Pov Yvonne
Kurz nach unserem Gespräch sitzen Steff und ich auf unserem Doppelstuhl und nach einiger Zeit sind wir schon am Ende unseres Sing Offs.
Juan ist unser letztes Talent und auch, wenn wir mit Noah Sam und Alessandro zwei super Sänger auf unseren Hotseats sitzen haben, wünsche ich mir Juan ins Halbfinale.
Steff hat ihre Meinung über ihn während der Proben für heute nicht wirklich geändert und ich denke nicht, dass sie mit ihm weiter gehen will.
Ich allein würde das ohne Zögern tun. Nochmal könnte ich ihn nicht gehen lassen, dafür hat es mir 2017 schon zu sehr weh getan. Aber ich bin dieses Jahr nicht allein hier und hoffe deshalb sehr, dass Juan Steff mit seiner Performance so überzeugt, dass sie einverstanden ist ihn weiter zu lassen. Die Entscheidung, wen der Beiden da oben wir nach Hause schicken würden, wäre trotzdem unfassbar schwer. Am Liebsten hätte ich alle drei weiter dabei.
Juan betritt die Bühne und als er zu mir schaut, lächele ich ihn liebevoll an. Ich weiß, dass er mir keinesfalls böse wäre, wenn er heute wieder gehen müsste. Nur ich könnte das mit mir einfach nicht so ganz vereinbaren. Schon ein paar Sekunden nachdem er angefangen hat zu singen kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ein Blick zu Steff zeigt mir, dass sie immer noch kritisch ist. Sie ist definitiv nicht hundert Prozent überzeugt. Mich berührt sein Auftritt wie immer sehr und ich habe Gänsehaut am ganzen Körper. Nachdem die Jungs, nach Juans Auftritt, ihre Meinung gesagt haben ergreift Steff das Wort. Genau wie unsere Coachkollegen ist ihr Urteil relativ kritisch. Auch sie denkt, dass er mehr kann und, dass er nicht alles von sich gezeigt hat. Über die ganze Zeit im Coaching war das ihr größtes Problem bei ihm. Ich spüre wie sich in mir alles zusammen zieht. Sie würde ihn definitiv nicht mit ins Halbfinale nehmen, das ist mir jetzt noch klarer.
Sie beendet ihre Ausführungen und ich will gerade zum Reden ansetzen, da redet Steff doch noch weiter und sagt etwas, was ich niemals erwartet hätte.
Sie überlässt mir die Entscheidung, ob er weiter kommt. Ich soll es allein entscheiden. Etwas ungläubig schaue ich sie an, aber sie lächelt und nickt leicht. Ihr Blick sagt mir, dass sie es erst meint. "Du willst das was ich sage, nh?" frage ich trotzdem nochmal nach. Steff grinst. "Also..ich hab's gesagt".
"Ja okay..ich hab verstanden". Ich lache nervös und beginne zu reden. Ohne groß darüber nach zu denken. "Ich...ja ich hör auf mein Bauchgefühl und das Bauchgefühl war gerade bei mir...als ich die Performance gesehen hab, bei einem Ja". Das Publikum jubelt und Juan blickt mich ungläubig, aber dankbar an. Ich strahle und Steff neben mir lächelt auch. Mir vergeht die gute Laune, aber nur wenig Sekunden später, als Annemarie auf die nächste Entscheidung zu sprechen kommt. Mir schießen plötzlich Tränen in die Augen und ich habe viel Mühe diese zurück zu halten. Steff scheint das zu bemerken und legt sanft ihre Hand auf meinen Oberschenkel. "Brauchst du einen Moment?" fragt sie leise. Ich nicke nur.
Daraufhin bittet sie darum, dass wir ein paar Minuten Pause machen, damit wir kurz reden können. Als wir das okay bekommen schaut Steff kurz entschuldigend zu den Jungs und wirft Alessandro und Noah Sam einen Luftkuss zu.
Als wir auf dem Flur ankommen, kann ich meine Tränen nicht weiter zurückhalten. "Komm her" sagt Steff und breitet ihre Arme aus. Schluchzend lass ich mich die Umarmung fallen. Kurz darauf realisiere ich, was da drin gerade passiert ist. Ich habe eine Entscheidung getroffen, mit der Steff gar nicht einverstanden sein kann. Sie hat es zwar mir überlassen, aber sie war nicht überzeugt. Ich löse mich von ihr und gehe einen Schritt zurück. "Was ist los?" fragt sie leicht verwirrt. "Was los ist? Verdammt, Steff was sollte diese 'Entscheide du' Sache? Du stehst doch gar nicht wirklich dahinter!" sage ich, etwas lauter als gewollt. "Yve, hey, es ist alles gut. Ich habe dich entscheiden lassen, weil ich es wollte. Mach dir darüber keine Gedanken" sagt sie sanft und will meine Hand nehmen. Ich blocke ab. "Du verstehst es nicht, oder? Wir sind ein Team und du hast die Entscheidung auf mich geschoben und ich denke jedem ist klar, dass du gegen Juan gewesen wärst" versuche ich mich weiter zu erklären. "Aber ich habe doch klar gesagt, dass ich das will was du sagst" erwidert sie. Ich seufze und fahre mir mit den Händen durch die Haare.
"Warum eigentlich?". "Warum was?". "Warum haben wir nicht darüber gesprochen? Warum wolltest du, dass ich es entscheiden?". Steff lächelt mich an. Sie merkt, dass ich sauer bin, trotzdem ist ihr Blick voller Liebe. Diese Frau ist unglaublich. "Weil ich weiß, dass du ihn nicht nochmal hättest gehen lassen können und das verstehe ich. Ich liebe dich Yvonne und ich will nicht, dass es dir schlecht geht".
"Gott Steff!" entfährt es mir. Sie schaut mich verwundert an. "Was ist denn daran falsch, dass ich will, dass es meiner Freundin gut geht?" fragt sie, mittlerweile auch etwas verärgert.
"Nichts, natürlich" seufze ich, "aber das ist hier nicht die Priorität. Wir wollten doch professionell sein und du hast als meine Freundin gehandelt und nicht als meine Coachpartnerin. Verstehst du was ich meine?". "Okay ja, aber du bist nun mal meine Freundin und ich kann das nicht in allen Situationen so hinten anstellen und das will ich ehrlich gesagt auch manchmal einfach nicht". Ich lehne mich an die Flurwand und überlege was ich dazu sagen soll. Es ist natürlich süß von ihr, aber die ganze Situation lässt mich plötzlich daran zweifeln, ob das so weiter funktionieren kann. Vielleicht war das Mischen von Job und Liebe doch nicht die beste Idee. "Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nicht will, dass unsere Arbeit von unserer Beziehung beeinflusst wird" seufze ich. "Ich weiß, aber es ist naiv zu glauben, dass das zu hundert Prozent funktioniert". "Danke" zische ich, "wusste gar nicht, dass du mich für naiv hältst". "Ey Yve, jetzt übertreib nicht". Sie verdreht die Augen. "Aber mal ehrlich, wie sollen wir das lösen? Wie können ja schlecht unsere Gefühle bis nach dem Finale ausschalten". Steff schaut mich erwartungsvoll an. "Wäre vielleicht gut, wenn das gehen würde" flüstere ich.
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Love at second try (Catterkloß)
FanfictionYvonne und Steff kennen sich seit sie jünger sind und waren damals für einige Monate zusammen. Seit sie sich getrennt haben, haben sie sich nicht mehr gesehen. Dann werden sie für einen Doppelstuhl bei The Voice of Germany angefragt und stimmen bei...