Love at second try (Catterkloß)

Kapitel 1

Pov Steff

Etwas widerwillig steige ich aus dem Bett. Die Nacht war definitiv viel zu kurz. Ich bin nicht mal so spät von Yvonne nach Hause gekommen, aber der Abend mit ihr hat so viel in mir ausgelöst, dass ich sehr lange nicht schlafen konnte. Ich hätte niemals gedacht, dass unser Wiedersehen nach so vielen Jahren so läuft wie es gelaufen ist. Bei dem Gedanken daran, dass wir uns schon wieder geküsst haben, bevor wir über irgendetwas geredet hatten, muss ich schmunzeln. Das Gefühl von ihren Lippen auf meinen hat sich auch über die Jahre nicht verändert. Immer noch bringt sie mich beinahe um den Verstand.
Ich frage mich, aber ernsthaft warum sie mir immer noch so sehr vertraut. Warum ist sie nicht sauer? Und vor allem, warum hat sie nicht mal nachgefragt, warum ich damals einfach abgehauen bin und mich ihr gegenüber so bescheuert verhalten habe?
Vielleicht hat sie einfach damit abgeschlossen, aber offensichtlich hat sie nicht mit mir abgeschlossen, sonst wäre das alles gestern nicht so gelaufen. Wir haben viel geredet. Größtenteils darüber, wie unsere Karrieren über die Jahre entstanden und verlaufen sind, aber über unsere Vergangenheit haben wir wenig Worte verloren. Vielleicht ist es besser so, aber ich würde mich ihr echt gerne erklären. Es sind mittlerweile so viele Jahre vergangen, aber bis heute bereue ich meinen Schritt. Nicht, dass wir nach Berlin gezogen sind, sondern, dass ich mich einfach von Yvonne getrennt habe.
Wir hätten das mit Sicherheit gemeinsam hinbekommen, aber ich musste natürlich alles zerstören.
Ich ziehe mich an und ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich meinen ersten Kaffee wohl erst im Proberaum bekommen werde. Seufzend schmeiße ich mein Handy in meine Tasche, nehme meinen Schlüssel und gehe zum Auto. Die Fahrt durch Berlin fühlt sich ewig an und als ich endlich vor dem Gebäude, in dem sich unsere Proberaum befindet, stehe stelle ich fest, dass ich wieder mal die Erste bin.
Ich gehe rein und mein Weg führt mich direkt in unsere kleine Küche, wo ich erstmal den Stecker der Kaffeemaschine wieder einstecken muss, bevor ich sie anschalten kann.
Wenigstens habe ich heute dran gedacht, es kommt nicht selten vor, dass ich denke das Ding ist kaputt, weil ich vergesse, dass Nowi eine kleine Zwangsstörung hat.
"Steff?" höre ich plötzlich Thomas Stimme. "Küche!" antworte ich ihm und wenig später steht er neben mir. "Guten Morgen" sage ich lächelnd und umarme ihn kurz. "Na, du hast aber gute Laune. Wie war das Wiedersehen mit Yvonne?" fragt er direkt. Als ich den Jungs erzählt habe, dass The Voice angefragt hat und ich mit Yvonne einen Doppelstuhl bekommen soll, waren sie erst etwas skeptisch. Ich wollte sofort zusagen, aber sie meinten ich soll nochmal darüber nachdenken ob es wirklich so gut ist. Schließlich war unser Ende damals alles andere als harmonisch. Als mir die Produktion, dann gesagt hat, dass Yvonne zugesagt hat, war für mich auch klar, dass ich es machen muss. Ich war mir sicher, dass sie wohl wissend wer ich bin zugesagt hat und zu wissen, dass sie bereit ist so eng mit mir zusammenzuarbeiten hat mir gezeigt, dass sie mich zumindest nicht hasst. Im Endeffekt waren auch die Jungs überzeugt, was mich eigentlich nicht wundert, weil sie mich immer in allem unterstützen was ich tue.
"Deinem Gemütszustand nach zu urteilen, kann es zumindest nicht negativ gewesen sein" stellt Thomas grinsend fest. "Ich erzähl alles, wenn die Anderen auch da sind okay? Jetzt brauch ich erstmal Kaffee" antworte ich, nehme meine Tasse und gehe damit in unser Bandwohnzimmer, um mich aufs Sofa zu setzten. Kurz darauf setzt Thomas sich ebenfalls mit einer Tasse neben mich. Als auch Johannes und Nowi da sind und sich Kaffee geholt haben, schauen mich drei neugierige Augenpaare an. "Erstmal, es war wirklich schön und ich glaube, dass wir eine echt gute Zeit zusammen haben werden" beginne ich zu erzählen. "Habt ihr über früher geredet?" will Johannes wissen und ich schüttel den Kopf. "Zumindest nicht viel. Ich war nach dem Meeting noch mit bei ihr, aber wir haben mehr über uns geredet, einfach um uns irgendwie wieder besser kennen zu lernen". "Früher oder später wird sie sicher fragen" sagt Thomas. "Ja, aber ich will warten bis sie das tut. Vielleicht will sie es ja auch gar nicht mehr wissen, ich meine es ist so lang her und vielleicht hat sie damit abgeschlossen und wir können einfach von vorn anfangen" erwidere ich. Ich überlege ob ich den Jungs von dem Kuss erzählen soll, beziehungsweise davon, dass wir irgendwie beschlossen haben, dem zwischen uns eine zweite Chance zu geben. Ich habe absolut keine Ahnung wo uns das hinführen wird. Vielleicht merken wir in ein paar Wochen sogar, dass wir es bei einer Freundschaft belassen sollten, aber ich möchte es nicht unversucht lassen.
Allein die Gefühle die Yvonne gestern wieder in mir ausgelöst hat und das nach so vielen Jahren, zeigen mir, dass das zwischen uns viel größer ist als ich damals gedacht habe.
"Erde an Steff?". Nowi schaut mich fragend an. "Oh sorry" lache ich, "was denn?". "Ich habe gefragt, was zwischen euch passiert ist? Du wirkst so abgelenkt" wiederholt Nowi seine Frage und ich merke, wie meine Wangen langsam rot werden.
"Naja..ehm..wir..wir..haben uns geküsst" stammel ich und ernte ungläubige Blicke der Jungs. "Man, ich weiß doch auch nicht! Da ist immer noch etwas zwischen uns, aber ich kann's nicht ganz definieren" versuche ich mich zu erklären. Nowi schüttelt amüsiert den Kopf und die Brüder schauen mich etwas skeptisch an.
"Steff, du weißt wir wollen, dass du glücklich bist, aber lass es langsam angehen okay? Klar, ihr wart damals glücklich und wir fanden alle, ihr wart das perfekte Paar, aber ihr habt euch über die Jahre verändert" sagt Thomas. "Wir wollen nicht, dass du am Ende enttäuscht bist, wenn es nicht funktioniert" ergänzt Johannes die Aussage seines Bruders.
"Ihr seid echt süß, aber ich bin erwachsen" erwidere ich grinsend.
"Ja natürlich, aber wir sind dafür da, um auf dich aufzupassen" sagt Thomas und grinst mich an. Ich verdrehe gespielt genervt die Augen und nachdem ich meinen drei Beschützern einen Kuss auf die Wange gegeben habe, beginnen wir zu arbeiten.