Kapitel 7

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Pov Yvonne

Ich wache auf und weiß erstmal nicht wo ich bin, denn mein Schlafzimmer ist es definitiv nicht. Meine Kopf tut unheimlich weh, da kommen die Erinnerungen an letzte Nacht wieder hoch. Ich habe bei Steff geschlafen. Ich habe neben Steff geschlafen. Ohne, dass ich es will schlägt mein Herz wieder etwas schneller, was ich direkt innerlich verfluche. Ich drehe langsam meinen Kopf zur Seite und muss feststellen, dass Steff wohl schon auf ist, denn sie liegt nicht mehr neben mir.
Da kommt mir unser Gespräch von gestern Nacht wieder in den Kopf und ich seufze leise auf. Wieso habe ich Steff nicht einfach reden lassen? Ihr scheint es wichtig zu sein, mir ihr Verhalten von damals zu erklären.
Ich weiß nur nicht, ob ich das wirklich will. Natürlich denke ich noch manchmal daran, gerade nach dem was Caro gesagt. Steff ist nicht mehr die Person, die ich damals geliebt habe und andersrum genauso. Ich habe keine Ahnung ob sie mich nochmal enttäuschen würde, wenn ich mich wieder auf sie einlasse. Aber eigentlich will ich das alles hinter mir lassen und unsere Zusammenarbeit bei The Voice ohne diese alte Geschichte antreten.
Ich versuche also, die Gedanken daran weiter zu verdrängen und stehe auf.
Ich tapse in die Küche und lehne mich in den Türrahmen, um Steff kurz zu beobachten wie sie darauf wartet, dass der Kaffee fertig wird und sich dabei zu der Musik im Radio bewegt.
"Also deine gute Laune um diese Uhrzeit werde ich wohl nie verstehen" kommentiere ich das Gesehene. Sie fährt herum und schaut mich überrascht an. "Oh sorry, ich wollte dich nicht erschrecken" entschuldige ich mich. "Schon okay" erwidert sie, "Guten Morgen". Sie lächelt mich an, während ich mich an ihrer Tisch setze.
Sie stellt mir ohne zu fragen eine Tasse mit Kaffee hin und setzt sich dann auch hin. "Ich habe übrigens schon im Studio angerufen und gesagt, dass du bei mir bist, damit die nachher nicht einen Fahrer zu viel losschicken" sagt Steff, während sie sich ein Brötchen nimmt.
Wir frühstücken und machen uns danach fertig. Als Steff gerade im Bad ist und ich mich im Schlafzimmer umziehe, fällt mein Blick wieder auf die Bilder an der Wand. Wie gestern Abend betrachte ich das Bild von Steff und mir früher. In den letzten Tagen habe ich oft daran gedacht, wie es wohl gelaufen wäre, wenn sie sich damals nicht von mir getrennt hätte. Wären wir heute noch zusammen oder hätten wir uns irgendwann aus einem anderen Grund getrennt? Wie wäre mein Leben mit ihr an meiner Seite gewesen? Eigentlich ist es total dumm darüber nachzudenken, aber auf irgendeinem Grund gehen mir diese Fragen nicht mehr aus dem Kopf.
Wir waren so glücklich damals und auch, wenn ich die letzten Jahre wenig an Steff gedacht habe und dachte ich wäre darüber hinweg, unser Wiedersehen hat doch mehr als nur die alten Gefühle für sie wieder hochgeholt. Vielleicht hat Steff doch nicht ganz Unrecht damit, dass mich unsere Trennung noch beschäftigt.
"Yve?". Ich spüre Steffs Hand an meiner Schulter und fahre erschrocken herum. "Na, da sind wir jetzt wohl quitt hm?" lacht sie. "Natürlich" grinse ich. "Alles okay? Du warst so in Gedanken eben".
"Ja klar, alles gut". Ich lächele sie an.
Vielleicht spreche ich sie irgendwann, doch nochmal auf früher an, aber definitiv nicht jetzt.
"Können wir denn? Der Fahrer hat schon geklingelt" sagt sie und schnappt ihre Handtasche. Ich nicke, nehme auch meine Sachen und folge ihr.
Im Studio holen wir uns erstmal einen Kaffee und machen uns dann auf den Weg in unsere Garderoben. Ich ziehe mich um und setze mich dann mit meinem Kaffee auf das Sofa, um zu warten bis Saskia kommt. Ich schließe kurz die Augen, bis es an der Tür klopft.
"Ja?". Kurz darauf tritt Steff in den Raum. "Was gibt's?" frage ich. "Ich weiß du hast gesagt, es ist alles okay, aber ich glaube dir ehrlich gesagt nicht wirklich" sagt sie und setzt sich zu mir aufs Sofa. "Ich will mich nicht mit dir auf diesem Stuhl setzen, wenn diese Sache von damals nicht richtig geklärt ist". Ihre Stimme klingt ernst, aber sie legt sanft ihre Hand auf meinen Oberschenkel. Reflexartig rutsche ich ein Stück von ihr weg.
"Diese Sache? Aha, so nennst du das also" zische ich. Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare und atme tief durch. Ich merke wie langsam all die Enttäuschung und Wut von damals wieder in mir aufsteigt und versuche mich zu beruhigen. Ich will nicht mit ihr streiten. Vor allem nicht so kurz vor der ersten Aufzeichnung.
"Ich weiß wie scheiße ich damals war, lass es mich bitte erklären, Yvonne". In meinen Augen sammeln sich unfreiwillig Tränen. Jetzt kann ich einem Gespräch darüber nicht mehr aus dem Weg gehen, da bin ich mir sicher.
"Damit kommst du 17 Jahre zu spät, Stefanie" hauche ich, während ich versuche die Tränen wegzublinzeln. "Fuck Yve, ich weiß!".
Auch in Steffs Augen glitzern Tränen.
Ich kann nicht ganz einschätzen, ob sie immer noch wütend auf sich selbst ist, oder ob es einfach die ganze Situation gerade ist. Aber es ist mir auch egal. Ich muss jetzt einfach das aussprechen, was ich ihr am Liebsten vor 17 Jahren schon gesagt hätte. Ich stehe vom Sofa auf und laufe unruhig im Raum auf und ab. Dann schaue ich Steff kurz an und sehe, dass sich die Tränen mittlerweile aus ihren Augen gelöst haben. Auch ich kann sie nicht mehr zurückhalten.
"Scheiße man, du hast mich einfach verlassen, ohne eine Erklärung, ohne einen verdammten Grund! Ich habe dich geliebt, wie ich noch nie jemanden geliebt habe und übrigens habe ich nach dir auch nie wieder jemanden so geliebt. Du warst meine große Liebe" schreie ich sie an, "du hast mich einfach allein gelassen und ich weiß bis heute nicht warum".

Love at second try (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt