Das Geheimnis des Steins

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„Es ist ein großes Wagnis, solch ein altes Mittel einzusetzen, von dem wir kaum Kenntnis haben, was die Wirkung betrifft." Meister Skirr hat natürlich Recht und ich kann die Zustimmung, die er von anderen Ratsmitgliedern dafür erhält, nachvollziehen. Dennoch wird es zu riskieren die einzige Lösung sein.

„Daher erst einmal eine kleine Menge wollen wir herstellen und ausprobieren", beruhigt Thorin umgehend. Bisher allein ließ er mich das Entdeckte und den Plan allumfassend darstellen, unterband jegliche Unterbrechung meines Redeflusses und zeigte sich völlig überzeugt von dem Gesagten. Aufgeregt und ängstlich gleichermaßen wie ein junges Reh, das vor einem zähnefletschenden Wolf steht, war ich, verhaspelte mich einige Male in den Ausführungen, wagte nicht, aufzusehen. Erst als Dwalin eine beruhigende Hand auf das zitternde Bein legte, mir damit vermittelte, dass ich es dennoch gut machte und er mich notfalls vor dem Angreifer schützen wird, löste sich die Anspannung.

„Die benötigten Materialien sollten leicht zu beschaffen sein. Billig sind sie und werden in anderen Produktionsbereichen eingesetzt." Meister Abarron lehnte sich selbstgefällig in seinem dunklen Eichenstuhl zurück. Damit verbergen will er vermutlich, wie sehr es seinen Unmut erregt, dass ich, eine Frau und ihm sowieso seit Anbeginn und seither immer wieder eine Trübheit im Diamant, vor dem Rat sprechen durfte. Gleichwohl das entdeckte Wissen kommt auch ihm und seinen Gilden zugute. Viele Verluste mussten sie in den letzten Wochen einbüßen und bereits Aufstände wurden befürchtet.

„Wir sollten dennoch nicht allzu erwartungsvoll denken", dämpft der Meister des Feuers, Brander, die Euphorie. „In den Minen, die nach den Empfehlungen geeignet sind, wurde bisher kein Eisenerz gefunden. Wir müssten daher erst neue Abbaugebiet außerhalb der bewohnten Bezirke entdecken und das scheint mir ohne Werkzeug unmöglich, da das störrische Eisen uns noch nie einfach so verriet, wo es zu finden ist."

Er hat Recht, gleichwohl lässt sein Hinweis eine Erinnerung an ein gestern zwar beiläufig gelesenes Kapitel aufleben, dessen Inhalt nichtsdestominder faszinierte, ich aber seither keinen Augenblick hatte, mich gedanklich weiter damit zu befassen. Jedoch schweige ich in dieser Runde darüber, denn ein ebenso lang vergessenes Wunder alter Zeiten wie das des Bar'ul ist es, wurde allerdings kaum in ihrer Umsetzung beschrieben.

Gleichwohl hartnäckig setzte sich die Besinnung im Kopf fest, so sehr, dass ich auch noch am Abend, nachdem der Rat trotz aller Bedenken dem Vorhaben das Mittel in einer Mine zum Test einzusetzen zustimmte, darüber grüble, wie es Verwendung finden könnte. „Du wirkst abwesend. Über was ... oder wen ... denkst du nach?" Disas Stimme beendet dies jedoch abrupt. Kurz befürchte ich, ihr durch die Gedankenverlorenheit beim kämmen ihrer Haare Schmerzen zugefügt zu haben. Aber es scheint nur, dass ihr die entrückten Augen auffielen.

„Verzeih", bitte ich daher, denn ihr volle Aufmerksamkeit zu schenken ist eine Pflicht, die mir mein Herr auferlegte. „Schon gut. Also, wer ist es?" Ich lächle verlegen über die Vermutung und die sie begleitende auffordernd hochgezogene Augenbraue, weiß ich doch, wen sie in Verdacht hat. „Niemand", erwidere ich daher schnell und lege den Kamm aus Schildpatt zur Seite, um mit dem Flechten der entwirrten schwarz-rotstichigen Pracht zu beginnen. „Es ist nur der mögliche Ausweg für ein Problem, der sich mir allerdings nicht gänzlich erschließt und folglich unausführbar wird." Disa neigt den Kopf. Ihr Interesse scheint geweckt, jedoch zögere ich, ihr von den Schwierigkeiten und meinem Wissen zu erzählen.

„Weiß du eigentlich, dass du den Namen der letzten Königin Khazad Dûms trägst?", versuche ich daher das Thema zu wechseln, wenn auch nicht gänzlich. Disa nickt. „Meine Mutter erzählte es mir. Sie soll wunderschön und gleichzeitig findig gewesen sein und an der Seite Durins des Vierten mit Herz und Verstand regiert haben. Zudem heißt es, sie hat die Begabung des ‚Besingens von Stein' in solch einer Perfektion besessen, wie niemand anderes zu ihrer Zeit. Jegliches Gestein verriet ihr nach wenigen Tönen bereits, was in ihm verborgen lag, egal, wie trotzig sich Mineral, Erz oder Edelstein verweigerte zu offenbaren."

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