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Was ich in dem Moment hörte, konnte ich nicht glauben.

"Ich wurde schon immer gemobbt. Sah als Teenie auch echt scheiße aus. Akne. Dürr. Brille ... das ganze Programm. Irgendwann wollte ich aber was ändern. Es hat mir gereicht. Wollte mir und anderen beweisen das ich auch anders kann. Aber es hörte nicht auf. Trotz Veränderungen. Training. Anderer Stil. Und dann ... dann wieder. Der fieseste Typ überhaupt. Marc Sillec. Er fing wieder an. Schubste mich. Beleidigte mich. Demütigte mich. Und irgendwann sah ich schwarz. Vergaß meine Kraft einzuschätzen und ... ich brach ihm den ganzen Kiefer. Aber hörte nicht auf. Wollte das er leidet wie ich all die Jahre. Und brach ihm sogar fast das Genick. Ich war siebzehn. Habe es mein ganzen Leben ertragen. Aber da brach einfach irgendwas aus. Etwas, was ich nicht stoppen konnte. Das war das erste und letzte mal das ich mich wehrte. Also ... du siehst. Ich habe auch ein Fehler begannen." Ich musste fast weinen. Wie kann man so grausam sein. Und damit meinte ich nicht Brain. Sondern die Menschen die ihn dazu brachten, so etwas zu tun.

"Ich weiß wie du dich fühlst. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast dich nur verteidigt." Sprach Ayden plötzlich. Schien wirklich mitzuleiden. Die beiden hatten wohl mehr gemeinsam als gedacht. Madox schien auch plötzlich etwas nachdenklich.

"Ja. Da kann ich wirklich nicht mitreden. Ich war relativ beliebt. Immer. Ich hatte nie so Probleme. Außer als du ..." Ayden rollte mit den Augen und sah wieder alles als Negativ was Madox sagte. Ich ignorierte dies und unterbrach Madox.

"Ist gut. Du musst dich nicht erneut entschuldigen. Jeder macht Fehler." Ich wusste nämlich worauf er hinaus wollte. Er lächelte kurz dankbar. Ayden schaute uns an. Aber diesmal nicht bösartig oder genervt eher fragend. Was er wohl dachte?

"Also! Ihr seht, jeder hat Fehler. Selbst Brain." Zwinkerte ich und lehnte mich an ihn. Er drückte mich liebevoll an sich und schien sehr berührt und unglaublich dankbar.

"Ayden?" Ich wollte wissen was er hatte. Da er die Fäuste ballte. Aber als ich ihn ansprach, ließ er wieder locker. Was war das jetzt schon wieder?

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Ich überlegte viel die Nacht. Es gibt sicher niemanden der keine Fehler machte. Nicht nur Gewalt. Auch ein Wort. Eine Tat. Wie nan miteinander umgeht. Alles kann ein Fehler sein. Aber nicht jeder Fehler ist beabsichtigt, oder bösartig. Wenn man bedenkt, was für Geschichten die Jungs erzählen konnten ... Einer beliebt, aber nie wirklich glücklich, auch wenn Madox es nie zugegeben hätte. Er war immer grunde immer alleine. Der andere unbeliebt und nicht das, was andere erwarten und wird wegen diesen Kleinigkeiten gemobbt und obwohl er versuchte sich anzupassen, hörte es nicht auf. Der andere beliebt bei den Mädels und trotzdem gehasst wegen Gerüchten und einem Fehler, den er nicht mal von sich aus begann.
Warum ist die Menschheit so grausam und manipulativ? Es gibt kaum noch individuen mit einer Meinung. Jeder schwimmt mit der Menge und glauben das was sie hören. Es ist echt traurig.

Als ich aufstehen wollte, da ich absolut nicht schlafen konnte, bewegte sich Ayden plötzlich. Ich wollte ihn nicht stören und hoffte, er würde weiterschlafen. Und zum Glück tat er dies auch. Ich zog mich an und wollte etwas an die frische Luft. Ich ging zu den Gärten. Ich setzte mich an den Platz wo wir uns öfter trafen. Aber ich hatte den Abend wohl nicht die einzige. Madox saß da. Schaute hoch zu den Sternen. Irgendwie komischer Anblick. Er strahlte so eine unwirkliche Ruhe aus. Ein Bild, dass aber sofort verschwand, als er mich erblickte. Er schien überrascht. Die ganze Haltung änderte sich plötzlich.

"Lynn?!" Kam auch ziemlich komisch, als hätte ich ihn bei irgendwas ertappt.

"Um die Zeit noch draußen? Es ist halb zwei. Da solltest du normalerweise schlafen." Nervosität in dieser Art hatte ich noch nie bei ihm gesehen.

"Und du? Scheinst ... nachdenklich." Ich ging näher. Der Blick war leicht nekisch. Augen leicht zusammengekniffen und ein komisches Mundverziehen, dass ein verstecktes Grinsen darstellen sollte.

"Was soll das werden?" Schmunzelte er, als ich mit merkwürdigem Gesichtausdruck ihm näher kam. Und dieses Schmunzeln sah unfassbar süß aus. Eine neue Seite schien in ihm hervorzuscheinen. Die er aber sichtlich versuchte zu verstecken. Und ihn auch unangenehm war. Ich verstand es nicht. Es machte ihn so viel menschlicher und Sympathischer.

"Nichts. Ich sehe nur was, was andere nicht sehen." Als ich direkt vor ihm stand, blickte er mir direkt in die Augen.

"Die Seite steht dir." Lächelte ich. Dann kam er unerwartet näher. Zu nah. Aber ich war wie angewurzelt. Bewegte mich kein Millimeter. Bekam einfach Herzrasen. Er berührte sanft mein Kinn. Strich mit dem Finger sanft vom Hals bis zu diesem, was mich doch kurz zucken ließ. Nervös stolperte ich einen Schritt zurück. Ein kleines Grinsen sah ich auf seinen Lippen. Dann schaute er wieder hoch.

"Diese Seite ... ja. Du wirst sie aber wohl selten sehen. Vielleicht nie wieder. Sie macht ..."

"Dich Schwach? Nein Menschlich."
Er lachte kurz. Schüttelte leicht den Kopf und stand dann auf. Sein Blick war plötzlich so stechend. Irgendwie unangenehm und trotzdem konnte ich diesem nicht wiederstehen. Er zog mich an sich. Blitzschnell. Ich konnte kaum reagieren.

"Was ich jetzt sage, wird wohl einmalig bleiben. Aber du hast es mehr als verdient. Ich bereue es zutiefst, nicht vorher geredet und die Chance genutzt zu haben. Es tut mir sehr leid, was ich tat." Er umarmte mich. Sehr innig. Es fühlte sich gut an. Ich wusste nicht warum. Und obwohl ich es nicht wollte, legte ich auch meine Arme um ihn. Plötzlich kamem mir Tränen. Warum fühlte ich mich wohl? Ich dachte dann an Ayden und stieß ihn weg.

"Nein!" Schrie ich.

"Nein ... tu das nicht. Hör auf!" Dann hielt ich mir die Hände vors Gesicht.
Er kam dann wieder näher und schaute verwirrt. Nahm meine Hände, wobei ich mich wehren wolltr. Er schaffte es aber sie festzuhalten und versuchte mir in die Augen zu sehen.

"Sag mir was und ich höre auf."

"Ich ..." Aber dann hörte ich Ayden.
Fuck das wird jetzt ungemütlich.

"Du Wichser! Ich wusste, dass du nicht aufgibst. Und jetzt reicht es!" Er stürmte an mir vorbei und wollte auf Madox los. Ich musste ihn aufhalten!

Yes Sir! - Teach me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt