Kapitel 10

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Pov Steff

Mein Flirten ist eigentlich nur eine Kompensation meiner Nervosität.
Ich weiß, dass Yvonne und ich unbedingt reden müssen und ich bin diejenige, die damit angefangen und will und muss das jetzt durchziehen.
"Sorry" hauche ich und beginne nervös an meiner Unterlippe zu kauen.
Yvonne bemerkt meinen plötzlichen Stimmungswandel und setzt sich zu mir aufs Sofa. "Also, worüber wolltest du reden?" fragt sie und lächelt mich liebevoll an. Ich vermute sie merkt wie nervös ich bin.
"Das weißt du, Yve" antworte ich leise und bekomme ein leichtes Nicken als Antwort. "Kannst du mir einfach zuhören und erstmal nichts sagen?" frage ich und schaue sie etwas unsicher an. "Natürlich" lächelt sie.
"Okay. Ich weiß, ich habe das jetzt schon oft gesagt, aber es tut mir wirklich leid wie das damals gelaufen ist und ich hoffe du weißt, dass es absolut Nichts mit dir zutun hatte. Ich habe dich so sehr geliebt und das auch an dem Tag an dem ich dir gesagt habe, dass ich das mit uns nicht mehr kann. Das war zwar nicht gelogen, aber ich hätte anders mit diesen Gefühlen umgehen sollen. Der Tod meines Vaters". Beim Gedanken daran zieht sich alles in mir zusammen. Ich atme einmal tief durch. "Der Tod meines Vaters hat irgendwas in mir zerstört. Ich habe alle Menschen von mir weggestoßen, außer die Jungs. Ich kann dir nicht genau erklären warum sie nicht, aber es war so. Ich habe über Wochen keinen an mich ran gelassen. Ich habe mein Abi geschrieben und hatte Proben mit der Band, mehr nicht. Das hat sich erst gelegt als wir in Berlin waren, da ging alles echt schnell aber das habe ich dir ja schon erzählt. Ich habe trotzdem weiter über meine Gefühle geschwiegen, obwohl ich so dringend hätte reden müssen. Ich habe damals nicht nur dich einfach verlassen, ich habe auch meine Mutter, Janet und Simmi ohne Erklärung zurückgelassen und du kannst dir nicht vorstellen was für ein schlechtes Gewissen ich hatte und bei dir habe ich das bis heute, obwohl ich's jetzt lange tief in mir versteckt habe. Die Jungs haben gemerkt wie schlecht es mir ging, aber haben mich erstmal in Ruhe gelassen. Nach einigen Monaten haben sie versucht an mich ran zu kommen, aber ich habe alles abgeblockt. Sie haben es lange versucht und irgendwie bin ich dann bei einer Therapeutin gelandet. Ich weiß ehrlich gesagt bis heute nicht, wie sie mich dazu bekommen haben". Ich lache kurz auf. "Naja, das hat irgendwann geholfen und ich konnte auf meine Familie und Simmi zugehen. Bis ich bereit war den Schritt zu machen mich wieder bei dir zu melden, war so viel Zeit vergangen, dass ich mich nicht mehr getraut habe. Ich war insgesamt zwei Jahre in Therapie und habe dort auch gelernt mit schweren Situationen umzugehen und vor allem Hilfe anzunehmen. Ich war damals einfach nicht in der Lage von irgendwem Hilfe anzunehmen und mir erschien es wohl leichter dich komplett aus meinem Leben zu streichen, als dass du irgendwann genug von mir hast und dann gehst. Heute weiß ich, dass das wahrscheinlich die schlechteste Entscheidung meines Lebens war. Du hast gesagt, dass du seit mir niemanden mehr so geliebt hast wie mich und das geht mir genauso.
Ich weiß du willst erstmal nur Freundschaft, aber du sollst wissen, dass ich uns eine ernsthafte zweite Chance geben will. Yve, du warst die Liebe meines Lebens". Ich überdenke meinen letzten Satz nochmal kurz und schaue Yvonne, dann das erste Mal seit ich angefangen habe zu reden richtig in die Augen. Ich sehe, wie sich die Tränen darin gesammelt haben und als sie einmal blinzelt, laufen die ersten über ihre Wangen. "Okay nein, das ist Quatsch. So bescheuert das vielleicht klingen mag, weil wir uns ewig nicht gesehen haben und wir beide nicht mehr die Menschen von damals sind, aber warst ist das falsche Wort...du bist die Liebe meines Lebens".
Jetzt kann auch ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es sind Tränen der Erleichterung, ihr das alles endlich gesagt zu haben. Ich schaue Yvonne an und kann ihren Blick absolut nicht deuten. "Du kannst jetzt gerne etwas sagen" flüstere ich mit einem nervösen Auflachen am Ende. Yvonne schaut mir in die Augen und schüttelt leicht den Kopf. Bevor ich nachdenken kann, stürzt sie nach vorne und presst ihre Lippen auf meine. Ich keuche überrascht auf, während ich meine Arme schnell um sie schlinge und ihren Körper nah an meinen drücke. Ich lasse mich nach hinten fallen ohne den Kuss zu lösen. Yvonne liegt auf mir und unsere Lippen schnappen immer fordernder nacheinander. Es fühlt sich an als hätte jemand in meinem Bauch ein Feuerwerk gezündet und mein ganzer Körper kribbelt. Ich unterbreche den stürmischen Kuss, indem ich mit meiner Zunge vorsichtig ihre Lippen berühre. Sie lässt mich sofort gewähren und empfängt meine Zunge mit ihrer. Das Stürmische von vor ein paar Sekunden ist vergessen. Unsere Zungen tanzen fast schon vorsichtig miteinander und der Kuss wird unglaublich gefühlvoll und zart. Yvonne legt ihre Hand an meine Wange und wischt ein paar Tränen weg, bevor sie sich von meinen Lippen löst und mich anlächelt.

Love at second try (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt