend schließt Mai ihre Augen.

Irgendetwas muss er doch haben, da ist sie sich sicher, nur was er hat, kann sie nicht sagen. Der braunhaarige verhält sich erst seit Trainingsbeginn so abweisend und egal wie stark die blauäugige auch grübelt, sie findet einfach keine passende Antwort. Vielleicht hat Oikawa es sich auch einfach anders überlegt und will gar nichts mehr von Mai? Oder hat er etwa eine andere? Nein. Am besten lässt sie es erst einmal darauf beruhen und macht sich keine weiteren Gedanken, die Schaden bei ihr selbst anrichten könnten, ohne das sie weiß ob sie wahr sind oder nicht und in Ruhe lässt die blauäugige den Zuspieler, damit dieser sich beruhigen kann. Später wird sie einfach das Gespräch mit ihm suchen und bis dahin einen kühlen Kopf bewahren.

Look at the stars
Look how they shine for you
And everything you do
Yeah, they were all yellow
I came along
I wrote a song for you
And all the things you do
And it was called Yellow
So, then I took my turn
What a thing to've done
And it was all yellow

∞༺♥༻✧

Müde reibt das Mädchen ihre Augen und überrascht stellt sie fest, dass der Bus gerade auf dem Parkplatz der Schule einfährt. Bereits viele Menschen, vermutlich Eltern der vereinzelten Spieler, stehen winkend da und beobachten den Bus wie er zum Halt kommt. Drängenden verlassen alle der Insassen das Fahrzeug, um schnell zu ihren Familien zu gelangen und nachhause zu können.

Nachhause..verstohlen sieht die grauhaarige noch einmal hinüber zu Oikawa, welcher gerade durch die Türe nach draußen tritt und die frische Tagesluft einatmet. Seufzend erhebt nun auch Mai sich von ihrem Sitz und verlässt den Bus, ohne noch einmal zurückzusehen.

Ihr Vater steht bereits vor dem schwarzen Mini Van der Familie und winkt seiner Tochter lächelnd zu. Ein stechender Schmerz durchfährt den gesamten Körper der grauhaarigen und zusammenreißen muss sie sich, damit keine Tränen ihre Augen verlassen.

Der Schein des netten Familienvaters trübt und beinahe selbst wäre Mai auf diese Lüge hereingefallen. Zu sehr sehnt sie sich nach dem Mann, welcher ihr unendlich viel Liebe und Geborgenheit geschenkt hat und doch muss sie sich immer wieder daran erinnern, dass all diese Hoffnungen umsonst sind. All diese Menschen bemerken erst gar nicht, wie kaputt die Familie Nakamura ist, denn sie alle sehen nur das äußerliche.

Schwerschluckend nimmt Mai ihren Koffer und tappst hinüber zu dem Auto, vor welchem ihr Vater bereits wartet. Lächelnd begrüßt er sein Kind und nimmt ihr das Gepäck ab, um es zu verstauen. Alkohol kann Mai keinen riechen, doch sicher ist sie sich, dass dieser nicht lange auf sich warten lässt und ihr Vater wieder zu trinken beginnen wird..das tut er nämlich nur, wenn er alleine ist und ihn seine Gedanken und Gefühle erdrücken. Den Schmerz und den Frust spült der Mann leichtfertig mit mehreren Flaschen Bier herunter und vergisst dabei sich selbst und die Menschen in seiner Nähe, leiden darunter.

Gemeinsam steigen Vater und Tochter in den schwarzen Van, um nachhause zu fahren. Bemerken tut Mai nur nicht den scharfen Blick Oikawas, welcher das Auto verfolgt und sich erst abwendet, als der Van den Schulparkplatz verlassen hat.

Wut, unglaubliche Wut sammelt sich in dem ganzen Antlitzes des Jungen und aggressiv ballt er seine Hände zu Fäusten. Am liebsten würde Tooru jetzt hinter dem Auto her rennen und dem Mann, der sich als Mai's Vater bezeichnet, eine reinhauen. Schließlich trägt er die Schuld, dass solch ein unglaublich tolles Mädchen, solch ein Leid ertragen muss.

Verbissen starrt Tooru noch einmal dem Wagen, welcher in der Ferne verschwindet, hinterher und realisiert gar nicht, wie ihn weitere Menschen auf dem Parkplatz beobachten. Erst als seine Mutter ihm auf die Schulter tippt, kommt der Junge wieder zu sich und wendet sich seinen Eltern, die wartend vor dem Wagen stehen zu. Augenrollend reißt Oikawa die Seitentüre auf und lässt sich, unter den strengen Blicken seines Vaters, auf den Rücksitz fallen. Der Vollarsch muss ihn gar nicht erst so bescheuert anstarren, schließlich interessiert es seinen Vater doch sowieso nicht, wie es seinem einzigen Sohn geht.
Nur Dinge wie das Trainingscamp oder anstehende Spiele sind wichtig für diesen und sehr viel Wert legt er auf das Spiel seines Sohnes.

Wie ist das Training gewesen? Hast du deinen neuen Aufschlag üben können und perfektioniert? Habt ihr gewonnen und hast du den entscheidenden Punkt gemacht? Wurde mit dir ein Interview geführt? Warst du der Spieler des Spiels?

All dies sind die dämlichen Fragen, die Oikawa sich andauernd anhören muss. Nicht ein einziges Mal wird dabei Rücksicht auf ihn genommen und etwas wie Hast du Spaß gehabt? Oder geht es deinem Knie gut und hast du es schonen können? gefragt.

Natürlich liebt der Zuspieler Volleyball und zuerst hat auch sein Vater diese Leidenschaft mit ihm geteilt, doch seitdem Kageyama Tobio ihn in der Mittelstufe abgelöst hatte vom Stammspieler, ist alles anders gekommen. Unterstützung erhält er kaum noch von seinem Herren und wenn dann nur in Form von Trainingsplänen, welchen Tooru zu mehr Erfolg verhelfen sollen und doch ist alles egal in Oikawas Augen...zu den Spielen seines Sohnes erscheint der Mann ohnehin nicht mehr.

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Lots of love, bekki ☀️

stitches | oikawa ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt