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Ich fing an Panik zu bekommen lief kurz wie ein aufgeschrecktes Huhn hin und her. Dann setzte ich mich in die Ecke direkt neben einem Busch Kopf auf die Knie. Nach dem Motto: Was ich nicht sehe, sieht mich auch nicht.

Nach bestimmt fünf Minuten wollte ich doch mal aufschauen. Langsam hob ich meinen Kopf. Immer noch mit Augen zu. Da ich nichts hörte war ich sicher, dass es nur eine Einbildung war. Oder ein Tier.

"Alles gut. Es ist alles gut." Flüsterte ich zu mir selbst und öffnete die Augen nachdem ich tief Luft holte. Aber dann schaute ich ihn dunkle, grünbraune Augen. Ich erschrack mich fast zu tote und schrie auch. Er hielt mir aber die Hand vor dem Mund. Total lässig. Kurz grinste er und hob sich den Finger vor dem Mund.

"Pst!" Machte er. Und schaute mich fragend an. Er wollte wohl wissen ob ich ihn verstanden habe und ich nickte. Er ließ dann los. Er setzte sich an den Zaun und zündete sich eine Kippe an. Ich starrte ihn einfach nur an. Versuchte nicht zu atmen. Kein Mucks von mir zu geben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Wer war er? Er sah nicht wie ein typischer Student aus. Lederjacke. Undercut, wo ihm die oberen Haare wild vom Kopf abstanden. Ein Dreitagebart bedeckte sein markantes Kinn. Und Narben zeichneten ihn. Er schien auch tätowiert. Groß und sehnig. Sehr schlank, aber schien trotzdem gut trainiert. Jetzt kein Muskelptotz aber sein Brustkorb zeichnete sich sichtlich unter seinem weißen Shirt ab. Er hatte eine extreme Ausstrahlung. Ich konnte nicht aufhören ihn anzustarren. Zu mustern. Jede Kleinigkeit zu betrachten.

"Du hast ein gutes Auge." Sprach er plötzlich. So eine tiefe raue Stimme hätte ich nicht erwartet. Sie vibrierte durch meinen ganzen Körper und löste Gänsehaut aus.

"Der Weg." Fügte er hinzu. Als ich mich immer noch nicht rührte und auch keine Antwort gab. Lächelte er etwas merkwürdig.

"Und alle sagen ich bin schweigsam." Er fand es auch noch witzig das er mir etwas Angst machte. Aber vielleicht wusste er das nicht. Ich wusste ja nicht mal warum?

"Gut. Nicht Gesprächig. Gefällt mir. So habe ich nichts dagegen das du hier bist." Als ob er das entscheiden könnte. Mir fiel eine Narbe besonders auf, als er sich etwas von mir wegdrehte. Vom Hals bis hinters Ohr. Er versprühte was rohes, dominantes. Etwas, was mir ein unbeschreibliches Gefühl gab. Angst und Faszination vermischten sich. Und langsam wurde ich neugierig. Mein Blick änderte sich. Ich setzte mich auch etwas näher an den Zaun. Unauffällig versuchte ich ihn besser betrachten zu können. Ich muss echt merkwürdig ausgesehen haben. Der Versuch war natürlich nicht so unauffällig wie gedacht. Ich sah wie er Schmunzelte. Als er sich zu mir drehte, blieb ich wieder steif sitzen, mit Blick von ihm weg. Als er wieder wegschaute rutschte ich noch ein Stück näher. Wollte das Tattoo neben der Narbe sehen.

"Willst du vielleicht auf meinen Schoss?" Amüsierte er sich. Ich rutschte wieder weg und schaute empört. Dann schwiegen wir. Und das eine ganze Weile. Irgendwann faste ich den Mut zusammen um zu fragen. Weil er nichts anhatte, was die Uni vorschrieb. Solche Alltagskleidung war nicht wirklich erlaubt.

"Studierst du hier?" Kam es ziemlich kleinlaut von mir. Er strich sich das Haar zurück und lehnte sich lässig an den Zaun.

"Was denkst du?" War seine Gegenfrage.

"Ja? Ich meine ... Keine Ahnung?!"
Stotterte ich zusammen.

"Ja war richtig. Wieso? Weil ich nicht nicht so lächerlich aussehe, wie die möchtegern Oberschlauen?" Das nahm ich persönlich.

"Hey!" Gab ich deswegen sehr genervt wieder.

"So eingebildet das du dich als Oberschlau siehst?" Neckte er mich.
Was fällt dem ein?!

"Was soll eingebildet heißen? Und, was heißt lächerlich? Du bist ganz schön gehässig!" Er zuckte mit den Schultern.

"Wenn du meinst." Was war das für eine nichtssagende Antwort?! Er steckte sich noch eine Zigarette an und linste zu mir rüber. Ich saß genervt mit verschränkten Armen da und vergaß das ich einen Rock anhatte. Schneidersitz war nicht die beste Idee. Somal ich mich wieder in die Ecke neben dem Busch setzte, frontal zu ihm. Sein Blick wanderte kurz runter, was mich verwirrte.

"Kleines, du solltest die Beine zusammenlassen. Das zieht hier etwas." Erst dann habe ich es bemerkt und setzte mich wieder so hin, wie es sich für ein Mädchen mit Rock gehörte. Warum gehst du nicht einfach? Fragte Stimme zwei. Weil das mein Platz ist! Und ich einfach meine Ruhe möchte. Er wird aber sicher nicht nachgeben ... So wenig wie ich! Und jetzt sei still! Er schien aber den gleichen Gedanken zu haben.

"Ich scheine dich zu nerven. Warum gehst du nicht einfach?" Dabei grinste er auch noch so mies.

"Weil ich einfach ein ruhiges Fleckchen suchte und gefunden habe
... bis du aufgetaucht bist! Warum gehst du nicht einfach?!" Zischte ich ihn ziemlich missmutig entgegen.

"Weil das mein Fleckchen ist!" Dann stand er auf und kam langsam näher. Beugte sich vor mich und grinste weiter so blöde.

"Doch gesprächiger als gedacht. Taut die kleine Lady jetzt wohl auf? Erste Schreck vorbei?" Er machte sich über mich lustig. Und das gefiel mir gar nicht. Aber dann stieg mir sein Duft in die Nase. Aftershave, Mann und Zigaretten. Eine heiße, gefährliche Mischung, die mir den Verstand vernebelte. Ich schluckte schwer und fühlte mich wie ein Kätzchen, dass vom bösen Wolf in die Ecke gedrängt wurde. Aber dieses Kätzchen fing an gefallen zu finden. Mein Libido sprang durch die Gegend. Vergiss es! Bestimmt nicht mit so einem Vollidioten! Aber Libido hörte nicht.
Hier sind nur bekloppte auf dem Campus. Entweder übernett und total langweilig und Steif, oder arrogante vollpfosten, die sich wohl denken, die können sich alles erlauben.

"Komm schon kleines. Sei mal etwas netter. Immerhin habe ich dich noch nicht vergewaltigt." Das machte mir plötzlich Angst. Aber er lachte nur. Was ist daran witzig?

"Keine Sorge, ich verkreif mich nicht an minderjährigen." Er Scherzte doch? Wenn, war das Geschmacklos und echt widerlich und ... und ... Aber dann mischte sich Libido wieder ein. Geile Vorstellung! Von so einem Kerl?! Nein! Schluss!

"Vergewaltigungen sind nicht witzig du ... du ... Vollidiot!" Schrie ich ihn an und krabbelte auf allen vieren an ihn vorbei um aufstehen zu können, da er mir jeglichen Raum nahm. Er schüttelte nur den Kopf und hob wieder den Finger vor dem Mund, dass ich ruhig sein sollte. Er fand es wohl immer noch verdammt witzig!

"Werd mal locker! Noch nie was vom Schwarzen Humor gehört?" Dann lehnte er sich gegen den Zaun und schnipste die Kippe an mir vorbei. Ich kochte innerlich.

"Ah! Du bist ... Argh! Du nervst mich!" Dabei steckte ich ihm die Zunge raus.
Sein ständiges, mieses grinsen machte mich wahnsinnig. Ich stapfte wie ein zickiges Kleinkind davon. Mir war das einfach zu blöd.

Yes Sir! - Teach me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt