Als es schon fast dunkel war, kam ich zu Hause an. "Wo zur Hölle warst du Jade?" fragte mich meine Mutter. "Mit Freunden draussen." "Mit Freunden draussen, willst du mich verarschen?" rief sie mir hinterher. Ich ignorierte sie und lief die Treppe in mein Zimmer hoch. "Du bleibst jetzt sofort stehen," befahl mir meine Mutter. Genervt drehte ich mich um. "Was?" "Ich habe dir für nächste Woche ein Vorstellungsgespräch bei der Yale University organisiert," sagte meine Mutter. Ich fiel aus allen Wolken, jedoch alles andere als aus Freude. "Was, auf keinen Fall," sagte ich laut. "Du wirst dahingehen, ob du willst oder nicht. Ich habe dich nicht aufgezogen, nur damit du jetzt eine Schande über die ganze Familie bringst!" Ich musste mich beherrschen, nicht total auszurasten. "Ich habe dir schon tausendmal gesagt, ich will nicht auf eine Uni, wieso kannst du das nicht einfach akzeptieren?" schrie ich. "Du machst was ich dir sage, hörst du und wenn nicht, kannst du deinem Geld auf Wiedersehen sagen." "Ich pfeife auf dein scheiss Geld." Meine Nerven waren ab hier zu Ende. Wieso konnte sie nicht verstehen, dass ich nicht in der gleichen Blase wie sie leben wollte. Ich wollte nicht schon wissen, wie mein ganzes Leben aussieht. Ich wollte spontan und frei sein.
"Raus," murmelte meine Mutter. "Was?" fragte ich entsetzt. "Entweder du bewegst dein Arsch zu diesem Vorstellungsgespräch und gehst an diese Uni oder du verschwindest sofort aus diesem Haus!" Das Blut in meinen Adern gefror. Meine eigene Mutter schmiss mich raus. Ohne über die folgenden Konsequenzen nachzudenken, schrie ich: "Dann verpisse ich mich jetzt, ich hoffe ich sehe dich nie wieder". Mit diesen Worten rannte ich in mein erst neu erlangtes Zimmer, schnappte mir meine Reisetasche und packte meine Sachen. Kleidung und persönliche Sachen, darunter auch mein ganzes Gras, welches ich von Georgia mit geschmuggelt hatte, fielen in die grosse Tasche. Mit zusammengezogenem Reissverschluss schnappte ich mir die schwere Tasche und lief die Treppe hinunter. Meine Mutter und auch mein Vater waren nirgends zu sehen. Dad mochte ich viel mehr als Mum und doch wusste ich, dass er immer zu ihr halten würde, egal wie sehr sie im Unrecht war. Mit einer einzigen Träne verliess ich das Haus und hoffte, ich müsse nie wieder hier her zurückkommen.
Doch was nun? Ich bin jetzt obdachlos, habe niemanden, der sich um mich sorgt. Meine Verzweiflung stieg an. Das Gefühl des Alleinseins kam in mir hoch. Langsam begann meine Hand zu zittern. Nicht jetzt. Mein Körper hörte nicht auf mich und setzte die nicht unbekannte Panikattacke fort. Seit ein paar Jahren leide ich unter solchen Attacken. Am meisten traten sie bei Gefühlen auf, welche mich schwer belasteten. Darauf folgte das schwere Atmen und die nicht gewollten Tränen. Obwohl ich manchmal nicht mal traurig war, kamen sie und strömten über meine Wangen. So wie jetzt. Es machte mich nur noch wütender und ich hasste mich selbst. Dass ich mich so schnell aufregte und so schwach war. Ich konnte die leere Strasse sehen, auf der ich mich befand. Schnell stürzte ich zu einem Baumstamm, welcher mit Moos bedeckt war. Meine Tasche fiel mir aus der Hand und ich setzte mich hin. Mit dem Rücken an den Stamm wartete ich, bis alles Leiden endlich vorbei sein würde, doch es wollte nicht aufhören. Durch meine Schreie wollte ich den Schmerz rauslassen und ihn vertreiben. Doch auch das funktionierte nicht. Er haftete tief und umklammerte mein Herz.
Nach gefühlten Stunden konnte ich mich beruhigen. Meine Wimpern waren nass und verklebt. Meine Hosen waren dreckig, vom Boden, auf dem ich sass. Frustriert und ohne jegliche Lust machte ich meine Tasche auf und holte mein ganzes Gras raus. Mit dem Feuerzeug zündete ich die Stange an und nahm einen tiefen Zug. Entspannt lehnte ich mich zurück.
Nach wenigen Minuten hatte ich das ganze Gras geraucht und war komplett high. Ich wollte aufstehen, doch es drehte sich alles. Deshalb lehnte ich mich wieder an den Stamm. Die Müdigkeit holte mich ein. Sobald ich einmal die Augen schloss, nickte ich ein und mein Kopf drehte sich weg.
Schon fast eingeschlafen hörte ich ein Auto oder ein Motorrad ankommen. Jemand kam auf mich zu. "Jade," fragte eine tiefe Stimme, doch ich konnte nicht erkennen, wer es war. "Was hat sie denn?" rief eine weibliche Stimme. "Sie ist komplett high, wir nehmen sie mit. Nimm ihre Tasche." Mit diesen Worten merkte ich, wie mich jemand vom Boden aufhob. Danach holte mich die Dunkelheit ein.
DU LIEST GERADE
LOSE YOU TO LOVE ME
FanfictionJade Reed. Das schwarze Schaf der Familie. Sie hatte alles. Ein schönes Haus, eine gute Schule und Geld. Zusammen mir ihren Eltern lebte sie in Georgia, bis ihr Vater seines Geschäftes beraubt worden war. Sofort ging er Bankrott. So kam es, dass die...