Mit gesenktem Kopf sitzt Mai an dem endlos langen Esstisch und versucht ihr Unwohlsein zu verbergen. Schon immer ist es dem Mädchen unangenehm gewesen, vor fremden Menschen essen zu müssen und wenn ausgerechnet diese auch noch die Eltern von Tooru sein müssen, dann ist es doppelt so unangenehm.
Heute früh ist die Mutter von Oikawa in sein Zimmer hineingekommen, um staubzusaugen und hat dann natürlich Wind von der ganzen Sache bekommen, als sie Mai im Bett mit ihrem Sohn hat liegen sehen. Peinlich. Das einzige Wort welches diese Situation allein beschreiben kann.
Doch nach der Erklärung von Oikawa gegenüber seiner Mutter, hat sich die ganze Situation einwenig besser in Mai's Augen angefühlt. Zwar hat er die Details ausgelassen, aber klar gemacht, dass die grauhaarige eine bleibe gebraucht hat aus familiären Gründen. Total nett hat die dunkelhaarige Frau reagiert und sich sogar um das Mädchen gesorgt, obwohl sie diese gar nicht kennt. Gebeten hat seine Mutter darum, dass die grauhaarige doch bitte zum Frühstück bleiben soll und Tooru sie danach nachhause bringen kann.
Jetzt sitzt die blauäugige hier, am Esstisch der Familie, welcher nebenbei bemerkt größer als der Durchmesser ihres eigenen Zimmer ist und versucht wenigstens etwas runterzubekommen. Immer wieder wirft der braunhaarige, der direkt neben Mai sitzt, ihr sorgenvolle Blicke zu und versucht ihr die Nervosität zu nehmen. Zurückhaltend findet die Hand des Jungen ihren Weg unter dem Tisch in die des Mädchens, welche bei dieser überraschenden Berührung einwenig zusammenzuckt. Sofortige Ruhe erfüllt ihr gesamtes Antlitz und zum ersten Mal am heutigen Tage kann sie entspannen.
Oikawas Hand drückt sanft die der blauäugigen und schüchtern schenkt Mai ihrem Nebenmann ein Lächeln, welches er jedoch nicht erwidert. Die Augen des Jungen sind nicht mehr auf Mai gerichtet sondern beobachten etwas anderes.
Verkrampfen tut sich die Hand von Tooru und seine Augen blitzen gefährlich auf, als eine andere Person Platz an dem Esstisch nimmt. Sein Vater.„Wer von euch hat die schmutzigen Schuhe, die im Flur stehen angeschleppt? Das ist widerwärtig."
Der Blick des Mannes fällt auf die grauhaarige, welche ihm direkt gegenüber sitzt und seine Augen bohren sich in das eisblau. Bei den Worten des Unbekannten, zieht sich etwas in der Brust ihrer selbst zusammen und bedrückt senkt Mai ihren Kopf. Ohne irgendetwas von sich zu geben, dreht Oikawas Vater sich zu dessen Frau und schenkt ihr einen undefinierbaren Blick.
„Schatz, dass ist eine Freundin von unserem Sohn. Sie hat heute Nacht hier verbracht, da sie einwenig Probleme zuhause hatte" erklärt die dunkelhaarige Frau ihrem Nebenmann.
Die Stirn des Mannes kraust sich und unbeeindruckt heben sich dessen Augenbrauen. Ohne auf das gesagte von seiner Frau einzugehen, schenkt er seine Aufmerksamkeit Oikawa.
„Du hast aber trotzdem trainiert oder? Du weißt, dass ich Ablenkung nicht dulde und schließlich hast du es zu den Nationalmeisterschaften zu schaffen."
Kalt widmet Tooru seine Aufmerksamkeit dem dunkelhaarigen und ein ironisches Lächeln ziert sich auf seinen Lippen. „Natürlich Vater. Erstens trainiere ich jeden Tag und zweitens ist Mai unsere neue Managerin und somit keine Ablenkung." Am liebsten hätte Oikawa seinem Vater gerne seine gesamte Meinung gegeigt, doch dieses Selbstbewusstsein bringt er einfach nicht auf und vor seiner Mutter will er keinen Streit beginnen.
„Mai Nakamura also?" Ohne seinen Sohn weiter zu beachten dreht sich der Herr zu Mai, welche auf ihrem Stuhl verkrampfen tut.
„Ja Sir." Woher kennt er ihren Namen?
„Sie sind also die neue Managerin der Seijoh?" Monoton gibt der Vater diese Worte von sich und betrachtet die grauhaarige fast schon desinteressiert.
„Ja Sir, seit fast einem Monat schon."
„Spielen sie selber auch oder haben sie kein Talent für solch einen Sport? Sicherlich müssen sie nur von Talent strotzen, wie sollten ihre Eltern denn sonst die Schule finanzieren können?"
Abschätzig mustert er das Mädchen, wartend auf eine Antwort.„Doch, ich habe gespielt bis ich Managerin geworden bin..auf der Position des Liberos und dementsprechend ein Sportstipendium gehabt." So selbstbewusst wie möglich versucht Mai dem Mann die Stirn zu bieten, selten hat sie solch jemand unfreundliches kennengelernt und krampfhaft versucht sie nicht in Tränen auszubrechen.
„Entschuldigung" Mai steht auf und verbeugt sich noch einmal „ ich muss nun leider nachhause, Vater sucht sicherlich schon nach mir. Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft."
Ohne noch einmal den Vater anzusehen, dreht die grauhaarige herum und verlässt die Küche, um hinaus gehen zu können. Im Flur schlüpft sie schnell in ihre einfachen Discounter Schuhe und greift nach ihrer Second-Hand Jacke. Arm, beinahe schmutzig fühlt Mai sich neben Oikawa, welcher in einer ganz anderen Liga als sie selbst zu spielen scheint. Schon immer ist die Familie Nakamura nur durchschnittlich gewesen und nie hat es Mai wirklich gestört, doch gerade schon. Noch nie hat die grauhaarige sich jemals so gedemütigt und erniedrigt gefühlt, sie muss einfach schnellstmöglich hier raus.
Gerade als die blauäugige zur Türe herausgehen will, wird sie am Handgelenk zurückgezogen und blickt in die braunen Augen Tooru's.
„Warte Mai, ich bringe dich nachhause."
Bei den Worten ihres Gegenübers beginnt das Herz ihrer selbst zu klopfen und schwerschluckend befreit sie sich aus dem Bann seiner liebevollen Augen. Wenn er ihre Vierzimmerwohnung zu Gesicht bekommen würde, dann wäre er sicherlich nicht sehr angetan und würde ein negatives Urteil über Mai fällen.
„Nein, lieber nicht. Ich glaube dein Vater mag es nicht, uns gemeinsam zu sehen.." seufzend löst sich die grauhaarige aus seinem Griff, bereit das Haus zu verlassen.
„Das ist mir egal Mai."
„Mir aber nicht. Schau mich doch an, ich trage Discounter Schuhe die nebenbei bemerkt schon ziemlich abgetragen sind und die Jacke hier ist ebenfalls aus zweiter Hand. Du kannst nicht so tun, als wäre es kein Problem..ich bin einfach nicht standesgemäß genug, verstehst du? Du und ich, wir kommen aus zwei verschiedenen Welten und ich denke nicht, dass dir meine gefallen würde. Hast du nicht gesehen, wie dein Vater mich angesehen hat? Wie als wäre ich irgendein Ungeziefer, dass in seinem Esszimmer sitzt...ich denke es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Auf Wiedersehen Tooru."
Ohne sich noch einmal umzudrehen, tritt Mai nach draußen und lässt die Türe hinter sich ins Schloss fallen. Schleunigst will die von diesem riesigen Anwesen verschwinden, noch nie hat sie sich jemals so erniedrigt gefühlt. Doch insgeheim hofft die grauhaarige auch, dass Oikawa hinter ihr herkommt, auch wenn sie es ihm verboten hat und er ihr klar macht, das Geld keine Rolle spielt und er sie so liebt, wie sie ist...doch nein.
Mit Tränen in den Augen verlässt das Mädchen das Anwesen und sieht dabei gar nicht, wie Oikawa ihr gebrochen hinterher sieht, die Hand des eigenen Vaters auf der Schulter, welcher ihn zurückhält.
„Du und dieses Mädchen, dass wird es niemals geben..also schlag dir das gleich mal wieder aus dem Kopf. Was soll man von uns denken, wenn man euch zusammen sieht? Ich denke es ist besser, wenn du dich wieder ganz alleine dem Volleyball widmest. Ich werde mich schon um alles kümmern." Klar verlassen diese Worte den Mund des Herren und ohne seinen Sohn weiter zu beachten, tritt er zurück in das Esszimmer.
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Ouch my heart 🤧Lots of love, bekki☀️
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stitches | oikawa ✓
Fiksi PenggemarAlles andere als freundlich kann man die erste Begegnung zwischen Mai und Oikawa bezeichnen. Sein zu großes Ego und ihre abweisende Art lassen die beiden in eine Feindschaft geraten und sie können sich auf die Pest nicht ausstehen. Doch was ist, wen...