Pov Yvonne
Ich hätte mir denken können, dass sie mein Verhalten nicht den ganzen Tag so hinnimmt. Ich würde es ihr auch gerne erklären, aber ich weiß nicht wie. Ich will sie einfach nicht verletzen.
"Yvonne bitte, ich versteh es nicht. Wir hatten doch so einen schönen Abend neulich. Was ist denn passiert in den letzten Tagen?" fragt sie. Ich knete nervös meine Finger und versuche mir meine Worte in Gedanken zurecht zu legen. "Es tut mir leid" ist das Erste was mir einfällt. Ich lächele sie vorsichtig an. "Habe ich dich irgendwie bedrängt vorhin? Wenn ja, dann tut es mir leid. Ich weiß, wir wollten es langsam angehen, aber bei deinem Outfit..naja..da hat mein Gehirn irgendwie..ausgesetzt". Steff lacht leise, was meine Nervosität etwas runterfährt. "Danke für das Kompliment" sage ich leise, "aber..naja..". Ich brechen wieder ab und seufze. "Hey Yve, du kannst mir alles sagen" sagt sie mit sanfter Stimme und klopft neben sich auf das Sofa. Ich setze mich neben sie. "Ich..ich habe nachgedacht die letzten Tage. Ich kann nicht abstreiten, dass da zwischen uns immer noch irgendwas ist. Ich will das auch nicht ignorieren, aber ich denke es wäre gut, wenn wir erstmal eine richtige Freundschaft aufbauen" erkläre ich. Steff atmet hörbar aus. "Und ich dachte, ich habe irgendwas falsch gemacht und du bist irgendwie sauer" lacht sie, ich höre die Erleichterung in ihrer Stimme. "Oh man, das wollte ich wirklich nicht" antworte ich.
Ich wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlt. Ich wollte sie nie verletzen.
"Ist okay. Wirklich. Jetzt ist ja klar, was los ist und ich versteh dich. Also...Freunde?" grinst sie und hält mir ihre Hand hin. Ich muss automatisch Lachen und nehme ihre Hand. "Freunde" antworte ich. Es fühlt sich gut an mit ihr darüber geredet zu haben und ich bin echt froh, dass sie mich versteht. Plötzlich zieht Steff mich an sich und schließt ihre Arme um mich. Ich muss schmunzeln und lege meine Arme auch um sie. Meinen Körper durchfährt ein wohliges Kribbeln, als ich ihren Atem an meinem Hals spüre und sie sanft meinen Rücken streichelt.
Ich genieße diese Nähe zu ihr mehr als ich sollte, nachdem ich vor nicht mal fünf Minuten diejenige war, die gesagt hat, dass sie erstmal nicht mehr als Freundschaft will. Offensichtlich sind sich mein Herz und mein Kopf mal wieder nicht ganz einig.
"Können wir jetzt?" sagt sie, nachdem sie sich von mir gelöst hat. Ich nicke und versuche die Enttäuschung über das schnelle Ende der Umarmung zu verbergen.
Somit machen wir uns auf den Weg zum Dreh. Ich freue mich unglaublich darauf, weil ich das Konzept des Openings richtig gut finde und die Proben schon unglaublichen Spaß gemacht haben.
Wir steigen auf die Dachterrasse des Studios und ich bin direkt überwältigt von dem wunderschönen Ausblick. Plötzlich spüre ich für eine Sekunde eine Berührung an meiner rechten Hand. Rechts von mir steht Steff, die fasziniert ihren Blick über die Skyline von Berlin schweifen lässt. Wollte sie meine Hand nehmen? Ich würde es nicht zugeben, aber der Gedanke gefällt mir irgendwie. Ich verwerfe ihn direkt wieder, weil sie sicher einfach nur ausversehen meine Hand berührt hat. Außerdem versuche ich mir meine eigenen Worte nochmal klar zu machen. Freundschaft. Mehr nicht. Es ist besser so.
Viel Zeit die schöne Aussicht zu genießen bleibt uns nicht, denn die Produzenten erklären uns noch letzte Dinge und dann geht auch schon der Dreh los. Wir singen Viva la Vida von Coldplay, während eine riesen Feuershow um uns herum abläuft. Es macht noch mehr Spaß als in den Proben und ich merke wieder einmal, was für krasse Sänger meine Coachkollegen sind. Aber meine Augen und vor allen meine Ohren sind immer wieder bei Steff. Die Kraft die sie in ihrer Stimme hat, ist unglaublich und ich kann nicht bestreiten, dass ich es vermisst habe mit ihr zu singen.
Automatisch sind meine Gedanken wieder bei früher. Sie war es, die mich dazu ermutigt hat, meine Songs in der Öffentlichkeit zu spielen. Wobei sie hat mich eher genötigt, indem sie mich bei den Auftritten der Band einfach auf die Bühne geholt hat. Aber ich bin ihr dankbar. Hätte sie das damals nicht gemacht, wer weiß ob ich überhaupt hier stehen würde.
"Leude, des war der Knaller!" ruft Steff lachend, legt überschwänglich einen Arm um meine Schultern und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
Diese einfache Berührung schießt schon wieder einen Stromstoß durch meinen Körper. Ich versuche es zu ignorieren und stimme ihr zu. Auch die Jungs sind noch ganz euphorisch und ich tue mich schwer deren Gespräch zu folgen, weil Steff sich immer noch auf mir abstüzt und mittlerweile ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und die Jungs beobachtet.
Die Vier singen immer noch den Openingsong und springen wie kleine Kinder über das Dach.
Die Nähe zu Steff fühlt sich gut an. Ich versuche das Kribbeln in mir einfach zu ignorieren und das Ganze als freundschaftliche Nähe zu betrachten. Was ist auch dabei einer Freundin nah zu sein? Nichts. Ich muss es schaffen, dass sich Umarmungen mit Steff normal anfühlen und ich nicht jedes Mal verkrampfe, weil da Gefühle sind die ich gerade nicht zulassen möchte.
Nicht zu lassen sollte.
"Gehen wir noch was trinken, Leute?" reißt diesmal Nico mich aus meinen Gedanken.
Steff und die Jungs sind sofort begeistert, aber ich habe eigentlich keine Lust.
"Geht ihr mal, ich bin echt müde" sage ich und löse mich von Steff.
Sie schaut mich mit einem Schmollmund an. "Yvonne, bitte". "Ach komm schon Caddi, ohne dich fehlt doch was" versucht Mark mich zu überreden. Auch die anderen Drei stimmen ihm zu. "Okay, na gut. Aber nicht lange" stimme ich letztendlich doch zu.
Wir verlassen das Dach und begeben uns kurz in unsere Garderoben, um uns umzuziehen.
Wenig später treffen wir uns am Ausgang und machen uns auf den Weg in eine nahegelegenen Bar.
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Love at second try (Catterkloß)
Fiksi PenggemarYvonne und Steff kennen sich seit sie jünger sind und waren damals für einige Monate zusammen. Seit sie sich getrennt haben, haben sie sich nicht mehr gesehen. Dann werden sie für einen Doppelstuhl bei The Voice of Germany angefragt und stimmen bei...