Kapitel 25

481 32 6
                                    

Pov Yvonne

Nach der unerwarteten Begegnung mit Timo musste ich einfach weg. Ich weiß, dass ich Steff später mit Sicherheit Einiges erklären muss und suche in meinem Kopf jetzt schon nach einer Ausrede. Wie soll ich darüber sprechen, wenn die Wunde gerade erst wieder aufgerissen wurde? Was macht er überhaupt hier? Seit wann wohnt er nicht mehr in Berlin? Ich will es eigentlich gar nicht wissen, aber noch weniger wollte ich ihn überhaupt wieder sehen. Egal ob hier, in Berlin oder sonst wo.
Ich stütze mich am Wachbecken ab und kralle verzweifelt meine Finger in die Oberfläche bis es weh tut. "Fuck" stoße ich leise aus und merke wie sich langsam Tränen in meinen Augen sammeln. Ich atme tief ein und aus um zu verhindern, dass sie wirklich zu fließen beginnen und mein Makeup ruinieren. Mein Körper beginnt zu zittern und ich schließe die Augen um mich noch besser darauf konzentrieren zu können ruhig zu atmen. Plötzlich geht die Tür auf und ich befürchte schon, dass Steff mir gefolgt ist und ich jetzt sofort in Erklärungsnot gerate, aber als ich zur Tür schaue steht dort Caro. Sie sagt nichts, sondern nimmt mich einfach in den Arm. Sie weiß genau was gerade in mir vorgeht. Sie ist einer der wenigen Menschen, die die komplette Geschichte kennen und versteht mich deshalb einfach mit am Besten versteht, wenn es darum geht. Sie drückt mich leicht von sich und streichelt über meine Wange.
"Lass mich raten: Steff hat keine Ahnung. Weder wer Timo ist, noch was passiert ist" fragt sie, woraufhin ich nicke. "Man Vonni! Wieso?" mahnt sie. "Oliver" flüstere ich und Caro schüttelt ungläubig den Kopf.
"Denkst du echt sie würde dich verlassen? Ich kenn sie vielleicht nicht so gut, aber sie liebt dich und das sehr. Mensch Yvonne, die Frau stirbt gerade vor Sorge um dich. Sie hat genau gemerkt, dass etwas nicht stimmt und du glaubst nicht, wie schwer es war sie zu überzeugen, dass ich nach dir schaue" berichtet Caro. Da muss ich tatsächlich etwas schmunzeln. Steffs Löwenmamainstinkt ist schon echt süß. "Ich weiß nicht was ich denke oder denken soll, Caro. Das mit Steff fühlst sich so gut an, das habe ich weder bei Timo am Anfang, noch bei Oliver so gefühlt. Ich kann und will das nicht verlieren" seufze ich. "Ich bin mir sicher, dass du es nicht verlieren wirst. Sprich mit ihr!" fordert sie mich auf und lächelt aufmunternd.
Ich weiß, dass Caro recht hat. Ich weiß, dass ich mit Steff reden muss. Ich will, dass sie versteht was mit mir los ist, aber ich habe zu viel Angst. Zu viel Angst einen Menschen zu verlieren, der mir unfassbar viel bedeutet. Aber ich muss es tun, sonst würde ich sie mit Sicherheit früher oder später verlieren. Wenig später gehen wir zurück zu Steff, die mich direkt besorgt anschaut. Am Liebsten würde ich das Café wieder verlassen, aber den Triumph will ich Timo doch nicht gönnen. Er hat getan als wäre Nichts passiert. Er hat mich freundlich angelächelt, als wäre nie etwas gewesen. Ich setze mich wieder neben Steff und sie legt sofort ihre Hand auf meinen Oberschenkel. Sie streicht leicht darüber, was mich etwas entspannt.
Ich lege meine Hand auf ihre und drücke sie kurz.
Ich versuche die Zeit zu genießen und da ich Timo nicht mehr zu Gesicht bekomme, klappt das tatsächlich ganz gut. Nachdem wir bezahlt haben, begleiten wir Caro noch zu ihrer Wohnung, bevor wir uns wieder in Steffs Auto setzten um uns auf den Weg zurück nach Bautzen zu machen.
Eine Weile herrscht Stille zwischen uns und es ist das erste Mal das sich diese Stille unangenehm anfühlt. Ich will dieses Gespräch nicht im Auto führen und vor allem muss ich erstmal überlegen wie ich dieses Gespräch überhaupt führen will.
"Yve..." setzt Steff an, aber ich unterbreche sie direkt. "Später bitte" flüstere ich. Der Rest der Fahrt verläuft weiter schweigend und jedes Mal, wenn ich zu Steff schaue, meine ich zu erkennen, dass ihre Augen glasiger werden. Sie macht sich wirklich große Sorgen um mich, das spüre ich.
Zurück in Bautzen zieht Steff mich sofort in ihr altes Zimmer und drückt mich sanft aufs Bett. Sie kniet sich vor mich und legt ihre Hände auf meine Oberschenkel. "Ich habe das Gefühl, dass dieser Typ vorhin etwas mit der Situation vor ein paar Tagen zu tun hat. Bitte rede mit mir. Ich will dich verstehen" sagt sie sanft, aber bestimmt. "Steff, ich...ich weiß nicht...nicht wie". Meine Stimme bricht und mir beginnen Tränen über die Wangen zu laufen. Es ist als würde die ganze Anspannung, die in mir ist seit ich ihn gesehen haben, auf ein Mal abfallen. "Hey, alles gut" flüstert sie und zieht mich in ihre Arme. Ich vergrabe meinen Kopf an ihrer Schulter und schluchze leise.
"Egal was es ist, egal was passiert ist, ich bin bei dir und bleibe es auch. Ich liebe dich, Yvonne". Es ist als könnte sie meine Gedanken lesen. Als würde sie spüren, was ich gerade hören muss.
Ich löse mich von ihr und schaue ihr in die Augen. Auch in ihren haben sich Tränen gesammelt.
"Okay" setze ich an, "Timo ist mein Ex. Er hat mich betrogen, aber ich habe ihm eine zweite Chance gegeben. Er hat mir geschworen sich zu ändern, dass er mich liebt und mich nie wieder verletzen wird. Dann waren wir erstmal glücklich. Als seine Mutter gestorben ist, hat er angefangen immer mehr zu trinken und betrunken war er nicht mehr er selbst". Ich schlucke bei den Erinnerungen daran. Steff streichelt schon die ganze Zeit sanft über mein Bein. "Er ist immer aggressiver geworden, hat mich angeschrien und nicht selten Dinge geworfen, oder mich drob angefasst".
Meine Stimme beginnt wieder zu zittern. Während ich meinen Blick senke, spüre ich weiter Steffs besorgten Blick auf mir. "An einem Abend ist er wieder mal betrunken nach Hause gekommen. Ich bin gerade von einem Dreh wieder gekommen und wollte eigentlich nur meine Ruhe. Aber er–". Ich breche ab.
Die Erinnerungen an diesen Tag holen mich plötzlich wieder ein und ich bekomme zwischen den ganzen Schluchzern kein Wort mehr raus.

Love at second try (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt