Kapitel 16

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Die Stunden zogen vorbei und nichts geschah. Keine Nachrichten, keine Meldungen, nichts. Nervös rauchte ich den Joint, welchen ich mir auf dem Weg zur Hängematte geschnappt hatte. "Du kiffst auch, ernsthaft?" hörte ich Kiaras Stimme. "Ich erkenne schon fast Jj in dir wieder," kicherte sie. "Wann kommt er da wieder raus, aus dem Gefängnis meine ich?" "Sein Vater wird eine Kaution zahlen müssen, dann kann er auf Bewährung raus. Wenn er dann keine Scheisse mehr baut, was ich eher bezweifle, ist er aus der Sache raus," beantwortete Kiara mir meine Frage. "So leicht?" Kiara zuckte mit den Schultern. "Geld ist hier am wichtigsten. Wenn man es hat, überlebt man."

Nachdenklich und mit den Gedanken wo anders, sah ich auf das von Wellen übersehene Meer. Kiara nahm meine Hand und ich sah sie fragend an. "Wir müssen uns für das Mittsommerfest vorbereiten, komm schon. Du kannst zu mir kommen und wir machen dich Partyfertig," sagte Kiara, doch ich hielt dagegen. "Ich bin kein Partymensch." "Heute schon." Mit diesen Worten zog mich Kiara auf den Weg zu ihr nach Hause.

Zuerst musste ich auf Anweisung von Kiara duschen gehen, da ich anscheinend stark nach Gras roch. Mit nassen Haaren schritt ich aus dem luxuriösen Badezimmer und kam bei ihr im Zimmer an. Sie trug mittlerweile ein violettes Kleid, welches ihre schöne Figur betonte. "Was trägst du gerne für Farben?" fragte sie mich, während sie in ihrem Kleiderschrank rumwühlte. "Schwarz," antwortete ich ihr schnell, bevor sie mir noch ein farbiges Kleid verpasste. "Ich habe nur ein schwarzes und das habe ich noch nie getragen, weil es mir nicht passt. Probiers an." Kiara reichte mir ein schwarzes Kleid, welches aus schwarzem Samt bestand.

Ich ging in das angeschlossene Bad und zog mir das Kleid über. Tatsächlich passte es wie angegossen.

Kiara klatschte begeistert in die Hände. "Du bist richtig heiss." Ich lachte auf. "Danke, du aber auch."

Als die Sonne langsam unterging, machten Kiara und ich uns zusammen auf den Weg. Das Fest fand im Garten eines grossen Hauses statt. Fast alle Kooks der Insel befanden sich auf dieser Mittsommerparty. Dazu liefen Kellner und Bedienstete rum, die die Gäste bedienten. Für mich persönlich war das alles hier viel zu aufgeblasen. Ich brauchte keine schönen Kleider und viele Leute, um eine Party zu feiern. Am liebsten veranstalte ich diese einfach nur mit mir allein. Doch heute kam dies nicht in Frage.

"Jade, das sind meine Eltern", stellte Kiara mir zwei Erwachsene vor. Man konnte die Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrem Vater förmlich sehen. "Freut mich sehr," sagte ich höflich. Sie nickten freundlich, um mir dasselbe mitzuteilen.

Gleich wenige Sekunden nachher sah ich eine grosse Familie eintreten. Der Vater, so wie ich geraten hatte, hielt eine kurze Ansprache. Danach setzte die Fete wieder fort. Das Mädchen, sehr wahrscheinlich die Tochter des Herren, fiel mir mit ihrem weissen Kleid sofort auf. "Das ist Sarah Cameron, die Kookprinzessin", sagte mir Kiara, welche direkt neben mir stand. "Wir waren mal beste Freunde, was man nicht mehr behaupten kann". "Wieso, was ist passiert?", fragte ich sie. Doch ein Abwinken war die einzige Antwort, die ich von ihr bekam. "Das kann warten, jetzt müssen wir uns erst mal was zum Trinken holen". Ohne eine Antwort abzuwarten zog Kiara mich in die Menge. Da ich nichts gegen einen guten Drink hatte, liess ich es zu.

Mit unseren Becher in der Hand, machten wir kehrt, um uns wieder an unseren vorherigen Platz zu begeben. Als ich gerade dabei war, Kiara nachzulaufen, sah ich im Augenwinkel einen blonden Haarschopf aufblitzen. Mit einem genaueren Blick sah ich Jj, als Kellner verkleidet. Er tanzte bei dieser Sarah und übergab ihr einen Zettel. Kurz bevor er wieder verschwand, zwinkerte er ihr zu.

Ich weiss nicht, ob es die Eifersucht oder die Wut war, die plötzlich bei mir kickte. Ich machte mir Sorgen um ihn, was ich mir selber aber nicht eingestehen wollte, und er ist schon lange wieder aus dem Knast raus? Mit einem Ex trank ich den ganzen alkoholischen Drink, warf den Becher in den Abfall und lief Jj hinterher. Dieser ging direkt bei der vorderen Türe ins Haus und dann in Richtung Ausgang. "Jj", rief ich ihm laut hinterher. Sein Blick fuhr herum. "Jade, was". Er beendete seinen Satz nicht und sah an mir hinunter. Ein Kribbeln durchzog mein Körper, was ich jetzt aber echt nicht gebrauchen konnte. "Seit wann bist du wieder draussen?". "Heute Morgen". "Und da ist dir nicht in den Sinn gekommen, mir Bescheid zu sagen", sagte ich aufgebracht. "Ich war ziemlich beschäftigt". Ein wütendes Schnauben entfiel mir. Jj sah auf und ich blickte ihn erschrocken an. Sein Gesicht war von Verletzungen übersäht. Eine ist mit einem kleinen weissen Pflaster abgedeckt, da die Wunde wahrscheinlich ziemlich tief war. "Scheisse, was ist passiert?" Er schwieg, während ich näher zu ihm trat. "Jj?" Seine Antwort darauf war einzig und allein das Wort "Scheisse".

Doch es galt nicht mir, wie ich an seinem Blick erkennen konnte. Als ich mich umsah, erkannte ich Rafe, Topper und zwei andere Jungs. Sie kamen direkt auf uns zu, während Jj mich an der Hand packt und mich zum Laufen zwingt. "Jj, bleib stehen du Opfer," rief Rafe uns hinterher, während wir in der Zwischenzeit fast schon rannten. Die Erkenntnis, dass das Glück heute nicht auf unserer Seite stand, fanden wir heraus, als wir in einer Sackgasse landeten.

"Ohne Waffe bist du plötzlich nicht mehr so mutig", zog Topper Jj auf, während sie uns in die Ecke drängten. "Das ist ja das kleine Miststück, das uns letztes Mal bedroht hat". Rafe spuckte die Worte förmlich aus. Mein Puls schoss in die Höhe. Ich hasste es, auf irgendeine Weise erniedrigt zu werden. "Ich hätte abdrücken sollen", zischte ich ihm zu.

Mittlerweile stand Rafe fast ganz vor mir. Seine Hand ballte sich zu einer Faust. "Ganz schön grosse Fresse hast du da". "Problem damit?" Ich konnte sehen, wie ich Rafe immer wütender machte. Hinter mir spürte ich Jj's Anspannung. Er würde jeden Moment jemandem eine reinhauen, doch er hatte keine Chance gegen Rafe, geschweige denn gegen vier Typen.

Auf einmal riss mich Rafe von Jj los und drückte mich mit seinem Arm an die Wand. Die anderen zwei Jungs packten Jj rechts und links, während sich Topper den Ärmel seines Pullovers hochkrempelte. Wütend versuchte ich mich loszureissen, doch Rafe war stärker. Nicht mal mit drehen und wenden konnte ich mich befreien. "Jj, du hast dir da echte eine sture Freundin ausgesucht, vielleicht borge ich sie mir mal aus". Jj wollte zu Rafe stürmen, doch die anderen zwei hielten ihn fest. "Fick dich," sagte ich laut, währenddem ich immer noch versuchte, aus seinem Griff rauszukommen. Topper traf seinen ersten Schlag voll in Jj's Bauch. Ich keuchte entsetzt auf. "Ist das alles Topper? Komm schon, zeig was du kannst", stichelte Jj ihn an. Topper schlug nochmal auf ihn ein und Jj spuckte Blut aus. "Es reicht", schrie ich wütend. Doch Topper setzte zu einem weiteren Schlag an, jedenfalls versuchte er es. Denn genau in diesem Moment tauchte einer der Sicherheitsleute auf. Schnell liessen die anderen Jungs Jj zu Boden fallen. Auch Rafe nahm seinen Arm von mir, den ich wütend auf die Seite stiess, um zu Jj zu gelangen. "Ist hier alles in Ordnung?", fragte der Wachmann. Die Kooks nickten sofort und behaupteten dann, Jj hätte sie mit einem Streit provozieren wollen. Der Mann wandte sich an mich. "Hat er sie ebenfalls belästigt?". Er zeigte zu Jj, der sich bereits wieder aufgerappelt hatte. "Nein, die anderen haben nur Scheisse erzählt", bestritt ich die Sache. Doch der Wachmann hatte Jj bereits gepackt und führte ihn hinaus. "Hey", beschwerte ich mich wütend. Doch der Mann reagierte nicht und führte Jj von der Party weg. "Du lässt dich nicht mehr blicken verstanden". Mit diesen Worten machte der Wachmann kehrt und lief wieder ins Haus.

Überfüllt mit Gefühlen lehnte ich mich an die Mauer des Hauses. "Alles gut?", fragte Jj und kam auf mich zu. "Ob es mir gut geht? Ich war nicht diejenige, die gerade Schläge abbekommen hat". "Ist nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Deswegen ist es auch nicht wert, darüber zu reden." "Doch ich finde schon, dass", wollte ich wieder ansetzen, bis ich von Jj's Lippen auf meinen aufgehalten wurde. Mit einer plötzlich aufkommenden Leidenschaft küssten wir uns. Sein Körper presste meinen an die Wand. Über meine Lippen kam ein überraschendes Geräusch, welches Jj zum einem leisen Lachen brachte. Sekunden vielleicht auch Minuten vergingen, in denen wir in genau dieser Position verweilten. Ehrlich gesagt wollte ich sie nie mehr auflösen.

Mit diesem Gedanken konnte ich plötzlich eine Stimme meinen Namen rufen hören. "Jade?", rief Kiara nach mir. Widerwillig löste ich mich von Jj, welcher sich beschwerte. "Hier". Kurz danach tauchte Kiara auf und musterte uns misstrauisch. "Was macht ihr hier?" "Jj wurde rausgeworfen," beantwortete ich die Frage schnell. Sie zog eine Augenbraue nach oben und sah Jj an. "Was?", meinte dieser nur sarkastisch. "John B will uns sehen. Er hat Neuigkeiten zum Gold". "Na dann mal los".

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