Teil 7

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SAMU

Ich werde ziemlich früh wach, weil ich Schmerzen habe, immer noch und ich frage mich, ob ich wohl ernsthaft zum Arzt gehen muss oder ob das von allein wieder besser wird. Was soll ich einem Arzt dann sagen, was ich getan habe und warum ich ausgerechnet an DIESER STELLE Schmerzen habe.

Ganz langsam und ganz vorsichtig schlage ich die Decke zurück, rutsche ein Stück an den Rand und versuche dann, mich hinzusetzen. Ein stechender Schmerz fährt durch meinen Körper, ich sehe für einen kurzen Moment Sterne und konzentriere mich darauf, meine Finger an der Bettkante festzukrallen. Oh mein Gott. Wie soll ich nur heute Abend wieder auf der Bühne stehen und die Show rocken?

Ein kurzer Blick auf die andere Seite des Bettes verrät mir, dass Rick noch tief und fest schläft. Seine braunen Locken sind in der letzten Zeit wieder etwas länger geworden und das sieht unheimlich gut aus. Sie fallen in alle Richtungen. Ein paar Strähnen hängen auch über seinen Augen. Die Bettdecke ist bis zu seinen Beckenknochen runtergerutscht und so liegt er halbnackt da, mein Gitarrist. Was ist das nur mit uns beiden? Wann hat das angefangen und wo und wann soll das aufhören? Undefinierbare Gefühle regen sich in mir, wenn ich daran denke, ihm nah zu sein. Gute und Schlechte und ich weiß nicht, welcher Anteil gerade überwiegt. Wenn ich daran denke, das alles fortzuführen, zieht sich mein Herz schmerzvoll zusammen, wenn ich daran denke, auf Abstand zu gehen und das alles zu beenden, tut es noch mehr weh. Aber so kann es auch nicht weitergehen.

Abseits der Bühne und vom Bett geht Rick ganz klar auf Abstand zu mir, so als ob er es wirklich nur auf diese zwei Orte beschränken will, mir nah zu sein. Auf der Bühne, weil er es muss, im Bett, weil es seine Triebe befriedigt.

Er nennt mich Engel, aber auch nur im Bett. Immer, wenn wir intim sind, sagt er liebevolle Sachen zu mir und ich mag das. In diesen Momenten fühle ich mich von ihm gewollt und bei ihm geborgen und ich wünschte, es wäre auch sonst immer so.

Nachdenklich fahre ich mir durch die Haare, dann stehe ich auf, wanke ins Bad, mache mich frisch, klaube meine Sachen zusammen und gehe wieder zurück ins Zimmer. Den Kulturbeutel stopfe ich schonmal in meinen Rucksack, dann ziehe ich mich so leise wie möglich an. Gerade als ich fertig bin und meine schwarze Lederjacke übergestreift habe, räkelt Rick sich im Bett und schlägt die Augen auf. „Samu?", murmelt er verschlafen, lässt seine Hand auf die leere Bettseite wandern und scheint dann plötzlich hellwach zu sein. Er setzt sich auf und seine Augen bleiben an mir hängen. „Du...du bist schon wach? Und angezogen?" Ich nicke, angele nach meinem Rucksack und hänge ihn mir lässig über eine Schulter. „Ich...ich hab dir wehgetan, oder? Ich hab das Blut gesehen, auf dem Bett. Ich...es tut mir so leid Samu, ..ich...ich...wollte das nicht..", stammelt Rick mit dunkler Morgenstimme und ich kann erkennen, dass sich Tränen in seinen Augen sammeln. Ich muss schlucken, wie er da so verzweifelt sitzt. Es scheint ihm wirklich leid zu tun, doch bevor ich einknicke, wende ich mich ab und schlage den Weg in Richtung Tür ein. „Samu...bitte warte doch...lass uns reden..", ruft Rick mir hinterher, doch ich beachte ihn nicht weiter und gehe nach unten auf den großen Parkplatz des Hotels, wo unser Nightliner steht. Linus unser Fahrer scheint auch schon wach zu sein und checkt den Motor.„Huomenta, Samu", begrüßt er mich, tippt sich zum Gruß an sein Basecap und ich steige ein. Ich verstaue meinen Rucksack über meiner Schlafkoje und nehme mir dann erstmal einen Kaffee aus der Maschine. Zusammen mit dem Kaffeebecher und einer Packung Zigaretten gehe ich wieder nach draußen und zünde mir eine Zigarette an. Ich schließe die Augen und ziehe den Rauch tief in meine Lungen, um endlich wieder klare Gedanken fassen zu können und eine Entscheidung treffen zu können. 

...'cos of painless love I've never heard....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt