Kapitel 39

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Der einzige Ort, an dem ich Zuflucht finden konnte, war das alte Haus von John B. Es war sowieso die einzige Möglichkeit, nicht komplett verregnet zu werden.

Passend zu meiner Stimmung zog ein tobendes Regenwetter über Outer Banks. Ich legte mich dank dem schlechten Wetter auf die schäbige Couch im Haus. Auf dem Rücken liegend fragte ich mich, wie es nun weitergehen würde. Würden sich die Pogues auflösen, oder weiter zusammenhalten? Alles was die Gruppe noch zusammenhielt war Hoffnung. Hoffnung darauf, dass sie rausfinden, dass John B doch nicht tot war oder dass sich das von ihnen gefundene Gold, welches von Ward abtransportiert wurde, immer noch auffindbar ist. Ich hatte auch Hoffnung. Ich habe sie immer noch. Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass ein Junge, welcher mit dem Wasser und auf See aufgewachsen ist, bei einem Schiffsunglück gestorben war.

Ich zuckte zusammen, als ich ein Geräusch an der Tür hörte. Verwirrt sah ich mich um und wischte mir meine Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich war wohl aus Versehen eingepennt. Ich wandte mich wieder dem Geräusch zu, welches mich aus meinem Schlaf geholt hatte und sah Pope dastehen. Er hatte zwar sichtbare Augenringe und doch sah er einigermassen beruhigt aus. "Hey", sagte ich leise und setzte mich auf. Ich richtete mein grosses weisses Shirt und schlüpft in meine weissen Sneakers, welche ich vor dem Schlafen ausgezogen hatte. "Jade, hey", begrüsste mich Pope. Eine stille Minute trat ein, während Pope sich im Haus umsah. "Schon merkwürdig. Es sieht so aus, als wäre nie etwas passiert". Ein dumpfes Gefühl breitete sich in mir aus. "Wie geht es dir?", fragte Pope und setzte sich neben mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Ganz okay soweit", antwortete ich wenig überzeugend. Pope warf mir seinen üblichen ist das dein Ernst-Blick zu. "Was?" "Ich vermute Jj hat wieder Probleme gemacht". Seine richtige Vermutung liess mich verstummen. Verschlossen sah ich zu Boden. "Ich habe ihn noch nie so erlebt", fing Pope an. Ich sah ihn an, interessiert, was jetzt kommen würde. "Jj war schon immer schwierig. Aber nie, dass man ihn nicht beruhigen konnte, weisst du. Die Eigenschaften hat er wegen seinem Vater entwickelt. So wie wir, also John B, Kie und ich mitbekommen haben, hat er es ziemlich schwer zu Hause". "Wie meinst du schwer?", fragte ich bei Pope nach. Dieser atmete laut aus. "Sein Vater verprügelt ihn ziemlich oft. Deshalb hat er immer wieder neue Verletzungen". Ich hatte es geahnt. Schon vor längerer Zeit habe ich mich immer wieder gefragt, woher Jj all diese Narben herhaben könnte. Nun wusste ich die Wahrheit.

Erschöpft fuhr ich mir durch die Haare. "Trotzdem ist alles viel besser geworden, seit du gekommen bist", fuhr Pope weiter. Ich hielt inne. "Auf einmal wollte er nur noch für dich kämpfen und nicht mehr für sich alleine". Mein Herz freute sich über diese Nachricht, sehr sogar. Folgend begann es schneller zu schlagen. "Ich weiss, manchmal kann er ein riesen Arsch sein, aber in Wahrheit weiss er nicht, wie er mit der Situation umgehen soll. Deshalb schlägt er entweder jemanden oder stösst die Person von sich weg". Pope legte eine kurze Pause ein, um mir Zeit zum Nachdenken zu geben. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht mehr, was ich denken sollte. "Es ist deine Sache, was du aus diesen Dingen machst. Ich weiss nur, dass du ihm guttust", beendete Pope seine Rede. Er wusste gar nicht, wie fest er mir geholfen hatte. Ich sprang auf. "Danke Pope". Zum Dank umarmte ich ihn fest. Auch er setzte ein Lächeln auf. "Was hast du jetzt vor?", fragte ich ihn. "Ich werde Kiara abholen. Treffen wir uns nachher am Steg?" Ich nickte zu Bestätigung. "Und ich hole Jj ab".

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