Kapitel 52

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"Oikawa, bitte sei nicht so blind. Solch eine aufrichtige Liebe, wie Mai sie dir alleine nur geben kann wirst du nirgends wo anders finden können. Volleyball ist vermutlich das Wichtigste in deinem Leben, es nimmt schließlich deinen kompletten Alltag ein, aber bitte geh einmal ganz tief in dich. Die Entscheidung wird dir nicht leichtfallen, doch musst du dir bewusst werden für welches der beiden Dinge dein Herz mehr schlägt. Die Liebe oder den Volleyball? Ich bin kein Freund und auch kein Feind gegenüber dir. Ich wünsche dir nichts schlechtes und genau deswegen bin ich hier, um mit dir zu reden. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, was Mai an dir findet." Ein ironisches Lachen folgt. "Bitte vermassle es nicht."

Summend, gar einer Melodie gleichend spielen sich die Worte von Kageyama in Oikawa's Ohren ab. Gestern Abend haben beide in seinem Vorgarten gesprochen, auch wenn das Gespräch eher einseitig gewesen ist und Tooru nur zugehört hat. Das die Worte von Tobio etwas in ihm bewegen würden hat er nicht gedacht, doch lassen seine Gedanken ihn nicht mehr zur Ruhe kommen.

Bereits vorher hat er schon an seiner Entscheidung gezweifelt, nur nicht den Mut aufgebracht sich seinen lautstarken Gedanken zu stellen. Immerzu hat er die Ohren zugehalten, wenn es um das Thema Mai gegangen ist, doch macht er das nicht mehr mit.

Ob er will oder nicht. Kageyama hat etwas in ihm bewegt.

Seufzend reibt er sich die Augen und schiebt den schweren Koffer vor sich her, bis zu dem Wagen seines Vaters. Zufrieden betrachtet der Herr seinen Sohn dabei, wie er den Koffer in den Kofferraum hievt und enthusiastisch klatscht er in die Hände.

"Das wäre geschafft, jetzt kann deiner Zukunft nichts mehr im Wege stehen.."

Blaue Augen blitzen vor Oikawa auf. Wie auf einer Leinwand gezeichnet formt sich die zierliche Gestalt des Mädchens vor ihm und alles um Tooru herum verblasst. Die Worte seines Vaters nimmt er schon lange nicht mehr wahr.

Eines Echos gleich schallen immer wieder die Worte 'Ich liebe dich' in seinem Kopf wider und feste ballt er die Hände zu Fäusten. Wie blind er doch gewesen ist. All diese Planung von dem großen Volleyballer, der er doch einst werden soll hat gar nicht er bestimmt. Von kleinauf hat er unter der Diktatur seines Herren leiden müssen und nicht verstanden, worum es eigentlich geht. Ein dümmliches Kind ist er gewesen, das zu seinem Vater aufgesehen hat. Doch genug ist genug.

Nicht einfach so tatenlos darf er bei all dem zusehen und so tuen, als wäre alles in bester Ordnung. In der Nähe seines Vaters trägt Tooru immer nur eine Maske, damit dieser ja die bröckelnde Fassade seines (perfekten) Kindes nicht wahrnehmen kann. Schon die Annahme des Angebots zeigt, wie Feige er doch eigentlich ist..und das, obwohl er für Mai stark bleiben will.

Doch was versteht man eigentlich unter stark sein? Ist es nicht so, dass Oikawa stark ist, wenn er zu sich und seiner Selbst steht. Seine Fehler und Macken zu lieben lernt? Seine eigene Meinung vertritt und vor allem das tut, wonach ihm steht? Der ständige Druck perfekt sein zu müssen, lässt Tooru keine ruhige Nacht und er hat genug davon, dass zu tun, was man von ihm verlangt.

Verdammt, es interessiert ihn kein Stück was sein Vater zu sagen hat, um das kann er sich auch später kümmern. Viel wichtiger ist es nun, die Liebe zu erhalten, welche so innig zwischen ihm und Mai herrscht..oder zumindest geherrscht hat.

"Können wir los?" Die Worte seines Vaters lassen Oikawa wieder erwachen und wie in Trance macht er einige Schritte auf den Mann zu. "Du kannst los, geh nur und erfülle deinen Traum."

