RIKU
Als ich mich auch endlich geduscht und fertig angezogen habe, gehe ich unsicher runter in den Frühstücksraum des Hotels. Ich habe Angst, wie ich Samu nach dieser Nacht begegnen werde und wir es schaffen, uns nichts anmerken zu lassen. Als ich in den großen Raum komme entdecke ich die Jungs sofort und mir fällt noch etwas sofort auf. Samu fehlt. Er sitzt nicht mit am Tisch. Einen Moment lang bin ich erleichtert, dann mache ich mir Sorgen und werde unruhig, aber ich darf mir nichts anmerken lassen. „Huomenta", nuschele ich in die Runde, setze mich hin und angele nach der Kaffeekanne, die auf dem Tisch steht. Etwas zittrig gieße ich mir den Kaffee ein, setze die Tasse an die Lippen und merke dann, dass es mucksmäuschenstill ist am Tisch. Vier Augenpaare, nämlich die von Mikko, Sami, Raul und Osmo sehen mich an, als ob sie auf etwas warten. Schnell schlucke ich meinen Kaffee runter, stelle die Tasse zurück auf den Tisch und frage: „Is was?"
„Weißt du, was mit unserem Frontman los ist?", will Osmo jetzt wissen, schiebt sein Kinn vor und guckt mich an, als wenn ich die Antworten auf alle Fragen dieser Welt hätte. Ein Schauer aus Sorge und Unsicherheit läuft durch meinen Körper. Möglichst unschuldig und belanglos zucke ich mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Bin doch nicht sein Kindermädchen." Ich nehme eine abwehrende Körperhaltung ein, beiße in ein Croissant und hoffe echt, dass keiner was merkt, was mir in Wirklichkeit durch den Kopf geht.
Ohne weitere Fragen frühstücken wir zusammen, Mikko erklärt uns kurz den Plan für heute. Sachen packen, wieder in den Bus ziehen, Abfahrt zur Location, Soundcheck, essen, ausruhen, umziehen, fertig für die Bühne machen, alles wie immer. Nur, dass es mir einfach nicht gut geht. Wenn dieses Zittern in meinen Fingern nicht aufhört, dann weiß ich nicht, wie ich heute Abend spielen soll.
Als wir fertig sind, stehe ich als erster auf, flitze nach oben, räume schnell meine Sachen aus dem Zimmer und stürme zum Bus. Gut, dass die anderen noch nicht da sind. Atemlos öffne ich die Tür und gucke mich überall um. Kein Samu....ich bin kurz ganz still, dann höre ich ein leises Schnarchen. Ich gehe zu seiner Schlafkoje und da liegt er. Schuhe stehen vor der Koje, nur ein T-Shirt und seine Jeans. Er sieht völlig fertig aus, in der einen Hand hat er noch eine Packung Ibuprofen. „Fuck", fluche ich leise. Er muss ziemliche Schmerzen haben, wenn er sogar extra deswegen Schmerzmittel nehmen musste. Verzweifelt fahre ich mir durch meine braunen Locken und schniefe. Wenn er doch wenigstens mit mir reden würde.
Ich höre Stimmen und Lachen, das sich dem Bus nähert. Schnell gehe ich von Samu weg. Was sollen die anderen denken, wenn sie mich hier so sehen, wie ich vor seiner Koje stehe und ihm beim Schlafen zuschaue. Dann kann ich mir es ja auch gleich auf die Stirn schreiben. „Riku ist in Samu verliebt." Ja, genau das bin ich nämlich. Ich habe mich in unseren Frontman verliebt, in den Sänger der Band, die sich nach dieser Tour auflöst und wahrscheinlich werde ich außer Osmo, wenn wir mal wieder kleine Gigs in den Locations von Helsinki haben, niemanden mehr so richtig sehen. Inklusive Samu. Er hat mir schon heute Morgen zu verstehen gegeben, dass er an keiner weiteren Unterhaltung mit mir interessiert ist. Wir haben noch 6 Shows vor uns, mit ein paar Off Days dazwischen, also knapp 2 Wochen, in denen wir noch Tag und Nacht zusammen sein werden. Egal ob zusammen oder getrennt, bei beiden Gedanken fühlt sich mein Herz an, als ob jemand eine Eisschicht darum legt und es so versuchen will, am Weiterschlagen zu hindern. Mit einem Kaffee und einer Schachtel Zigaretten gehe ich nach draußen. Mikko entdeckt es als erster und zieht skeptisch die Augenbrauen hoch. „Hey Rick, seit wann rauchst du denn wieder? Hab dich ja schon Monate nicht mehr rauchen sehen. Dachte, du hättest aufgehört." Wieder zucke ich mit den Schultern, stecke mir eine an und ziehe an der Zigarette, damit ich nicht reden muss. „Vergiss es", sagt Osmo zu Mikko, „aus dem kriegst du heut nichts raus, lass ihn einfach." Er hat es erfasst. Ziemlich brummige Blicke mustern mich und verschwinden dann im Bus. Ich rauche zu Ende, trinke meinen Kaffee aus und gehe dann auch rein, wir fahren nämlich gleich ab. Ich habe Angst, einfach Angst, wie ich die nächsten Stunden und Tage mit Samu auf kleinstem Raum überstehen soll.
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...'cos of painless love I've never heard....
FanficFür Riku ist die letzte Tour mit Sunrise Avenue angebrochen und plötzlich überkommt ihn ein merkwürdiges Gefühl, eine Sehnsucht, die er sich selbst nicht erklären kann. Doch schnell merkt er, dass es vielleicht ein Fehler ist, dass er seinen Gefühl...