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Das leise Platschen von dicken Regentropfen an die Fensterscheiben weckt mich am nächsten Morgen. Ein hinter Wolken verborgener Sonnenaufgang hüllt mein Gemach in Dämmergrau und vermag es dadurch nicht, die Schatten der Alben in den Ecken zu vertreiben. Müde blinzle ich, versuchend aus dem Halbdunkel zu erahnend, wie spät es wohl sein wird, und drehe mich seufzend und die warme Decke so hoch wie möglich ziehend auf die dem Fenster abgewandte Seite des Bettes, denn erkennbar zu früh ist es, um aufzustehen.Jedoch die Augen noch einmal schließen will ich nicht, da mir der Anblick, der sich bietet, lieber ist, als die Träume, in die ich erneut drohen würde zu versinken. Thorin liegt dort, fest und scheinbar geruhsam schlafend, denn frei jedweder Sorge ist sein Antlitz. So jung, wie er tatsächlich noch ist, mutet er dadurch an. Ein seltenes Bild. Schwer ruht das Haupt, dass Krone und Verantwortung drückt, und früh bereits musste er beides auf sich nehmen.
Den restlichen Abend nach unserem Gespräch wich er nicht mehr von meiner Seite. Tanzte und sprach nur mit mir. Legte seine Hand sichernd an den Rücken, wenn Lothin uns zu nahe kam. Einen beschließenden Pakt sind sie eingegangen, gleichwohl machte er deutlich, dass alles über diesen hinausgehende nun von ihm missbilligt wird. Jedoch Misstrauen weckte diese Haltung und die Fürsorge, besonders bei Dwalin. Thorin hielt es nicht für angebracht sie darüber in Kenntnis zu setzen, was ich heute zum Wohler aller zuwege bringen werde. Balins Tadel und Gloins kritischen Blick wird er indes weniger fürchten, als den Zorn seines Generals. Viel riskiert er, um mich zu schützen, und ich befürchte, sogar die Stimme gegen seinen König würde er erheben, unbedacht der Konsequenzen.
Nachdem die letzten Pflichten des Tages bewältigt waren, sehnte ich mich nach den Kissen und warmen Decken meines Bettes. Allerdings, sobald das Türschloss hinter mir klackte, krauchten die dunklen Albschatten aus jeder Ecke hervor, verfingen sich in dem Baldachin, vollführten scheußliche Tänze und verhießen mir mit grässlich-zischenden Stimmen eine unruhige Nacht. Ich versuchte sie mit dem Duft der Rosen und dem des Lavendelöls, die mir Amia brachte, zu vertreiben. Erfolglos, wie ich alsbald verzweifelnd feststellte. Höhnisch lachend schlichen sie um mich herum, griffen mit den schleierhaften Krüppelfingern nach mir, darum bestrebt, das Schlagen des Herzens mit ihrer Last zu erschweren, während ich keinen Ausweg sehend auf dem Boden hockte und in der Hilflosigkeit Mahal anflehte, er solle sie verjagend.
Dann jedoch, durchbrach ein fahler Lichtstrahl die Düsternis meines Gemachs. Die Schatten ließen sofort von mir ab, verkrochen sich fauchend vor Ärger oder gar Angst zurück in die dunklen Nischen, aus denen sie kamen. Ich blickte durch flimmernde Tränenschleier auf, als sich eine massive Gestalt vor mich kniete. Unser Schöpfer schickte seinen Sohn an seiner statt. Mit der Wärme seiner Hand vertrieb er die bitterliche Kälte der Alben und die fließenden Tränen von den Wangen, wissend darum, dass er an beiden Schuld trägt.
Vorsichtig und ohne ein Wort des Tadels für die unkriegerische Schwäche, half er mir auf. Dennoch schämte ich mich ihrer sehr, auch, wenn mir Dwalin einst sagte, es zeuge von Stärke, sie zu offenbart, denn nur so können Waffenbrüder sich gegenseitig im Kampf unterstützen. Nun ist es keine Schlacht, die mir bevorsteht, jedoch genauso von Unsicherheit und Verzweiflung wird der Vorabend zu einer unvermeidlichen geprägt sein. Und von Furcht.
Thorin (er)kennt dies alles. Daher sanft drückte er mich auf die Kante des Bettes und wandte sich schnell ab, um mir ein Glas Wasser zu holen. Kurz nur, verweilte sein Blick dabei auf dem Strauß Rosen, der auf dem Tisch neben dem Krug stand. Womöglich fragte er sich, woher diese stammen, wer sie mir schickte.
Wohltuend kühl rann das Wasser die vom Schluchzen trockene Kehle hinab. „Sag mir, was ich tun soll." Thorins Stimme zeugte von der Qual des ihm plagenden Zwiespalts. Dünn klang sie. Traurig. Zerrissen von der Verantwortung die er für mich trägt und derer, die er gegenüber seinem Volk verpflichtet ist.
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Menu Tessu ::: Teil 2 ::: Du bedeutest mir alles
ФанфикThorin ist nach dem Tod seines Vaters König der Blauen Hallen in den Ered Luin. Gleichwohl ihm und seine Getreuen ereilen weitere teils freudige, teil gefährliche Erlebnisse. Astâ unterdes; Leibdienerin, Kriegerin, Freundin, Vertraute; wird immer me...