Die Herren über Feuer und Tod

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Einen Augenblick lang ist es plötzlich still. Keine martervollen Gedanken, keine fauchenden Stimmen, keine klirrende Kälte ist zu hören. Leicht fühle ich mich. Losgelöst von dem Stein unter den Füßen. Frei von Schmerzen. Befreit von dem Eispanzer, der das Herz gefangen hielt.

Dann plötzlich, fährt ein Ruck durch mich, bringt Körper und Geist zurück in das Hier und Jetzt und ich sacke unversehens erlöst von dem Bann des Imps zusammen. Auf dem Boden kauernd, sehe ich auf und erblicke zwei glanzvolle Gestalten zwischen mir und dem Imp stehen. Groß sind sie und herrlich anzusehen. Wärme strömen sie aus. Wohlige Wärme. Eine geradezu unirdisch belebende und tröstliche Wärme. Einer von ihnen leuchtet in feurig-flackernden Rot, die andere wird umwoben von schwarzen Trauerflor.

Nebelhaft sind ihre Erscheinungen, nicht greifbar, nicht wirklich hier, jedoch so präsent in allem, wie der Stein rundherum. Merkbar ihre Stärke, die den Saal erfüllt. Fühlbar die ausgesendete Wärme, die in unsere Herzen kriecht. Hörbar die machtvollen Stimmen, die Worte in einer fremden Sprache murmeln. Daher scheint der Imp große Angst vor ihnen zu haben, denn zurück weicht sein Schattendasein. Allerdings seine meine Kameraden noch immer bannende Macht schwindet nicht. Starr und stumm weilen sie weiterhin.

Bedächtig erhebe ich mich und laufe zu Dwalin. Sein Gesicht ist blass und ausdruckslos, der Blick gefangen in einer fernen Welt. Das Schwert hält er kampfbereit in der Hand. Nah kam der Imp ihm und als stärkster von uns, wird er ihn mit intensiver Macht gebannt haben.

Ich berühre sanft seine Wange. Kalt ist sie. Erschreckend kalt. „Dwalin." Sein Name nur ein schwaches Flüstern, das von meinen spröden Lippen fliest, aber seine Augenlider zucken plötzlich. Gestärkt von dieser Reaktion, spreche ich ihn erneut an, streiche über die bebartete Haut. Seine Augen werden klarer, der Blick wendet sich langsam zurück.

Getroffen von dieser Wandlung, schreit der Imp hinter mir auf. Erschrocken drehe ich mich ihm zu. Die Gestalten verweilen weiterhin zwischen uns, murmeln Worte, die ich nicht verstehe, deren Bedeutung und zauberhafte Stärke jedoch spürbar ist.

Der Schatten des Imps bäumt sich auf, wird dunkler, bedrohlicher, stürmt kreischend wie eine Bestie auf sie zu und ich befürchte Schreckliches, ist er doch eine Kreatur von großem Ausmaß, alt, älter noch als alles Leben. Jedoch existieren Wesen, die es mit ihm aufzunehmen vermögen, denn sie sind die Gebieter der wirkungsreichsten Macht, obwohl nur geistige Abkömmlinge dem Größten des Seins. Sie sind die Bewahrer einer Gewalt, die Berge erschafft, Meere füllt, Bäume wachsen lässt, ja sogar Sonne, Mond und Sterne an das Firmament setzt. Sie sind die Herrscher und Herrscherinnen über Wasser, Feuer, Himmel, Natur, Träume, Jahreszeiten und den Tod.

Als Mandos, den Totenwächter, den ich bat, mich zu begleiten, damit er die Seelen der Opfer des Imps seine Gnade gewährt und als unseren Schöpfer Aule, der Meister des Feuers sowie der Schmiede- und aller Handwerkskünste, erkannte ich die Gestalten unlängst. Sooft sind wir uns ihrer Gegenwart gewahr. Sie sind alltägliche Gefährten, helfen uns, schützen uns. Jedoch noch nie sah ich ihrer Präsenz so deutlich.

Größer werden sie, wachsen in allem. In Gestalt, Macht, leuchtender Gewalt ihres Elementes. Feuerrot und Totenschwarz sich vermischend zu einem gleißend hellen Licht in dem Dunkel der verlassenen Hallen. Hoffnung spendet es. Neue Kraft. Wärme.

Der Imp jedoch stoppt nicht in seinem Angriff. Hart prallt seine düstere Leere auf die Auren der Valar. Ein Zischen ist zu hören, als würden Wassertropfen auf glühendes Metall tröpfeln. Ich wende mich dennoch ab. Einen eigenen wohl ebenfalls schweren Kampf habe ich jetzt zu bestehen und zudem nicht gewachsen fühle ich mich, den ihren auch nur mit an zu sehen.

Dwalin verweilt noch immer in der Erstarrung. Erneut spreche ich ihn an. Leise, sanft, liebevoll. Erneut streiche ich über seine eiskalte Wange. Er reagiert zögerlich. Die glänzenden Wimpernkränze zucken. Die Lippen, spröde und blutig aufgesprungen, beben. Der Blick gleichwohl weiterhin selbstvergessen in einem tiefen, dunklen Gewässer der Leere. Er schafft es nicht. Sein Winterkriegerherz so starr vor Schmerz, dass kein schöner Gedanke vermag darin aufzublühen. Helfen muss ich ihm, einen solchen keimen zu lassen. Nur eine Möglichkeit gibt es dafür, wenn sanfte Worte und liebevolle Berührungen nicht wirken.

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