Kapitel 7

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Jj war der letzte, der durch das Fenster entfloh. Panisch sahen wir uns um. "Wir müssen uns verstecken, wenn wir rennen, holen sie uns mit dem Auto ein," flüsterte Pope laut. "Wo sollen wir uns hier verstecken?" erwiderte Kiara. Auf einmal kam mir eine Idee. "Ich lenke sie ab, ihr verschwindet." Alle Blicke wendeten sich mir zu. "Was?" Kiara sah mich besorgt an. "Kommt nicht in Frage." "Hört mir zu. Sie kennen euch und wissen wer ihr seid, doch mich kennen sie nicht. Irgendwie bringe ich diese Drecksstücke schon dazu, zu verschwinden." Ich sah in die Runde. "Willst du mich verarschen, die knallen dich ab," fluchte Jj und sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. "Vertraut mir," bat ich sie. Kiara umarmte mich. "Stell bitte nichts Dummes an." Ich nickte ihr flüchtig zu, während ich zu sah wie die anderen hinter einem grossen Busch verschwanden. Jj zögerte. "Na los, geh schon," forderte ich ihn auf. Widerwillig gesellte er sich zu den anderen, liess mich jedoch nicht aus den Augen.

Nun musste ich mich auf mich selbst konzentrieren. Komm schon Jade!

Schon nach wenigen Sekunden kam einer der beiden Männer raus. Mein Blick fiel auf seine Waffe, welche er bei sich trug. "Wer bist du?" rief er mir grimmig zu. "Hey, ich habe mich irgendwie verlaufen und müsste zu so einem Laden, eh. wie hiess der noch gleich...ahh genau ich glaube es war Saint-Tropia. Wisst ihr, wo das ist?"

Einer meine Talente war es, den Leuten etwas vorzuspielen. Schon x-Male hatte ich meine Mutter oder meinen Vater belogen. Ihnen eine ganz andere Geschichte als die Wahrheit erzählt. Wie sich herausstellte, besass dies wennschon einen Vorteil.

"Willst du uns verarschen Mädchen," sagte mein grösserer Gegner und richtete seine Pistole auf mich. Mein Herz machte einen Nervositätssatz. Im Augenwinkel sah ich, wie John B Jj krampfhaft abhielt, aus dem Busch zu springen. "Nein, ich will nur zum Laden," sagte ich und versuchte, ängstlich und nervös zu wirken. Doch mein Talent wurde durch die auf mich gerichtete Waffe relativ eingeschränkt. "Es reicht," schrie er mich an. Als der Mann näherkam, wurden meine Beine ganz wacklig. "Wo sind deine anderen kleinen Freunde, kannst du mir das verraten," sagte er. Er war mittlerweile so nah, dass er die Waffe direkt an meinen Kopf halten konnte. Die Angst um mein Leben betäubte mich, sodass ich sie kaum mehr spürte. Ich weiss, es klingt komisch, aber ich habe mir schon so viele Male überlegt, wie es wäre, einfach zu sterben. Manchmal hatte ich es mir sogar gewünscht. "Ich wiederhole mich nicht gern," sagte mein Gegner und entsicherte die Pistole. In diesem Moment kam Jj aus seinem Versteck gesprungen. Er hielt ebenfalls eine Waffe in der Hand und richtete sie auf den Mann. Dieser schmunzelte kurz. "Weisst du überhaupt mit einer Waffe umzugehen Junge?" Als Bestätigung entsicherte Jj die Waffe. Einen kurzen Moment dachte ich, er würde den Mann einfach so erschiessen, doch er hielt inne. " Den Kompass, her damit," forderte unser Gegner. "So läuft das nicht," sagte Jj locker, als wäre er irgendwo anders, nur nicht hier, in dieser Situation. "Niemand kommt hier her und bedroht meine Freunde." Ich sah wie Jj die Zähne zusammenbiss. Er war kurz davor die Kontrolle zu verlieren. Wenn er den dunkelhaarigen Vollidioten abknallt, würde er sicher nicht mehr lange frei sein. Spätestens nach ein paar Tagen würde die Polizei ihn finden und einsperren. Für einen versuchten Mord kann man lebenslänglich bekommen.

Langsam ging ich auf Jj zu. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter, er ignorierte es. "Hey komm schon," versuchte ich ihn zu beruhigen. Doch er wich meinen Blick aus. "Leg die Waffe weg, bitte," probierte ich es ein zweites Mal. Doch auch bei meinen weiteren Versuchen beachtete er mich nicht. Es machte mich wütend. Mein Kopf blendete die Gefahr automatisch aus. "Gib mir endlich diese scheiss Waffe Jj," sagte ich laut und riss ihm die Pistole aus der Hand. "Was soll...," begann er ebenfalls wütend, doch der Mann, den ich komplett ausgeblendet hatte, unterbrach Jj. "So Mädchen, nun leg die Waffe weg, du weisst nicht was du da in der Hand hast." Er unterschätzt mich, gut so. Ich war schon wütend, doch der Kommentar dieses hirnlosen Schweines unterstütze meine Wut nur noch mehr. Die Pistole in meiner Hand richtete sich automatisch auf den Mann. Die Wut kontrollierte mich, liess mich alle Gefühle ausblenden und nicht mehr richtig Denken.

Ein lauter Schuss fiel. Mein Gegner zuckte zusammen, ich ebenfalls. Als ich bemerkte, dass ich die Kugel abgefeuert habe, schmiss ich die Pistole auf den Boden. Meine Ohren fiepten und ich konnte Jj's Rufe nicht hören. Er packte mich am Arm und zwang mich zu rennen. Kiara und die anderen rannten voraus, während Jj mich hinterher zog.

Völlig neben der Spur kam ich bei Jj's Haus an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen in eine andere Richtung verschwunden waren. Jj zerrte mich ins Haus. "Jade, hey," sagte er und winkte mit seiner Hand, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Verwirrt sah ich auf. "Habe ich ihn getötet?" fragte ich leise. Das Gefühl, als ich diesen Satz aussprach, war unbeschreiblich. "Hast du gerade ernsthaft versucht, jemanden abzuknallen?" Jj Stimme war laut und es lag auch eine kleine Verzweiflung darin. "Man... Ich dachte ich wäre krass drauf," ergänzte er. Für einen Moment war es still. "Was war denn da los?" fragte er mich. Mein Herz zog sich zusammen. Ich sprach nicht über meine Gefühle, niemals! Nicht mal jemanden, dem ich mein Leben anvertrauen würde. "Nichts," erwiderte ich deshalb. "Nicht, dein Ernst?" Jj's weitere Ergänzungen, blendete ich aus. Ich spürte den Orkan, welcher in mir tobte. Er musste sich beruhigen, sonst würde ich alles mitreissen. Doch Jj liess nicht locker. "Ich habe Wutanfälle Jj, und zwar nicht wenige. Ich habe keinen Funken Selbstbeherrschung und verliere die Kontrolle, immer." Währendem ich ihm mein Herz öffnete, sprang ich auf und lief anschliessend aus dem Haus.

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