"Was redest du da?", ein Hauch von Verachtung ist aus der Stimme des Herren herauszufiltern und bedrohlich baut er sich vor Tooru auf. "Das ist dein Plan. Den haben wir schon vor neun Jahren gemeinsam erarbeitet!"

Angewidert dreht Oikawa den Kopf beiseite, um dem Gebrüll des Gegenübers auszuweichen. Keinerlei Angst erfüllt ihn, bloß Wut...Wut darüber, dass sein Vater seine Kindheit zerstört hat und ihn nie ein normales Kind sein lassen hat.

Selbstsicher kneift er die Augen zusammen und reckt trotzig das Kinn.

"Den Plan hast du erarbeitet und mich wie eine deiner Marionetten behandelt. Du hast meine Kindheit mit deinem Wahn des Erfolges zerstört und dafür hasse ich dich."

"Sag das nochmal..", die Stimme seines Vaters ist nur noch ein Flüstern und ohne jegliche Furcht tritt Oikawa an ihn heran, bis ihre Fußspitzen sich berühren.

"Ich-hasse-dich", schnaubt er aggressiv, seinen Worten sich sicher.

Im nächsten Moment kriecht auch schon wieder dieser ziehende Schmerz in seiner linken Wange empor und entsetzt fasst er sich ins Gesicht. Erneut hat sein Vater gegenüber ihm die Hand erhoben.

"Du elendiger Bastard!", brüllt der Mann nun außer sich und holt zum nächsten Schlag aus, welcher wohlmöglich Tooru's Aus bedeuten würde, wenn man sich der unheimlichen Wucht bewusst ist.

Zitternd kneift er die Augen zusammen, wartend auf das Stechen und den Schmerz. Doch es geschieht...nichts. Ein Knall ertönt und überfordert öffnet Oikawa die Augen.

Bei dem Bild, welches sich ihm bietet, weiten sich seine Augen beträchtlich und schwerschluckend macht er einige Schritte zurück. Das ist doch...unmöglich.

Mit aller Kraft hat seine Mutter sich schützend vor Tooru gestellt, den Arm des Mannes feste umkrallt. Verächtlich betrachtet sie ihren vermeintlichen Partner, welcher nun vollkommen verängstigt scheint.

"Weg-von-meinem-Sohn-du-Arschloch", spricht sie drohend mit langen Pausen. Etwas lodert in ihren Pupillen auf, was Oikawa nicht definieren kann und erleichtert sucht er an ihr Halt.

Mutig schupst sie den Mann einige Schritte zurück. Einer Raubkatze gleich, schleicht sie auf ihn zu und bleckt sich die Zähne. Das Feuer in ihr, welches Oikawa's Vater all die Jahre über gedämpft hat, ist nun wieder erwacht und zwar größer und kräftiger als je zuvor.

Schon lange hat sie es bereut diesen Mann geheiratet- und auf die Worte ihres eigenen Vaters gehört zu haben. Wie Toorus Vater nun auch über das Leben seines Sohnes bestimmen will, hat ihr Vater es bei ihr getan. Jahrelang hat sie nach Gründen der Trennung gesucht und nach tausenden Kleinigkeiten hat diese Aktion das Fass nun zum Überlaufen gebracht.

Verlieren wird sie nichts. Nein, die Scheidung würde ihr sogar Freude bereiten, denn was kaum jemand weiß ist, dass die Firma der Familie in ihrem Besitz ist und sie eine geborene Oikawa ist. Nicht sie hat bei der arrangierten Heirat den Namen gewechselt, sondern er. Nur weiß das kaum einer.

"Lass meinen Sohn und mich endlich in Ruhe", kreischt sie außer sich, wodurch der Mann einige Schritte zurück weicht. Die Chance nutzen fährt sie herum zu ihrem Sohn und ihr hasserfülltes Gesicht schwindet.

"Nun geh schon mein Schatz. Ich habe das alles hier unter Kontrolle. Mach nicht den Fehler, den ich vor Jahren gemacht habe und entscheide selbst über dein Leben."

———
Yes MOM!
Ich wollte nur Bescheid geben, dass meine erste Haikyuu Fanfiction sich nun langsam dem Ende zuneigt.
Die Kuroo FF ist bereits in voller Planung. Soll ich den ersten Part dann gleich veröffentlichen, wenn Stitches offiziell beendet ist?

Lots of love, bekki ☀️

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