Pov Steff
Am frühen Abend sind wir mit den kompletten Planungen durch und wollen morgen mit unseren Sidecoaches telefonieren, um alles für die Proben nächste Woche zu besprechen.
Wir sitzen immer noch im Garten auf der Bank. Ich sitze zwischen Yvonnes Beinen und habe mich an ihren Oberkörper gelehnt, während ihren Hände auf meinem Bauch liegen.
"Yve?". "Steff?". "Wenn du noch möchtest können wir gerne zum Friedhof". Meine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen und ich muss schon wieder Tränen unterdrücken, aber ich will das machen. Für Yvonne.
Sie greift nach meiner Hand und drückt sie kurz. "Das musst du nicht Steff. Ich will nicht, dass du noch eine Panikattake bekommst oder es dir andersweitig schlecht geht". Ich drehe mich etwas damit ich sie anschauen kann. "Ich schaff das schon und du bist ja bei mir" lächele ich. "Ehrlich?" fragt sie leicht besorgt, woraufhin ich lächelnd nicke.
"Mit dir kann ich alles schaffen. Gemeinsam können wir alles schaffen" flüstere ich, bevor ich unsere Lippen zu einem liebevollen Kuss vereine.
"Hey ihr–oh sorry". Janets Stimme bringt uns dazu uns voneinander zu lösen. Ich kichere leise und drehe mich zu meiner Schwester. "Hey". "Ich wollte nur bescheid sagen, dass Abendessen fertig ist" grinst sie und geht wieder ins Haus. Ich gebe Yvonne noch einen kurzen Kuss und will aufstehen, aber sie hält mich fest. "Ich weiß, was du mit dem 'gemeinsam schaffen wir alles' gemeint hast. Steff, es tut mir leid. Ich werde mit dir reden, aber gib mir bitte noch etwas Zeit, ja?". Yvonnes Stimme klingt leicht unsicher. "Ist okay Yve, ich wollte dir auch nur nochmal sagen, dass du es mir sagen kannst, egal was es ist". "Ich weiß". Nach einem weiteren kurzen Kuss gehen wir zu meiner Mutter und Janet in die Küche und setzten uns an den Tisch.
"Und was habt ihr beiden Turteltauben heute so gemacht?" grinst Janet. "Eigentlich nur gearbeitet und das schöne Wetter genossen" antwortet Yvonne, während ich noch den letzten Bissen Hühnerfrickassee runterschlucke und nur bestätigend nicke.
"Wie lange bleibt ihr eigentlich?" fragt meine Mutter, als wir wenig später die Küche aufräumen. Ich schaue zu Yvonne die nur mit den Schultern zuckt. Wir beschließen daraufhin noch bis Übermorgen zu bleiben um am Wochenende vor den Proben zuhause zu sein. Als wir fertig sind beschließen Yvonne und ich draußen noch etwas spazieren zu gehen. Wir laufen ein paar Minuten durch Bautzen und sind irgendwann nicht mehr weit vom Friedhof entfernt. Ich schaue mich kurz um und nehme dann Yvonnes Hand um sie hinter mir her zu ziehen.
"Steff, bist du dir sicher?" fragt Yvonne, als sie bemerkt was ich vor habe. Ich nicke nur und führe sie dann langsam zum Grab meines Vaters. Ich merke wie meine Beine immer mehr anfangen zu zittern und mir langsam wieder Tränen in die Augen steigen. Die Bilder dieses Traums sind wieder da, wie jedes Mal, wenn ich in letzter Zeit an meinen Vater denke. Genau wie damals. Ich konnte nicht an meinen Vater denken, ohne immer wieder diesem Albtraum vor Augen zu haben.
Es ist immer das Gleiche. Ich bin noch ein kleines Mädchen und sitze auf dem Schoß meines Vaters auf dem Taktor. Wir fahren übers Feld und haben viel Spaß, genau wie es früher auch wirklich war, dann wird es plötzlich dunkel und es beginnt stark zu regnen. Er steigt vom Traktor und als er mich runter heben will, beginnt es zu gewittern. Mein Vater wird von einem Blitz getroffen und ist dann einfach plötzlich weg. Ich schreie, woraufhin ich meist aufwache.
Man könnte meinen ich müsste mich langsam daran gewöhnt haben, aber das geht nicht. Jedes Mal, wenn ich das träume kommen die Erinnerungen an seinen wirklichen Tod wieder hoch und das quält mich. Ich weiß nicht mal woran es liegt, dass der Traum nach so vielen Jahren wieder da ist.
"Steff, alles gut?". Yvonne klingt besorgt.
Ich kann nur nicken und verstärke meinen Griff um Yvonnes Hand. In diesem Moment ist es mir total egal, ob uns jemand sehen könnte. Ich brauche sie gerade. Yvonne scheint zu merken, dass nicht alles gut ist und nimmt mich in den Arm. Ich vergrabe direkt meinen Kopf in ihren Haaren, während sie über meinen Rücken streichelt.
Nach einer Weile löse ich mich von ihr.
"Danke" flüstere ich. "Nicht dafür. Wir müssen das hier auch nicht machen" antwortet sie, bevor sie wieder meine Hand nimmt. "Doch. Du willst es und ich denke, ich muss das auch für mich machen" sage ich darauf. Ich setzen unseren Weg fort und als ich das Grab sehe, kann ich nicht verhindern, dass sich meine Augen mit Tränen füllen.
Ich war wirklich viel zu lang nicht hier.
Yvonne hat von hinten ihre Arme um mich gelegt, ihr Kopf ruht auf meiner Schulter. Gemeinsam schauen wir einfach auf das Grab und gehen unseren Gedanken nach.
"Dein Vater wäre so stolz auf dich und die Jungs. Er würde eure Musik lieben, da bin ich mir sicher" flüstert sie. Mir laufen immer mehr Tränen die Wangen runter, weshalb ich kein Wort rausbekomme. Ich greife nach ihren Hand und lehne mich nur noch mehr in die Umarmung, um ihr zu zeigen wie dankbar ich für ihre Worte bin.
Ich verstehe mein achtzehn jähriges Ich immer weniger. Wieso war ich damals so? Yvonne ist so eine gute Stütze für mich. Ohne sie wäre ich niemals hier her gekommen. Wieso konnte ich das damals nicht zulassen? Es hätte mir wahrscheinlich echt gut getan.
"Weißt du worauf dein Vater noch stolz wäre? Uns hier zusammen zu sehen. Ich glaube er sitzt gerade da oben irgendwo und lächelt ganz doll".
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Love at second try (Catterkloß)
FanfictionYvonne und Steff kennen sich seit sie jünger sind und waren damals für einige Monate zusammen. Seit sie sich getrennt haben, haben sie sich nicht mehr gesehen. Dann werden sie für einen Doppelstuhl bei The Voice of Germany angefragt und stimmen bei...