Graus und Gram

49 8 10
                                    

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Das Blut des Orks spritz in mein Gesicht und besudelt die Rüstung. Es stinkt bestialisch, als verweste er bereits zu Lebzeiten innerlich. Jedoch der Würgereiz, der aufzukommen droht, wird von dem neuerlichen Angriff eines weiteren unterbunden. Genauso hässlich ist er und genauso leicht zu töten, obwohl er stärker gerüstet ist als alle anderen seiner Rasse, die ich bislang niederstreckte. Mit ihren Händen, die nichts Schönes zu erschaffen vermögen, ist sie unzweifelhaft geschmiedet, jedoch das verwendete Metall ist sorgfältiger und mit viel Achtung vor dem Element behauen. Es könnte gleichsam aus der Schmiede eines Zwerges stammen.

Wir kämpfen (v)erbittert. Immer neue Feinde räuchert der Qualm aus den Höhlen. Die Kampfunfähigen versuchen zu fliehen, werden aber von der Reiterei sogleich abgefangen und gnadenlos herniedergestreckt, während die bewaffneten ohne Zögern in unsere Reihen brechen. Ein Pfeil zischt neben mir hinab. Keiner aus einem Köcher der Rohirrim, ist seine Befiederung doch schwarz. Tief drang er in das Erdreich ein. Hätte er mich getroffen, meine Rüstung gebiete ihm kaum Widerstand. Ich blicke umher und sehe, dass ich mit dieser Vermutung nicht falschlag, denn einige meiner Kampfgefährten fielen unter Weiteren. Von weit oben scheinen sie zu kommen, ist der Schusswinkel doch sehr steil. Daher die Flanke des Berges suche ich ab und entdecke dort, wie dünne Rauchwolken zwischen Spalten im Gestein hervorkriechen. Auf den schmalen Simsen, die vor ihnen verlaufen, traten mit Bögen bewaffnete Orks. Es sind ihrer nicht viele, aber effektiv töten sie.

Viele der Rohirrim tragen ebenfalls Pfeilbögen mit sich und die ersten von ihnen entdeckten die fernen Angreifer bereits und erwidern den Beschuss. Jedoch sobald einer getroffen hinabfällt, tritt an seine Stelle eilends ein neuer. Einer unserer Schützen, der direkt neben mir steht, wird unglücklich von einem ihrer Pfeile erfasst. Ich beuge mich zu ihm hinunter. Er drang tief in sein Bein ein, aber beschädigte vermutlich keines der großen Gefäße, die dort verlaufen, denn kaum Blut quillt aus der Wunde. Ich blicke dem menschlichen Krieger in das gleichwohl schmerzverzerrte Gesicht und erschrecke. Es ist der einäugige Bogenschütze, der mir vor vielen, vielen Jahren während des Angriffes auf Edoras beibrachte, wie ich bewegliche Ziele treffen kann. Oft dachte ich seither an ihn. Auch er scheint mich zu erkennen, denn ebenfalls erstaunt reißt er sein Auge auf. „Ihr hier!?", begrüßen wir uns nahezu gleichzeitig und vergessen darüber lachend für einen Moment die Gefahren rundherum. Er greift nach seinem Bogen und den noch gut gefüllten Köcher und drückt mir beides auffordernd in die Hände. „Benutzt ihn fähig!", heißt er mir und ich nicke.

Kurz und leicht ist er. Die Sehne stark und optimal gespannt. Die Pfeile gerade und hochwertig befiedert. Mit einem Zischen schnellen sie davon und treffen ihr Ziel genaustens. Krieger eilen mir und den anderen Schützen zum Beistand, denn gegen das Fußvolk können wir uns nun nur noch ineffektiv verteidigen. Unter ihnen auch Sigrun und Bofur. Dem Stallmeister ist das für Zwergen unübliche Talent bekannt, daher kaum davon beeindruckt ist er, jedoch die Kriegerin sieht mich für einen kurzen Moment ungläubig und mit neu gewonnen Respekt an. „Woher kannst du das?", fragt sie, während ich einen neuen Pfeil auflege und sie mir dabei einen Angreifer vom Leib hält. „Gelernt", erwidere ich knapp und schieße. Der anvisierte Ork fällt ein letztes gurgelndes Geräusch von sich gebend hinab. „Von wem?" Ein erneuter Schlag von ihr trifft einen heranstürmenden Ork, der uns beide ans Leben wollte. „Von einer Elbin", ist meine Antwort und der erstaunt-fragende-zutiefst verwirrte Blick ist geradezu gefährlich belustigend, denn kaum an mich halten kann ich das erheiterte Lachen darüber.

Wir kämpfen schnell, entschieden und effektiv. Nachdem der letzte Pfeil meines Köchers sein Ziel gefunden hat, bediene ich mich wieder des Schwertes, um die dennoch weiterhin unübersichtliche Anzahl verbliebener Feinde zu verringern, gleichwohl kaum weitere mehr die ausgeräucherte Höhle verlassen. Auch sie leisten verbissen und wütend Widerstand und einer von ihnen drischt angsteinflößend unablässig auf mich ein. Mehrere Wunden konnte ich seinem monströsen Leib zufügen, die alleine für sich längst schwächend wenn nicht tödlich sind, trotzdem kaum zu beeinflussen scheinen sie ihn. Sein Schwertarm ist stark und einige neue Scharten erhält Umrazu'kark, während ich es als letzte Blockade gegen seinen Angriff nutze, da mein Schild unlängst zerbrach.

Menu Tessu ::: Teil 2 ::: Du bedeutest mir allesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt