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Der Tag war ereignisreich und lang, dennoch ist er noch nicht für mich beendet. Gleichwohl diese letzte Aufgabe wenig mit denen einer Zofe im Dienste eines Königs gemein hat, ist sie genauso wichtig, insbesondere im Hinblick auf die innere Ruhe und Zufriedenheit meines Herren, für deren Erfüllung ich gleichermaßen verantwortlich bin. Jedoch heute will ich vor ihrer Vollbringung mit einer Weiteren aufwarten. Deshalb überrascht sieht Thorin auf, nachdem er mich in seine Gemächer bat.Ich gleichwohl verschwende keine Zeit und biete ihm die Erklärung dar, indem ich mich auf die Knie sinken lasse. Die aneinanderreibenden silbernen Glieder des Kettenhemdes klirren ob der Bewegung und das ihm und mir gleichermaßen vertraute Flirren der Schneide von Umrazu'kark während ich es aus der Scheide ziehe, erfüllt das im Kerzenschein liegende Zimmer mit seinem Klang bis in die schattenreichste Ecke.
„Ich bitte Euch, Majestät, nehmt meine Dienste an, um Euch und Eure Streitmacht in die Schlacht zu begleiten." Zu Dumpfheit verkommt der in dem Halbdunkel nachklingende hohe Hall, als ich das Schwert das Ersuchen verdeutlichend vor mir auf den Boden ablege, um ihm seine Stärke darzubieten und untertan zu machen.
Den Blick senke ich respektvoll und höre dadurch nur, wie Thorin das bisher in den Händen gehaltene Pergament mit den Auflistungen der bereits bereitstehenden Truppen zur Seite legt. „Dies habe ich befürchtet", murmelt er zwar verhalten, aber dennoch entgehen mir die Worte und vor allem das sie begleitende verzweifelnde Seufzen nicht, während er sich aus dem Sessel erhebt. Unsicher lässt es mich werden, Vermutungen kommen auf und werden noch bevor sie weiter entmutigen können bestätigt.
Thorin tritt vor mich, aber er nimmt das Schwert nicht auf. „Ich werde deinem Wunsch nicht entsprechen", spricht er mit der gebieterischen Stimme eines Königs, der ein unumstößliches Urteil verkündet hat. Ich blicke auf, fassungslos, den Tränen nahe. Warum nur, warum weißt er meine Dienste zurück?!
Er bemerkt den Schock über die (un)vorhergesehene Entscheidung, sieht den Schimmer in den Augen. Der Ausdruck in seinem Gesicht, ernst und Gehorsam fordernd, wandelt sich daher in das eines verständnisvollen Herren. Zu mir hinab begibt er sich, betrachtet das Schwert zu unseren Füßen, streicht mit den Fingerspitzen geradezu ehrfürchtig über die im Feuerschein glänzende Klinge, die schon so manche unausbesserliche Scharte träg. Jedoch noch immer nimmt er es nicht auf und die Darbietung damit an.
„Es tut mir leid, aber diese Schlacht ist nicht die deine. Unnötig wäre dein Mitkommen, zu gefährlich allemal. Ich könnte dich im Gemenge von Feinden und Kriegern nicht beschützen, so wie du es dir einst von mir erwünscht hast." Die Versuche einer Erklärung sind es. Überdachte Rechtfertigungen für das Zurücklassen. Nachvollziehbare Gründe in seinen Augen. Jedoch nicht für mich.
Ich schüttle den Kopf. So heftig, dass sich Strähnen der Haare lösen und an dem mittlerweile tränennassen Gesicht kleben bleiben. „Ich bitte Euch, nehmt mich mit. Ich befreie Euch von Eurem Eid, wenn Ihr mich den meinen erfüllen lasst", flehe ich. Die bettelnde Stimme ungebührend für eine Kriegerin, gleichwohl schäme ich mich ihrer nicht. Thorin jedoch verneint weiterhin.
Zwei raue Hände legen sich an meine Wangen, die Daumen, silberringgeschmückt und sanft, versuchen die Tränen auf ihnen zu verbannen. „Mein Beschluss steht unerschütterlich. Du bleibst hier, denn den Eid schwor ich dir nicht leichtfertig und genauso wie den deinen, kann nur der Tod mich von ihm entbinden." Ich greife nach seiner Hand, umschließe sie fest. Eine letzte Bemühung will ich wagen, ihn umzustimmen, auch wenn es anmaßend und aussichtslos ist. „Bitte", beschwöre ich erneut. Thorin lächelt gequält. „Meine tapfere Kriegerin. Wie gerne hätte ich dich an meiner Seite. Wie gerne würde ich mit dir zusammen das Gesindel bekämpfen. Wie gerne mit dir den Sieg über sie bejubeln. Aber zu gefährlich ist es, das Risiko zu hoch, dass ich dich verlieren könnte. Bleib hier, unterstütze Dís, warte auf unsere Rückkehr, derer wir dann alle gemeinsam in Wiedersehensfreude feiern können."
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Menu Tessu ::: Teil 2 ::: Du bedeutest mir alles
FanfictionThorin ist nach dem Tod seines Vaters König der Blauen Hallen in den Ered Luin. Gleichwohl ihm und seine Getreuen ereilen weitere teils freudige, teil gefährliche Erlebnisse. Astâ unterdes; Leibdienerin, Kriegerin, Freundin, Vertraute; wird immer me...