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Die Vorlesung war merkwürdig. Fühlte sich irgendwie komisch an. Wie in einer anderen Welt. Allein in meiner Ecke. Abgeschottet von einer Mauer aus Büchern. Ich blieb auch noch sitzen als schon alles vorbei war. Wollte nicht durch die Menge raus. Sondern in Ruhe ohne jemanden zu begegnen. Leider hab ich nicht mit Mr Perez gerechnet. Ich hatte ihn tatsächlich sogar übersehen. Dachte er wäre gegangen.
Äh ... warum schaut er dich an? Stimme zwei war sehr beunruhigt.
Ich schnappte mir meine Tasche und lief zum Ausgang. Als ich draußen war, stellte ich mich an die Wand und fing an wieder zu Atmen. Das vergaß ich für kurze Zeit, bei seinem Blick, der so völlig durchdringend war. Aber wieder packte mich meine Neugier. Ich wollte beobachten was er macht und steckte die Nase nochmal vorsichtig in den Raum und stieß mit dieser fast gegen ihn. Ich ließ vor Schreck fast ein Schrei von mir und stolperte Rückwärts. Aber er packte mich am Arm und zog mich zu sich ran und umfasste meine Taille.

"Haben sie was vergessen, Miss Satõ?" Wieder wusste ich nicht wie man Atmet. Ich schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf. Wusste nicht wie ich mich benehmen sollte. Dann kam er ein Stück näher.

"Das nächste mal sollten sie etwas geschickter ihre Neugier stillen." Dann grinste er kurz. Und das ziemlich selbstgefällig. Ich drückte mich dann von ihn weg.

"Ich war nicht neugierig. Ich dachte ich hätte was vergessen. Sie sind doch in mich reingerannt, nicht umgekehrt." Gab ich patzig wieder.

"Miss Satõ ... Sie sollten ihre Stimme senken. Und sich vielleicht höfflicherweise entschuldigen." Das sah ich gar nicht ein. Auch wenn er vielleicht recht hatte. Natürlich hat er recht! Schnauze, Stimme zwei!

"Nö! Wieso ich? Hätten ja auch aufpassen können." Er sah langsam ungehalten aus. Riss sich aber sichtlich zusammen. Aber er kam dann näher. Ein kurzes Grinsen lag für Sekunden auf seinen Lippen, dass so schnell verschwand wie es auftauchte.

"Ich glaube, wir einigen uns auf beidseitige Schuld. Ich hätte damit rechnen sollen." Was soll das jetzt heißen? Er ließ mich dann los und richtete sich seinen Kragen.

"Sie sollten mehr auf sich aufpassen. Schönen Tag Miss Satõ." Dann ging er einfach. Was war das jetzt? Der hält sich wohl für ganz toll. Boha! Wie ich ihn ab dem Moment schon nicht leiden konnte.

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Ich setzte mich dann erstmal in die Kantine. Ich hatte etwas Hunger seit gestern Früh nichts gegessen. Ich hatte es buchstäblich vergessen.

Ich dachte an zu Hause. Wie ruhig es war. Keiner der mir auf die Pelle rückte. Keiner der mich dumm anmachte. Sie wussten wie und wer ich war. Hier war ich niemand. Das andere Mädchen. Zuhause kannte man mich durch Dad. Ein Anwalt. Einer der besten. Und meine Mutter war Plastische Chirurgin. Beide hatten einen Namen dort. Ich sollte mir auch einen machen. Für mich war so viel Aufmerksamkeit aber nichts. Deswegen Studierte ich Geschichte. Ein eher ruhiger Beruf war mein Wunsch. Forschen, reisen und darüber vielleicht ein Buch verfassen. Und nicht jeden Tag den gleichen Trott. Immer in einem Büro, oder Saal. Papiergram. Immer Leute um sich rum. Immer unter Druck. Aber kein guter Druck. Den habe ich auch. Schule. Immer das beste geben. Vorran kommen. Nein! Da geht der Druck tiefer. Man hat das Schicksal anderer Menschen in der Hand. Absolut nichts für mich.

"Hey darf ich mich dazu setzen?" Ein Mädchen suchte wohl etwas Gesellschaft. Ich nickte leicht und stimmte somit zu. Sie war dann aber etwas skeptisch.

"Sorry. Bin etwas neben der Spur. Setz dich ruhig." Sie rutschte vorsichtig neben mich. Sagte aber nichts mehr.
Zumindest war sie ruhig. Sie sah mein Buch und fand das wohl interessant.

"Geschichte? Dann kennst du Mr Perez?" Ich nickte wieder nur.

"Ich auch. Beziehungsweise ... ich meine Geschichte. Ich habe dich heute nicht bemerkt."

"Bei so vielen Studenten schwer." Sie lächelte um nicht zu hart und ablehnend zu wirken.

"Ich meine. Du siehst so ... außergewöhnlich hübsch aus. Du hast echt ein Gesicht, dass nicht jeder hat." Ich fühlte mich irgendwie unbehaglich als sie mir die ganzen Komplimente machte.

"Senna. Freut mich. Vielleicht sehen wir uns mal in der Vorlesung." Ich lächelte zustimmend. Sie nahm sich dann ein Buch und zog am Strohhalm ihres Orangensaftes. Wieder fühlte ich mich etwas unwohl. Merkwürdig jemanden neben mir zu haben, der einfach nur dasitzt. Jemand der redet ist schon komisch, aber Schweigend neben Fremden war echt mehr als merkwürdig.

Nach zehn Minuten hielt ich es kaum noch aus. Ich packte zusammen und versuchte mich so nett wie möglich aus der Atmosphäre zu ziehen.

"Ich ... ich muss mal wieder. Man sieht sich." Irgendwie schien sie aber zu merken, dass was nicht stimmte. Aber bevor sie reagieren konnte, lief ich einfach los. Suchte eine Ecke auf dem Gelände, wo ich mal ungestört sein könnte. Hatte zwei Stunden nicht wirklich was zu tun. Erst dann war wieder eine Vorlesung. Ich müsste zu keiner, es war keine Pflicht. Sondern einfach nur eine Hilfe, die ich bestimmt nicht bräuchte. Aber so kann ich Zeit totschlagen, und nehme auf einfache Weise Stoff mit. Für Prüfungen musste ich noch nie lernen. Aber nichts tun kam nicht in Frage.

Das Unigelände waf riesig. Es gab da nicht nur ein Gebäude und einen Eingang. Es war fast wie eine kleine Stadt mit Straßen und Gängen. Da sich zurecht zu finden war eine Qual und das musste ich drei Jahre aushalten. Ich lief Richtung Fitnessstudio. Ich entdeckte da einen kleinen Weg seitlich, der irgendwie nicht zu passen schien. Es war wohl kein Offizieller Weg. Etwas überwachsen und führte in eine Ecke am Gebäude, das auf der anderen Seite mit einem Zaun abgegrenzt war. Hier würde nie jemand auf die Idee kommen nach zu schauen. Von hier qus sah ich die Laufbahn. Hätte die Sportler beobachten können, wenn da welche gewesen wären. Dann hörte ich ein knacken. Shit! Doch nicht so unbekannt der Ort? Was mache ich jetzt?

Yes Sir! - Teach me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt