Kapitel 36

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Stumm starrt er aus dem Fenster und beobachtet die Landschaft, welche langsam an ihm vorbeizieht. Durchgehend kann Oikawa den Blick seiner Freundin auf sich spüren und wie sie ständig näher zu ihm herüber rückt, doch schenkt er ihr keinerlei Beachtung.

Mit seinen Gedanken hängt er alleine bei Mai und ihrem Zusammenbruch in Kageyamas Armen. Unbewusst spannt der Junge seine Kieferknochen an und ballt die Hände zu Fäusten. Unglaublich wütend ist er auf sich selbst und sein dämliches Verhalten, doch nicht anders hat er es gelernt gehabt. Immer zu hat er eingetrichterte bekommen, dass er keinerlei Zeichen von Schwäche zum Vorschein bringen- und immer den Überlegenen spielen soll, doch langsam hat Tooru davon genug.

Vor seinem geistigen Auge ziehen Filme ab und er kann Kageyama sehen, wie er gemeinsam mit Mai zu deren Mannschaftsbus läuft. Was ist wenn er jetzt auch die Grauhaarige an den Zuspieler der Karasuno verliert? Eifersucht ist ein Gefühl, welches Oikawa verabscheut und doch kann er es nicht verhindern. Er will es sein, der Mai in den Armen hält und ihr Geborgenheit schenkt,nur ist Tooru nicht würdig dafür. Wie soll er einem Mädchen Schutz bieten, wenn er selbst nicht einmal Mut aufbringen kann und zu sich steht?

„Tooru Schatz", die Stimme seiner Mutter durchdringt seine Gedankengänge und genervt sieht er zu der Frau auf, „Wir sind zuhause."

Langsam schnallt er sich ab und steigt aus dem Auto aus, mit welchem seine Mutter ihn vorhin an der Schule abgeholt hat. Schon an seinem Blick hat sie erkennen können, dass etwas nicht stimmt und ihr Sohn mit dem Kopf in den Wolken hängt.

Wie eine lästige Mücke schwirrt Yuna um Oikawa herum, bis sie vor der Haustüre stehen und genervt rümpft er seine Nase. Yuna ist hübsch, da bestehen keine Zweifel, nur ist ihr Charakter scheußlich und ihre anhängliche Art nervtötend. Doch am ausschlaggebendsten ist, dass sie nicht Mai ist.

Gemeinsam betreten die drei das Haus der Familie Oikawa und ermüdend schlüpft Tooru aus seinen Schuhen und hängt die Jacke an einen Kleiderbügel. Kurz verharrt er in seiner Position und mustert all die teuren Anziehsachen, welche er besitzt. Was spielt Geld schon für eine Rolle, wenn man jenes, was man gerne haben möchte, nicht erkaufen kann?

Seufzend schüttelt der Brünette seinen Kopf, weiterhin die erwartungsvollen Blicke Yuna's ignorierend. Stattdessen sieht er auf zu seiner Mutter, welche ihn besorgt mustert und sanft ihre Hand auf die Schulter ihres Sohnes legt.

„Yuna, geh doch schon mal in Tooru's Zimmer. Er wird gleich nachkommen."

Verdattert klappt die Freundin ihren Mund auf, um etwas zu erwidern, doch schließt ihn wieder als sie den mahnenden Blick der Frau erkennen kann. Stumm bringt sie ein Nicken hervor und ist wenige Momente schon verschwunden.

„Tooru, dein Vater möchte mit dir reden", spricht sie mit einem ernstem Unterton und sieht in die braunen Augen ihres einzigen Kindes. Sofort spannt sich der gesamte Körper des Junges an und gehorsam will er sich aus dem Griff seiner Mutter lösen, um das Gespräch mit dem Herren hinter sich zu bekommen.
Doch feste hält die Frau ihn zurück und durchdringt ihn mit den sanften Augen ihrer selbst.

