Kapitel 45

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Pov Yvonne

Die Fahrt nach Görlitz verläuft sehr ruhig. Ich komme gut durch und bin sogar früher da als gedacht.
Ich parke mein Auto und mache mich auf den Weg zu meinem Wohnwagen für die nächsten Wochen. Als ich meinen Koffer abgestellt und ein paar meiner Klamotten in den kleinen Schrank geräumt habe, beschließe ich kurz Steff anzurufen. Bis zu unserer ersten Leseprobe für den morgigen Drehtag, ist noch etwas Zeit.
"Heyyy. Wie war die Fahrt?" begrüßt Steff mich. "Hey. Gut, ich bin sogar etwas früher da als gedacht".
Ich lege mich lächelnd auf mein Bett.
Steff erzählt mir, dass sie mit den Jungs in den letzten Wochen viel an neuen Texten gearbeitet hat und sie morgen einen neuen Song einsingen werden.
"Willst du mir etwas davon vorsingen?" frage ich neugierig. "Eigentlich müsste ich dich genauso im Dunkeln tappen lassen, wie du mich mit deinen neuen Songs, aber so gemein bin ich nicht".
Ich höre das Grinsen an ihrer Stimme.
"Das ist lieb von dir", lache ich. "Ich bin gespannt was ihr gezaubert habt".
"Ich hoffe du magst es" flüstert sie und beginnt dann zu singen. "So schön, wie wir sitzen, hier am Feuer im Abendlicht. Weißt du, ich lieb' den Gedanken, dass das in zehn Jahr'n noch genauso ist. Genauso. Genauso".
Ich lege mein Handy zur Seite und schalte auf Lautsprecher. Dann beginne ich zu klatschen und höre sofort ein Lachen vom anderen Ende der Leitung.
"Ich bin sehr gespannt den kompletten Song zu hören, das ist wirklich super schön" sage ich. "Danke. Eigentlich schuldest du mir jetzt auch zumindest einen kleinen Teil von einem deiner Songs". Ich seufze. "Komm schon, Yve" bettelt sie mit ihrer süßeste Stimme.
"Okay, aber nur ganz kurz" knicke ich ein und will gerade anfangen zu singen, als es an meiner Tür klopft.
Ich verabschiede mich schnell von Steff und verschiebe meine Songvorstellung auf unser nächstes Telefonat. Als ich die Tür öffne, lächelt mir Götz entgegen. "Guten Tag, Frau Catterfeld. Ich find's ja sehr gemein, dass du nicht mal hallo gesagt hast, als du angekommen bist" sagt er gespielt beleidigt. Ich lache und nehme ihn in den Arm. "Tut mir leid, nächstes Mal wieder" entschuldige ich mich. "Das will ich, aber auch hoffen. Jan und ich wollten noch was zum Mittag essen, kommst du mit?". Ich stimme zu, ziehe schnell meine Schuhe wieder an und folge meinem Kollegen.
Gemeinsam mit Jan gehen wir etwas essen und machen uns dann auf den Weg zur Leseprobe. Wir treffen uns vor einem der Regiewagen und als ich Oliver schon von Weitem sehe, zieht sich etwas in mir zusammen.
Ich laufe etwas hinter Götz und Jan und versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Als wir bei unseren anderen Kolleg*innen zum Stehen kommen, trifft mein Blick den von Oliver und ich zucke kurz zusammen. Er lächelt mich jedoch nur freundlich an und beachtet mich nicht weiter.
Während der Leseprobe versuche ich mich so gut es geht zu konzentrieren. Ich mache einige kleinere Fehler, die nicht sein müssten, aber keiner sagt etwas. Nachdem wir fertig sind, will ich am Liebsten direkt zu meinem Wagen, aber ich höre eine Stimme hinter mir meinen Namen rufen. Es ist Oliver.
Ich drehe mich um und er steht nicht weit weg von mir. "Was denn?". Er kommt ein paar Schritte näher. "Nichts Besonderes, ich wollte nur sagen, dass ich es schön finde nach so langer Zeit wieder mit dir zu drehen und natürlich auch dich wieder zu sehen". "Ach ja, okay" antworte ich und klinge dabei wahrscheinlich härter als ich will. Ich weiß nur nicht ganz was sein Smalltalk hier soll. "Yvonne, ich weiß, dass ich damals einen Fehler gemacht habe okay? Vielleicht können wir ja nochmal von vorn anfangen". Ich atme tief ein und aus. "Was für einen Fehler? Ich dachte du hast mich einfach nicht mehr geliebt". "Das war vielleicht doch nicht ganz die Wahrheit. Ich war einfach überfordert mit dem was du mir da erzählt hast und das –". "Du?! Du warst überfordert? F*ck Oliver, ich habe dir von meiner Vergewaltigung erzählt und du hast mich fallen lassen. Ich habe dir verdammt nochmal vertraut! Ist dir klar, dass neben dir nur noch zwei andere Menschen davon wissen? Ich habe dir sehr vertraut!". "Das tut mir leid Yvonne, wirklich. Es war falsch, das weiß ich jetzt, aber ich kann es leider nicht rückgängig machen" er schaut mich entschuldigend an. "Kannst du mir das verzeihen? Heute würde ich anders handeln, glaub mir".
Ich fahre mir mit den Händen durch die Haare. "Ich weiß es nicht. Vielleicht. Irgendwann" antworte ich ehrlich.
"Okay, verstehe ich. Ich hoffe wir können die Zeit hier, aber trotzdem vernünftig miteinander umgehen".
Ich lächele leicht. "Das definitiv". Er lächelt zurück. Dann mache ich mich auf den Weg zurück zu meinem Wagen.
Es ist schon recht spät, also mache ich mich fertig und lege mich ins Bett.
Ich schreibe Steff eine kurze Gute Nacht Nachricht und will dann mein Handy weglegen, als es klingelt.
Steff. Ich muss lächeln. Wir telefonieren noch eine Weile und ich erzähle ihr von der Begegnung mit Oliver, die um einiges weniger dramatisch war als ich dachte.
Viel später als ich eigentlich wollte, gehe ich nach unserem Telefonat schlafen und bin mir jetzt schon sicher, dass ich morgen vor dem Dreh definitiv mehrere Kaffee brauche um wach zu werden.

Und hiermit verabschiede ich mich nochmal für eine Woche haha
Ich versuche wieder regelmäßig zu posten, wenn ich wieder da bin, aber kann noch Nichts versprechen 😅

Love at second try (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt