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„Des Weiteren weise ich den hohen Meister der Münze an (Komma), die Summe von (in Zahl) vierzig Doppeldrachen aus dem königlichen Staatsvermögen zu entnehmen (Komma), um die Lohnkosten der eingestellten Arbeiter zu begleichen (Komma), sowie den Kauf zu verbrauchender Materialien zu ermöglichen (Komma), um die Ausbesserungen der durch Steinschlag beschädigten Brücke im Westviertel (Komma), Bezirk (in Zahl) drei möglichst zeitnah (Komma), gegebenenfalls noch in dieser Woche (Komma), zu beginnen."*Immer hochkonzentriert muss ich Thorin zuhören, wenn er ausnahmsweise selber die in den Ratssitzungen beschlossenen Verfügungen diktiert. Kaum mit dem Schreiben komme ich hinterher und bin daher froh, als ein Klopfen an die Tür seines Arbeitszimmers ihn unterbricht. Wogegen verärgert über die Störung schnaubt er die Erlaubnis hereinzukommen. Der Botenjunge, den er gerade erst vor wenigen Tagen in Dienst nahm, tritt daraufhin zaghaft und mit tief zwischen die Schultern gezogenen Kopf ein. Selbst das leise Knarren der Scharniere, dass immer dann ertönt, sobald sie sich ganz öffneten, erschreckt sein kleines Herz so sehr, dass er wieder einen Schritt zurückweicht.
Noch nie sah ich sein Gesicht zur Gänze, denn selbst unter Gleichgesinden hält er den Blick stets gesenkt. Zurückhaltend und eingeschüchtert von allem hier ist er, was zweifelsohne an seinem wirklich ungewöhnlich jungen Alter liegen mag. Gerade erst die Kriegsreife erreichte er, aber sein Vater ersuchte in Not um seine Anstellung im königlichen Haushalt. Jedoch niemals wäre dieses von Thorin erhört worden, hätte er sie nicht zuallererst an mich herangetragen.
Hagrid, ein alter Freund und Retter aus fernen Tagen, mittlerweile zum Leutnant der Bergwache erhoben, trug mir seine Bitte vor und arrangierte schließlich nach meiner Einwilligung ein Treffen. Zu einen seiner Untergebenen gehört er, durch Herkunft eigentlich hoch im Rang stehend, entfernt sogar mit dem Königshaus verwandt, jedoch kaum besser entlohnt als ein Büttel. Seine Gemahlin starb vor kurzem am Kindbettfieber, da sie kein Geld für den Heiler aufbringen konnten, und ließ ihn mit der Trauer und nun zwei Kindern zurück. Er flehte um meine Fürsprache den Ältesten von ihnen, beileibe noch viel zu jung, um eine Lehre zu beginnen, jedoch wenigstens als Burschen für niedere Arbeiten einzustellen. Keinen anderen Ausweg sah er, denn sein Lohn reiche nicht, um alle drei zu ernähren.
Ich überlegte lange, nichtsdestotrotz sein Schicksal mich zuinnerst berührte, denn das Erhören könnte eine unüberschaubar heftige Flut heraufbeschwören. Der Wohlstand, der in Thorins Hallen herrscht, wandelt sich allzu schnell zu glitzernden Schein, je tiefer man vordringt in die Regionen, in denen die Arbeiterviertel liegen. Dort leiden Familien weiterhin unter Armut, Krankheit, Not und daraus entstehenden Verlust, der zu noch schlimmeren Misslagen führen kann. Seine ist bei weitem nicht die Einzige und vermutlich kaum Schrecklichste. Ich musste abwägen, ob meine Zusicherung andere ebenfalls zu uns treiben würde. Schnell kann sich solcherlei herumsprechen, selbst wenn Thorin das Ersuchen aus welchen Gründen auch immer ablehnen sollte.
Hagrid nahm mich schließlich zur Seite, als er mein Zögern bemerkte. Er sicherte mir zu, dass der Junge ein ehrenhaftes Herz sowie ausgezeichnete Manieren besitzt, ein guter Kämpfer ist, den persönlich bildetet er ihn aus, und dass er dessen ungeachtet selbst lange zauderte, sich deswegen hilfesuchend an mich zu wenden. Zudem, die älteste Tochter Borins ist seine Urgroßmutter, wodurch es sich um einen Vetter von Fundin und Gróin handelt. Gleichwohl dieses Argument schwer wiegte, ich musste ihn daran erinnern, dass Lonin dereinst alle Anrechte einer Prinzessin aus dem Hause Durins ablegte, als sie sich entschied einen niederen Zwerg aus dem einfachen Volk zu ehelichen. Er versteht die Skrupel, kein Asyl ist der königliche Haushalt, jedoch inständig bat er darum, und sei es nur, um ihm einen ausgleichenden Gefallen zu gewähren.
Letztendlich erreichte er damit ein Einlenken. Einst war er es, der Herzog Storr trotz der hohen Stellung abführen ließ. Er blieb lange bei mir, kümmerte sich um mich, versuchte die Schrecken der knapp entgangenen Schändung, so gut es ihm möglich war, zu vertreiben. Er schickte nach Dwalin, erklärte ihm die schreckliche Not, in die ich geriet, und ermöglichte im Grunde so erst, dass sich mir eine neue Chance eröffnete. Mehr als diesen kleinen Gefallen bin ich ihm daher eigentlich schuldig. Jedoch niemals verlangte er dergleichen oder wirkte gekränkt, dass eine Abgeltung bisher nicht ausreichend erfolgte. Mein errungenes Glück schien ihn Dank genug zu sein.
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Menu Tessu ::: Teil 2 ::: Du bedeutest mir alles
FanfictionThorin ist nach dem Tod seines Vaters König der Blauen Hallen in den Ered Luin. Gleichwohl ihm und seine Getreuen ereilen weitere teils freudige, teil gefährliche Erlebnisse. Astâ unterdes; Leibdienerin, Kriegerin, Freundin, Vertraute; wird immer me...