„Später erzählst du mir, was dir auf dem Herzen liegt, ja? Ich sehe, dass dich etwas beschäftigt." Schwach schenkt sie ihm ein Lächeln und lässt Tooru daraufhin gehen.

Nachdenklich schreitet er hinüber zu dem Büro seines Vater, nicht wissend was ihn nun erwartet und zaghaft klopft er gegen das Holz der Türe. Als er den Raum betritt überkommt ihn ein gewisses Unwohlsein und hunderte Schauer jagen ihm den Rücken herunter, während sein Vater ihn mustert.

„Setz dich", gibt der Mann monoton von sich und still nimmt Oikawa Platz auf einem Stuhl gegenüber des Schreibtisches.

„Wie ich gehört habe, seid ihr im Halbfinale ausgeschieden", kurz stoppt er und Tooru glaub durch die Anspannung, welche zwischen den beiden herrscht, umzukippen, „Kannst du mir sagen woran das lag? Ich dachte du hättest endlich aufgehört an dieses belanglose Mädchen zu denken und dich endlich dem Volleyball gewidmet und nebenbei mit Yuna befasst. Sie kommt aus guten Hause."

„Das ist mir aber egal. Yuna interessiert mich nicht", zischt der Brünette und reckt trotzig das Kinn. Irgendetwas in ihm schreit danach, dem Mann seine Meinung zu geigen und sich nicht mehr unterbuttern zu lassen. Kurz entgleiten seinem Vater die Gesichtszüge, ehe er sich bedrohlich vor seinem Sohn aufbaut.

„Denk an die Familie. Yuna's Vater ist ein hervorragender CEO und kann ein guter Kooperationspartner werden." Die Worte des Herren klingen ernst und er scheint keine Späße zu machen, doch könnte es Oikawa nicht weniger interessieren.

Augenrollend lehnt er sich zurück und bringt ein genervtes Stöhen hervor. „Ich habe aber keine Lust mit einer Zicke zusammen zu sein, welche nur an ihr Aussehen denkt."

Ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönt und schreckhaft zuckt Tooru zusammen, als sein Vater tobsüchtig auf den Tisch haut. „Du wirst dich diesem Mädchen annähern und weiterhin ihr Freund bleiben, haben wir uns da verstanden?!"

In den Augen des Mannes flammt eine unheimliche Wut auf und Oikawa meint dem Teufel höchst persönlich gegenüberzustehen. Sonst immer hat er gehorcht und den Schwanz eingezogen, wenn er sich hätte auflehnen sollen. Doch momentan erfüllt ihn eine unheimliche Leere, welche alles gleichgültig erscheinen lässt und der Brünette treibt sich dazu, zu seiner Meinung zu stehen.

„Das werde ich nicht, du hast mir gar nichts zu sagen. Ich kann längst selbst entscheiden wen ich liebe und wen nicht! Mai ist die Richtige für mich und nicht so ein Drachen, wie Yuna es ist. Ich scheiß auf dein beschissenes Geld und den Ruf unserer Familie." In Rage ist Oikawa von seinem Stuhl aufgestanden und lehnt sich selbstbewusst seinem Vater entgegen, welcher mit jedem Wort aggressiver zu werden scheint.

Das nächste was Tooru zu spüren bekommt, ist die flache Hand seines Vaters, welche ihm mit einer unheimlichen Wucht in das Gesicht schlägt. Stille herrscht in dem Raum und entsetzt fasst der Brünette sich an die Wange, realisierend das sein Vater soeben handgreiflich geworden ist.

„Ich hasse dich", spuckt er aus und verlässt mit glasigen Augen das Büro. Ohne an Yuna oder seine Mutter zu denken steuert der Junge in den Flur, zieht sich Schuhe und Jacke an und tritt aus dem Haus heraus.

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Tada, schon wieder ein neues Kapitel auch wenn ich gestern erst geupdated habe. Ich hoffe ihr freut euch ❤️
Bekommt ihr jetzt Mitleid mit ihm? Er tut mir ja schon irgendwie leid ):

Lots of love, bekki ☀️

stitches | oikawa ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt