Teil 47

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Guten Morgen, 

ich wünsche Euch einen schönen Start in die neue Woche. 

Bin gespannt, was ihr hierzu sagt. 

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Riku

Ungefähr 10 Minuten später kamen wir beim Hafen an. Ich stellte mein Auto auf einen der freien Parkplätze und dann gingen wir zu Samu's Boot. Ich zog mir eine Jacke über, denn es war ein wenig frisch. Samu hatte eine dicke Hoodiejacke an, ein T-Shirt und eine blue Jeans. Er setzte sich eine Cappy auf und startete das Boot. Dann steuerte er es geschickt mit seinem rechten, unverletzten Arm von der Anlegestelle auf das offene Wasser. Ich fühlte mich hundeelend und hatte Angst vor dem, was wir gleich vorfinden würden und vor Samu's Reaktion darauf. Ich wusste, wie sehr er an seinem Mökki hing, weil es sein Rückzugsort war, seine kleine Oase, weit weg vom Alltag von all dem Wahnsinn und dem Rummel um seine Person. Die Fahrt dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann steuerten wir den kleinen Bootssteg an, der zu Samu's Grundstück rund um das Mökki gehörte. Vorn am Wasser stand das kleine Saunahäuschen, das aufgrund der Entfernung zum Mökki nicht vom Feuer betroffen und deshalb unversehrt war. Wir vertäuten das Boot, kletterten heraus und blieben kurz stehen. Ich sah die Angst in Samus Augen. Mir ging es ganz genauso. Wie würde er den Anblick seines zerstörten Mökkis aufnehmen und verkraften? „Lass uns gehen", sagte er tonlos und stapfte langsam voran. Er war noch etwas wackelig auf den Beinen, weil er die letzten Tage überwiegend im Bett verbracht hatte. Ich fuhr mir seufzend durch die Haare und nahm all meinen Mut zusammen. Wir gingen ein Stückchen um das Saunahäuschen herum und dann konnten wir es schon sehen. 

Von dem 80m² großen einstigen traumhaften Mökki stand nichts mehr. Wir gingen weiter und nach 10 Metern standen wir direkt vor einem einzigen großen Trümmerhaufen. Überall lagen verkohlte Holzbohlen und Gegenstände herum. Es war wirklich alles, alles komplett ruiniert und zerstört. Es konnte nur noch ein Bagger kommen, die Trümmer entsorgen und das Grundstück räumen. Samu stand reglos da, wie eine Statue. Sein Blick war leer und ich fragte mich, ob er gerade einen Schock erlitt und ich den Notarzt rufen sollte. Es schien nicht ein Funken Leben mehr in ihm. Bestimmt 5 Minuten beobachtete ich ihn besorgt. Dann urplötzlich, wie aus dem Nichts drang ein schrecklicher Schrei aus seiner Kehle, voller Schmerz, Verzweiflung und Angst. Er schrie und sackte auf die Knie, krümmte sich, hielt sich die Hände vors Gesicht. Mit Tränen in den Augen hockte ich mich vor ihn, versuchte ihn in den Arm zu nehmen, aber er verkrampfte total. Er weinte und zitterte am ganzen Körper. Ich wusste in diesem Moment nicht, ob ich ihn je würde wieder beruhigen können. „Samu, ...hey...Engel", stammelte ich verzweifelt, um ihn aus diesem Anfall, oder was auch immer das war, herauszuholen. Ich packte ihn an den Schultern und wurde lauter. „Samu...katso minua (schau mich an)!", sagte ich im Befehlston. Keine Reaktion. „Samu, verdammt noch mal...", schrie ich ihn jetzt schon fast an, nicht weil ich wütend war, sondern weil ich einfach nicht wusste, wie ich ihn sonst hätte erreichen können. Ich hasste es, jemanden anzuschreien und normalerweise tat ich das auch wirklich nie. Doch wahrscheinlich war genau letztere Tatsache der Grund, weshalb Samu jetzt auf mich reagierte, seinen Kopf hob und mich mit knallrot, verweinten Augen ansah. Er war plötzlich ganz still, ich hörte, wie er aufgeregt atmete. „Hey", sagte ich dann ganz sanft. „Da bist du ja wieder." Ich angelte ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und reichte es ihm. Immer noch mit leeren Blick sah er mich an, als wenn er gar nicht wüsste, was er damit sollte. Er schien wirklich unter Schock zu stehen. Deshalb wischte ich ihm jetzt liebevoll und vorsichtig die Tränen weg. „Steh auf Babe", forderte ich ihn auf und zog ihn mit mir zusammen hoch. Er war ziemlich wackelig, deshalb hielt ich ihn fest. „Es tut mir so leid, was passiert ist", sagte ich leise und auch mir kullerte jetzt eine Träne über mein Gesicht. 

„Alles kaputt", flüsterte er vor sich, nahm sich seine Cappy ab und fuhr sich jetzt durch seine Haare. „Einfach alles kaputt", sagte er nochmal und schluckte hart. „Wollen wir zusammen schauen, ob wir noch etwas finden, das heil geblieben ist? Irgendwas?", fragte ich ihn verzweifelt. Er wischte sich mit dem Ärmel über sein Gesicht, schniefte und nickte dann. Ohne ein weiteres Wort stapften wir vorsichtig über die Trümmer, schoben Dinge, die uns im Weg lagen mit dem Fuß zur Seite. Der Brandgeruch lag irgendwie noch immer in der Luft und stieg mir in die Nase. Ich würde wahrscheinlich in den nächsten Monaten kein Lagerfeuer haben können, ohne an dieses verbrannte Mökki denken zu müssen. Ich seufzte und entdeckte dann etwas, was Samu wahrscheinlich erneut einen Schlag versetzen würde. Direkt vor meinen Füßen entdeckte ich seine völlig verbrannte und zerbrochene Gibson. „Fuck", murmelte ich leise. Ich hörte von hinten seine Schritte. „Was gefunden?", fragte er verzweifelt. Angst kroch meinen Rücken hoch. Wie würde er reagieren? Doch es hatte keinen Sinn. Früher oder später würde er es sowieso erfahren. Darum nickte ich und schaute auf die kaputte Gitarre vor meinen Füßen. Samu ging in die Hocke und hob das auf, was davon übrig geblieben war. Wieder liefen Tränen über sein Gesicht. „Ich hab doch gesagt, ich mache alles kaputt", nuschelte er traurig und schluchzte. „Die kann man nirgendwo mehr kaufen", stellte er schluchzend fest und ließ alles, was er in den Händen hielt wieder fallen. Dann drehte er sich auf dem Absatz um, lief nach unten auf den Bootssteg und setzte sich dort hin. Ich folgte ihm, so schnell ich konnte, setzte mich neben ihn. „Wir bauen es wieder auf, Samu. Ich helfe dir. Wir bauen dein Mökki wieder auf", versprach ich ihm. Er drehte seinen Kopf zu mir und wieder war sein Blick so leer, das machte mir beinah mehr Angst, als wenn er wieder geweint hätte. „Ich will es nicht mehr", sagte er fest und schaute wieder auf das Wasser. 

...'cos of painless love I've never heard....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt