Kapitel 6

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Stöhnend machte ich die Augen auf. Mein Kopf schmerzte wie verrückt und all meine Glieder beschwerten sich. Nach und nach kamen die Ereignisse letzter Nacht wieder hoch. Frustriert liess ich mich wieder auf das Bett fallen. Moment mal, ein Bett? Schnell rappelte ich mich auf. Ich trug immer noch die Kleidung von letzter Nacht, welche ziemlich dreckig war. Mein Mal weisses Shirt war voller Grasflecken und von meinen Hosen wollte ich gar nicht erst sprechen. Das "Bett" war in Wirklichkeit eine schäbige Couch, auf der ich bis vor einem kurzen Moment noch quer darüber gelegen hatte. Mein Gesicht fühlte sich immer noch komisch an, von den vielen Tränen, welche ich unter dem Einfluss des eingenommenen Grases unabsichtlich vergossen hatte. Ich sah meine gepackte Tasche auf einem braunen Stuhl gegenüber der Couch. Langsam stand ich auf und schritt barfuss aus dem Haus.

Ich erkannte einen blondhaarigen Jungen. Er räumte die vielen abgebrochenen Äste weg, welche der Sturm letztens verursacht hatte. Seinen Oberkörper würde ich von hundert Metern aus wiedererkennen, Jj. "Shit," murmelte ich leise und verschwand schnell wieder ins Haus. War ich etwa bei ihm zu Hause? Hat er mich gestern am Strassenrand weggeschafft? Ich musste mich unmöglich verhalten haben, ich war total bekifft gewesen! Hoffentlich hatte ich nichts Dummes angestellt. Mit diesen Wünschen an Gott wagte ich es nochmals aus dem Haus und startete einen zweiten Versuch. "Hey," rief ich ihm beschämt zu. Sofort schoss sein Blick zu mich. Er liess den gerade erst aufgehobenen Ast fallen und lief zu mir, während ich langsam auf ihn zu ging. "Gut geschlafen?" scherzte er mit einem Lachen auf dem Gesicht. "Tut mir leid, echt ich war...," begann ich, bis er mich gleich unterbrach. "Du musst dich nicht entschuldigen, jeder hat seine Probleme." Er zuckte leicht mit den Schultern. "Nur, was ist dir passiert das man dich bekifft auf der Strasse auffinden muss?" Ich hielt inne. Sollte ich ihm sagen, dass ich nirgends mehr bleiben kann, kein zu Hause mehr hatte? Wieso nicht, du hast eh nichts zu verlieren. "Meine Mutter hat mich rausgeschmissen, weil ich nicht studieren will," sagte ich es gerade raus. Jj sah mich mit verzogenem Gesicht an. Es brachte mich zum Lachen. "Was?" "Ein Beweis der ewigen Liebe," sagte er sarkastisch. "Kannst du laut sagen," nuschelte ich. "Hast du schon etwas vor?" fragte Jj und sah mich an. Ein Kribbeln durchzog mein Bauch. "Nicht wirklich nein. Ehrlich gesagte habe ich keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Das Geld wird mir in den nächsten Tagen gestrichen und dann habe ich gar nichts mehr." Verzweifelt setzte ich mich auf eine Stufe, welche sich beim Eingang des Hauses befanden und raufte mir durch die Haare. "Du kannst mit uns abhängen," schlug er vor und setzte sich neben mich. "Du hasst mich doch", murmelte ich. "Das ist kein Hass. Ich mag dich nicht", erwiderte Jj, wofür er einen ist das dein Ernst Blick von mir kassierte.

"Für wie lange soll das denn überhaupt gehen?" Die Verzweiflung war mir förmlich anzuhören. "Du wohnst hier, John B hat sein zu Hause und Kiara lebt bei ihren Eltern. Ihr habt alle ein zu Hause." "Du hast auch eins," sagte Jj beiläufig. "Ach ja, wo denn?" fragte ich ihn aufgebracht. "Hier. Outer Banks mit uns, den Pouges." "Hör zu das klingt ja alles sehr nett aber für wie lange soll das so laufen und wo soll ich die Nächte verbringen." "Bei mir." Ich sah Jj an. Plötzlich war er so nah, dass ich Schiss hatte, er könnte mein Herz klopfen hören. "Ich meine, du kannst hier wohnen, bei mir oder auch bei John, wie du willst," sagte er darauffolgend. Ich atmete auf, als er sich ein wenig entfernte. Tausende von Gedanken flogen mir durch den Kopf.

