Teil 48

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Riku

Uns war beiden klar, dass es dabei nicht ums Geld ging. Nein, wenn Samu gewollt hätte, dann hätte das Mökki dreimal oder öfter wieder aufbauen lassen können. Ich wusste, da steckt mehr dahinter. Und wahrscheinlich hatte er doch so eine Art Trauma erlitten. Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen, welche Angst er in den Flammen ausgestanden haben musste. Obendrein hatte er noch in zwei Wochen Geburtstag. Ich wusste, dass er zuvor darüber nachgedacht hatte, ihn eventuell hier am Mökki zu feiern. Eine kleine feine Grillparty mit Familie und Freunden. Diese Idee war nun geplatzt und jetzt fragte ich mich, ob er überhaupt Lust hatte zu feiern, wenn auch nur in ganz kleiner Runde. „Ich möchte nach Hause, Riku, kannst du mich bitte nach Hause bringen?" Sein Blick war flehend, traurig, leer, verzweifelt, alles gleichzeitig. „OK, komm." Ich stand seufzend auf, hielt ihm die Hand hin und er zog sich daran hoch. Wortlos stiegen wir in das Boot und fuhren wieder in Richtung Hafen. Samu sagte die ganze Zeit kein Wort, sein Blick war starr geradeaus auf das Wasser gerichtet. Normalerweise genoss er es sehr, mit seinem Boot zu fahren, aber heute tat er alles irgendwie mechanisch, leblos und wirkte ein bisschen wie ein Roboter, der nur funktioniert. Im Hafen angekommen, schwiegen wir weiter, stiegen ins Auto. Ich fuhr ihn zu seinem Haus und hatte keine Ahnung, ob er mich noch weiter bei sich haben wollte. Deshalb trug ich ihm die Tasche ins Haus und hauchte ihm dann einen Kuss auf die Stirn. Ich kniff die Augen zusammen, weil ich merkte, dass ich wieder weinen musste, wollte aber nicht, dass er es sah.

„Pass auf dich auf, Babe und meld dich, wenn du mich brauchst", sagte ich schnell und drehte mich dann ruckartig weg und ging zum Auto. Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah. Als ich Auto saß und um die erste Ecke gefahren war, fuhr ich rechts ran und weinte bittere Tränen. Sie liefen mir unaufhörlich die Wangen herunter, ich konnte nichts sehen. So hätte ich nicht fahren können. Ich schluchzte wie ein Kind und wusste nicht, wohin mit meinem Schmerz. Wie gern hätte diese ganzen Gefühle für einen Moment mal beiseitegeschoben, mir den Verstand ausgeknipst, damit all der Kummer und die Sorgen der letzten Tage endlich verschwanden. Ich hatte das Gefühl, unter diesem Berg von Emotionen begraben zu werden. Es fühlte sich an, als wenn mir etwas die Luft abdrückte. Ich fühlte meinen Schmerz, ich fühlte seinen Schmerz, ich fühlte mich schuldig und ich hatte Angst. Wer konnte mir denn jetzt helfen? Irgendwie versuchte ich, wieder klar zu werden. Ich konnte hier nicht ewig am Straßenrand stehen, konnte nicht hierbleiben. Darum wischte ich mir die Tränen weg, putzte mir ausgiebig die Nase und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Dann startete ich den Motor und fuhr nach Hause. Wohin hätte ich sonst gehen können? Die Jungs von der Band waren alle nach der Abschiedstour in den Urlaub gefahren. Außer Mikko halt. Das wusste ich. Und meine Familie wollte ich nicht mit den ganzen Sachen belasten. Sie wussten ja noch nicht mal, dass ich jetzt mit meinem besten Freund zusammen war. Oder doch nicht? Wieder einmal kamen Zweifel in mir auf, ob Samu mich noch wollte. Er hatte keine Anstalten gemacht, mich bei sich zu behalten, als ich mich eben von ihm verabschiedet hatte. Nicht einen Funken. Also tat ich das, was ich immer tat, wenn es mir schlecht ging. Zuhause angekommen schnappte ich mir meine Gitarre, verkroch mich damit in mein Studio. Der einzige Unterschied war, dass ich diesmal eine Flasche Wein und eine große Pulle Salmiakki mitnahm. Diese Gefühle mussten endlich verschwinden. Zumindest für eine Weile. Ich wollte sie nicht mehr haben.

...'cos of painless love I've never heard....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt