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Das Gewitter erreicht uns in der Abenddämmerung. Mit fernen Grollen und heftigem Wind, der über die trockene Ebene fegt und Gras und Staub zu kleinen Wirbeln auftreibt, kündigt er sich an. Wenig später bereits, geht Regen in schweren Tropfen hernieder und durchnässt innerhalb von Minuten alles was wir zum Schutz anlegten, selbst den dicksten Mantelstoff. Jedoch noch die Restwärme des Sommertages birgt er in sich und bringt so mehr eine Erfrischung von der belastenden Schwüle. Leichter lässt es sich unter ihm marschieren, zumindest, bis Stiefel und Hufe im sich bildenden Matsch beginnen zu versinken. Blitze zucken über den Horizont und schmälern für den Moment die Finsternis der schnell aufkommenden Nacht.Die Anführer lassen schließlich anhalten, auf baumloser Ebene, den gefährlich wäre es in ihrer Nähe oder dass wir sogar unter ihnen Schutz suchen, das weiß selbst ich aufgrund eines erschreckenden Erlebnisses vor sehr langer Zeit.
Gierig saugen Erde und Pflanzen die entbehrte Feuchtigkeit auf. Dort wo sie zu fest ist, bilden sich kleine Seen, die sich, sobald sie überquellen, in Rinnsalen ergießen. Vom fernen Flussufer kraucht aufkommender Nebel heran, verfängt sich in den seichten Mulden, die die Landschaft prägen, und beschwört die Umgebung in gespenstische Atmosphäre. Eine ungemütliche Nacht wird es, denn klamm klebt die durchfeuchtete Kleidung an der Haut. Viel Schlaf werde ich wohl auch in dieser nicht bekommen. Noch nicht einmal Feuer die etwas Wärme bringen könnten, lassen sich entfachen.
Mit tief in das Gesicht gezogener Kapuze beobachte ich daher die Nebelschwaden und durch sie hindurch stapfende Wachen. Wie schwebende Geister umhüllt von grauen Gewändern und verfolgt von den Schmerzen ihres Todes, erscheinen sie dabei. Eine große Gestalt löst sich schließlich aus dem Nebel und kommt auf meine Kameraden und mich zu. Am Rande des Zuges ließen wir uns nieder und womöglich will ein Kommandant uns den Befehl erteilen, ebenfalls die Augen offen zu halten. Jedoch als ich erkenne, wer sich nähert, bin ich froh um jede Verhüllung, die ich anlegte, und dass auch Khajmels Erscheinung unter einer den Regen abhaltenden Decke verborgen wurde.
„Alles in Ordnung bei euch?", erkundigt er sich mit der kräftigen, herrischen Stimme, die er in Gegenwart von Untergebenen heraufbeschwört. Fremd ist sie mir nicht, jedoch ungewohnt, da er sie für die Ansprache an mich nur selten erhebt, obwohl ich zu ihnen zähle und er mir bereits Befehle erteilte.
„Ja, General Dwalin", erwidert einer der älteren Krieger, nachdem er sich respekterbietend erhob. Der oberste Befehlshaber des Königsheers lässt seinen Blick über uns schweifen. Ich senke möglichst unauffällig den meinen noch ein klein wenig tiefer, gebe so vor zu schlafen. Das Abenteuer wäre schneller zu Ende, als dass es richtig seinen Anfang nahm, wenn er mich jetzt bereits entdeckt. „Haltet über Nacht abwechselnd mindestens vier Augen offen. Im Nebel lauern so manche Kreaturen", befiehlt Dwalin dann und wendet sich zufrieden zum Gehen, nachdem der aufgestandene Soldat diesen für uns alle annahm.
Erleichtert entlasse ich die unbewusst angehaltene Luft in die kälter werdende Regennacht. „Der General ist schon recht imposant in Statur und Gebaren, nicht wahr?!", spricht mich unvermittelt Sigrun an, die die ganze Zeit neben mit saß. Verstohlen blicke ich zu ihr hinüber. Wohl nur beiläufig wird sie die Bemerkung fallen gelassen haben, in der Hoffnung auf einen Austausch unter Frauen, deren Gelegenheit sich ihr wahrscheinlich nur selten bietet. Gleichwohl deutete sie an, dass sie um meinen Stand zum Königshaus weiß, zu dem auch er zählt. „Durchaus", antworte ich daher knapp und unverbindlich.
„Ob er eine Versprochene hat?", will sie darauf wissen und so fest, dass der metallische Geschmack der ersten Tropfen Blut den Mund erfüllt, beiße ich mir daraufhin auf die Unterlippe. Anmaßend wäre es, mich dergleichen zu nennen, egal was bereits zwischen ihm und mir geschah und welche Beteuerungen wir uns gaben, aber dennoch versetzt es meinem Herz einen Stich darüber nachzudenken, dass er sich einer anderen zuwenden könnte. Aus dem Sinn verbannte ich bisher die Vorstellung, dass er, sei es freiwillig oder auf Anraten derer, die ihm solcherlei nahelegen könnten, sich eine Frau seines Standes sucht. Das Recht hätte er dazu, nicht gebunden sind wir aneinander, nicht versprochen, keine Werbung unternahm er bislang. Eine Heirat zwar aufgrund meiner vorgegaukelten Herkunft möglich, aber dennoch unwahrscheinlich. Warum, fragt ihr ... nun, Thorin müsste dieser zustimmen und mich zudem aus seinem Dienst entlassen. Fraglich ist, ob er diesen Wünschen jemals nachgeben würde.
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Menu Tessu ::: Teil 2 ::: Du bedeutest mir alles
FanfictionThorin ist nach dem Tod seines Vaters König der Blauen Hallen in den Ered Luin. Gleichwohl ihm und seine Getreuen ereilen weitere teils freudige, teil gefährliche Erlebnisse. Astâ unterdes; Leibdienerin, Kriegerin, Freundin, Vertraute; wird immer me...