War es nicht genau das, was ich gewollt hatte? Frei zu sein und das Leben geniessen zu können? Wieso hielt ich mich dann jetzt so zurück? Sei frei.

"Hast du Hunger, wir könnten zu John gehen, der hat sicher was?" fragte mich Jj. Schnell sprang ich auf. "Ja klar, ich komme gleich," sagte ich schnell und verschwand im Haus. Zusammen mit einer kurzen Stoffhose, einem schwarzen Shirt und einem Holzfällerhemd, welches ich mir immer um die Hüfte band, suchte ich einen Raum, indem ich mich schnell umziehen konnte.

Zehn Minuten später waren wir bei John B angekommen. Kiara sprang auf und begrüsste uns. John B spielte in einer grossen Hängematte mit seinem Kompass rum. "Hey John B," rief ich ihm zu. Mit einem "Jade," wurde ich zurück gegrüsst. "Wo ist Pope? fragte ich in die Runde. "Er sollte auch gleichkommen, er musste seinem Vater noch bei der Arbeit helfen," beantwortete Kiara mir meine Frage. "Wie geht's dir eigentlich, du sahst ganz schön fertig aus, als wir dich gefunden haben." Sie sah mich an. "Alles wieder in Ordnung, ich hatte nur eine kleine Krise, weil meine Mutter mich rausgeworfen hatte," klärte ich sie auf. "Wo wohnst du denn jetzt?" fragte John B. "Das weiss ich noch nicht genau aber für den Moment bei Jj, denke ich." Ich bemerkte John B's Blicke zu Jj und stellte dann eine Gegenfrage. "Wie siehts mit dem Kompass aus?" "Stimmt, kommt mit." John B wies uns an, ihm zu folgen. Noch bevor wir ins Haus gingen, kam uns Pope auf einem Fahrrad entgegen. Zusammen mit ihm betraten wir dann schlussendlich das Haus.

In einem schmalen Gang angekommen, holte John B einen Schlüssel für ein Schloss raus, welches den Eingang zur Türe versperrte. "Ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr hier drin," erklärte er und trat schliesslich ein. Überall hingen alte Bilder und Zeitungsausschnitte. Ebenfalls waren da Zeichnungen von einem sehr alten Schiff, der Royal Merchant. Jeder hatte von ihr gehört. Mit Gold im Wert von 400 Millionen war sie versunken. Bis jetzt hat jedoch niemand das Geld gefunden.

John B und die anderen sahen sich alte Dokumente an, währendem ich die verschiedenen Zeitungsartikel las. Ich war zu abgelenkt, um mitzubekommen, wie John B herausfand, dass sein Vater schon sein ganzes Leben die Royal Merchant gesucht hatte. Durch einen Hinweis von Kiara fanden wir raus, dass die Menschen früher ein Geheimes "Fach" in einem Kompass hatten, um wichtige Sachen zu entdecken. John B schraubt den obersten Deckel ab und sagte dann laut "Redfield." Wir sahen ihn an. "Das war vorher aber noch nicht da," bemerkte Pope. "Wo oder was könnte Redfield denn sein?" fragte ich. "Keine Ahnung, es könnte ein Name ein Ort oder anderes sein," sagte John B aufgebracht. "Der Leuchtturm," rief Pope laut. Alle sahen ihn an. "Der Wächter des Redfield-Leuchtturms könnte etwas darüber wissen." Als John B etwas auf die Vermutung antworten wollte, fuhr ein Auto auf das Grundstück, neben das Haus. "Scheisse, wer ist das?" sagte Jj und sprang ans Fenster. John B folgte ihm. "Das sind die Typen vom letzten Mal," sagte John B panisch. Ich war die Einzige, die keine Ahnung hatte, was hier gerade abging. "Welche Typen?" "Ist nicht gerade der beste Zeitpunkt, um das zu erklären Jade," rief Kiara mir zu die wie wild versuchte das Fenster zu öffnen. Schnell sah auch ich aus dem Fenster und erkannte zwei Männer mit einem Gewehr. "Scheisse, wer sind die?" sagte ich laut. "Die haben letztens auf uns geschossen, als wir einen Tauchgang zu unserem gefundenen Boot gemacht haben," klärte mich Pope auf. "Die schiessen?" rief ich laut. Jj sprang auf und hielt mir eine Hand vor den Mund. In der gleichen Sekunde verstummte ich.

Während die Männer in das Haus von John B einbrachen, schafften wir es, das verrostete Fenster aufzubringen. Nacheinander stürmten wir hinaus.

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