Kapitel°9

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(Y/N)'s Sicht:

Mit einem lauten Schrei wachte ich auf und sah mich um.
Nichts. Ich konnte nichts als Dunkelheit sehen.
Die Angst schnürte mir die Kehle zu, und ich atmete schnell und unregelmäßig. Meine Hände hatten sich ins Bettlaken gekrallt, und meine Gedanken rasten. Was wäre passiert, wenn Gojo nicht rechtzeitig gekommen wäre? Haben sie vielleicht noch mehr mit mir angestellt, und ich hatte es nur verdrängt?

Nervös schaute ich aus dem Fenster. Draußen war es stockdunkel und der Wind pfiff gegen das Gebäude. Ich musste wohl beim Essen mit den anderen eingeschlafen sein, und jemand hatte mich in mein Zimmer gebracht.
Ich brauchte einen kurzen Moment, um mir das wieder in Erinnerung zu rufen und lauschte, ob ich Stimmen oder Schritte hörte. Aber offenbar waren die anderen auch mittlerweile im Bett. Ich wusste nicht, wie viel Uhr es war und wollte es auch nicht wissen.
Ich saß einfach in meinem Bett da, die Hände so fest zusammengekrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten und starrte an die gegenüberliegende Wand. Dort lag meine Hose, die ich zum Essen an hatte. Zum Schlafen trug ich meistens nur ein T-Shirt und einen Slip. Das hieß aber auch, dass mir jemand die Hose ausgezogen haben musste. In mir krampfte sich alles zusammen, und schnell schaute ich an mir herunter. Ich atmete erleichtert auf. Meinen Pullover hatte ich noch an und den BH darunter auch.

Vor meinem geistigen Auge flammten die Gesichter der beiden Typen in der Gasse auf, und ich erinnerte mich an das Gefühl, als mir der Eine in den Schritt gefasst hatte.

Mein Magen verkrampfte sich noch mehr, und mir stieg die Galle hoch. Ich rannte zum Badezimmer und beugte mich über's Klo, wo ich mich auch direkt übergeben musste. Zitternd und mit Tränen in den Augen stützte ich mich an der Toilette ab und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Da saß ich nun. Wimmerte vor mich hin und fühlte mich furchtbar.
Ich hatte die Badezimmertür aufgelassen und kein Licht angemacht, weshalb ich aufschrie, als ich hörte, wie sich meine Zimmertür öffnete.

Ich hörte Schritte auf mich zukommen und hielt den Atem an. Die Tränen liefen langsam an meinen Wangen herunter.

Das Licht ging an.

,,(Y/N) ist alles ok?"
Besorgt stand Gojo im Türrahmen. Er trug keine Sonnenbrille und auch keine Augenbinde, und seine Augen leuchteten so hell, dass er das Licht auch hätte aus lassen können. Er hatte die eine Hand in der Tasche einer Jogginghose und hielt sich mit der anderen am Türrahmen fest. Er hatte seinen Pullover vom Essen ausgezogen und trug ein dunkelblaues Muskelshirt.

Ich atmete stockend auf und erhob mich langsam. ,,Ja. A-alles -ok." Ich wischte mir Tränen aus dem Gesicht und betätigte die Toilettenspülung. Dabei schaute ich beschämt auf den Boden.

,,Ich habe dich schreien gehört. Ist irgendwas passiert?" Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und schaute mich voller Mitgefühl an. Ihn schien es nicht zu stören, dass ich nur einen Slip anhatte.
,,Ach das. Das war nur ein Traum..." Ich wollte an ihm vorbei gehen und mich wieder in mein Bett legen, aber er hielt mich am Arm fest und drehte sich zu mir um.

Gojo: ,,Ein Alptraum?"
Ich nickte und schniefte.
Gojo: ,,Von den Männern?"
Wieder nickte ich und zog die Nase hoch.
,,Oh (Y/N)." Er ließ meinen Arm los und umarmte mich fest. Es tat so gut. Seine warmen Arme schützten mich, und ich konnte sein Herz schlagen hören.
,,Es wird besser, glaub mir." Er löste die Umarmung und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Ich schaute ihn kurz an: ,,Ha-hast du mi-mich ins Bett ge...bracht?" Ich wurde am Ende leiser, aus Angst vor seiner Antwort.

Er schaute mir tief in die Augen und nickte. Er ließ seinen Blick kurz über mir durch's Zimmer schweifen und blieb an der Stelle hängen, wo meine Hose lag.
Gojo: ,,Aber es ist nicht so, wie du denkst."

Ich zitterte, und mir war kalt. ,,Jemand hat mir die Hose ausge-..." Meine Gedanken wurden selbstständig und ich kniff meine Beine zusammen.

,,Hey, hey, ganz ruhig." Gojo hielt mich an den Schultern fest. ,,Es ist Essen draufgekommen okay? Ich habe nichts gesehen, bitte..."
Ich glaubte ihm. Trotzdem konnte ich mich nicht entspannen. Ich merkte, wie verkrampft ich war, und wie schnell meine Atmung war. Ich hatte Probleme, Luft zu bekommen.

,,Hey (Y/N), schau mich an, schau mich an. Ganz ruhig, ich bin da und würde dir nie etwas antun." Ich hatte eine Hand um meinen Hals gelegt und krallte mich mit der anderen an Gojo fest. Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und hielt es so, dass ich ihn anschaute.
Ich wurde rot. Wir waren uns so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten.

,,Ich würde dir nie wehtun", wiederholte er und presste seine Lippen auf meine.

Ich war so überwältigt von den Gefühlen, dass ich erst nicht reagierte. Mir stockte der Atem, und mir war heiß.
Ich krallte mich an Gojo's Oberteil fest und erwiderte vorsichtig den Kuss. Es tat so gut. Meine Gedanken waren wie weggeblasen, und ich hatte aufgehört zu zittern, als Gojo mich ansah.

,,Es ist alles ok", flüsterte er mir sanft zu, und ich nickte.
Ich krallte mich immer noch an ihm fest, und er hob mich vorsichtig hoch und trug mich ins Bett.
Ich wollte etwas sagen, irgendeine Erklärung oder sonst etwas abliefern.
,,Ich-"
,,Shh. Ist ok. Alles gut." Er lächelte mich sanft und aufmunternd an, und ich lächelte schwach zurück.
Gojo: ,,Jetzt schlaf bitte. Du solltest dich noch erholen."
Er deckte mich zu, machte das Licht im Badezimmer aus und wollte aus der Tür heraus.

Ich wollte nicht, dass er ging. Ich wollte nicht alleine und schwach, wie ich war, in diesem dunklen Zimmer liegen und darauf warten, dass mich die Bilder wieder heimsuchten.

,,Gojo?"
Er drehte sich zu mir um, und seine weißen Haare wippten leicht auf und ab.
,,Ich-ich glaub ich kann nicht allein-. Kannst du...bleiben?" Ohne richtig darüber nachgedacht zu haben, sprudelten die Worte nur so aus meinem Mund und bildeten keinen vernünftigen Satz.

Gojo sah mich überrascht an, aber im fast selben Moment lächelte er leicht.
,,Wenn das für dich wirklich in Ordnung ist?"
Ich nickte. Ich konnte mir den Rest dieser Nacht nicht alleine vorstellen. Ich würde wahrscheinlich die ganze Nacht wach daliegen.

Gojo machte das Licht aus und schloss die Tür. Ich hörte, wie er sich neben mich setzte und die Decke über sich legte.
Leise atmend lehnte ich mich an ihn, und er legte seine warmen und muskulösen Arme um mich.

,,Du bist ja ganz kalt", flüsterte er und zog die Decke über meine Schultern. Er rutschte etwas herunter, so dass er lag, und mein Kopf auf seinem Bauch lag. Er legte seine Hand auf meine Hüfte.
Gojo: ,,Darf ich?"
Ich hatte zwar Angst, aber ich hatte auch Angst, alleine zu sein. Ich drückte mich zur Bestätigung etwas an ihn, und er schlang seinen Arm um meine Hüfte.

Und da wusste ich es. Ich liebte ihn...

Gojo's Sicht:

Ich liebte sie...

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Hab bei diesem Kapitel so mitgefühlt ;-; <3

Gojo x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt