Verloren nippte ich an meinem Tequila sunrise, als ich mit Hannah, Charlotte und Josh an der Bar saß. Ich hatte Vincent seit unserem Streit am heutigen Morgen nicht mehr gesehen.
"Bald geht die Schule wieder los", stöhnte Hannah vor sich hin, doch keiner reagierte so wirklich. Niemand wollte darüber reden, dass unsere Ferien bald vorbei waren.
Josh atmete tief ein. "Übermorgen werden mein Vater und ich gehen. Das Hotel ist ein ziemlich teurer Spaß", erklärte er und er schien traurig darüber zu sein. Doch keiner konnte so traurig sein, wie ich es über Vincents und meinen Streit war. Ich vermisste ihn schon jetzt. Er war mir wichtig geworden und doch hatte er mir das Herz gebrochen. Ich hätte nicht so schnell beginnen sollen, ihm wieder zu vertrauen.
"Und wo wohnst du?", wollte Charlotte von ihm wissen. Sie war genauso neugierig wie auch sonst immer. Jedoch versuchte sie sich tatsächlich nicht an Josh heranzumachen, denn sie wollte immer noch etwas von Hank, dem Typen von der Party.
"Am anderen Ende der Insel. Es ist also nicht weit."
"Sofia", sagte Hannah und rüttelte an meinem Arm.
Ich blinzelte einige Male und erwachte aus meiner Trance. Ich wollte nicht in der Gegenwart sein. Sie war das Schlimmste, was es im Moment für mich gab. "Hm?", bekam ich nur heraus. Die Kraft, meinen Mund zu bewegen, hatte ich nicht wirklich.
"Was ist denn mit dir los?", wollte nun auch Charlotte wissen. "Du beteiligst dich nicht an dem Gespräch. Ist es denn immer noch wegen Lesley?"
"Lesley ist Vergangenheit", murmelte ich und nahm noch einen Schluck von dem Alkohol, um mich besser zu fühlen. Das war aber auch wirklich so gemeint, denn ich würde sie nun- hoffentlich- nie wieder sehen.
"Was ist es dann?", fragte nun Hannah und behielt ihre Hand immer noch, voller Sorge, an meinem Arm. Alle Augen waren auf mich gerichtet und jeder erwartete nun eine glaubwürdige Antwort von mir.
Doch wie sollte man seinen Freunden sagen, dass man sich mit dem Freund gestritten hatte, oder ähnliches? Letztes Mal war ich genau vor dieser Situation geflohen und nun war ich dazu gezwungen, sie zu durchleben. Denn ich wollte nicht noch einmal die gleichen Fehler begehen. Es war besser, wenn man über Dinge redete.
"Wir haben uns gestritten", erklärte ich. Ich war jedoch sehr leise, in der Hoffnung, dass es niemand hörte und alles ganz normal weiter ging, so wie eben gerade auch.
"Wer?", fragte Josh, als wäre es nicht logisch.
Charlotte schüttelte nur genervt den Kopf. "Na sie und Vincent, du Trottel." Das war, glaube ich, das erste Mal, dass Charlotte etwas vor jemand anderem verstand. Sonst war sie viel langsamer im Denken, was ich ihr aber nicht mehr übel nahm. Ich hatte mich daran gewöhnt und desto mehr überraschte mich nun diese Situation.
"Was ist passiert?" Hannah war entsetzt. Sie knallte ihr Getränk auf den Tresen, so dass es ein wenig überschwappte. Dafür interessierte sie sich aber weniger. "Hat er dir weh getan? Hat er etwas gemacht, was du nicht wolltest?"
"Man kann es sehen wie man will", antwortete ich nur. Tatsächlich wusste ich selbst nicht einmal, was los war. Ich wusste nur, das er mich verletzt hatte.
"Jetzt rede doch", sagte sie und streichelte mir tröstend den Arm. Doch ich konnte nicht darüber reden. Ich konnte schlecht sagen, dass er mit Drogen dealte. Dann würden meine Freunde doch sowieso gar nichts mehr von ihm halten.
"Er hat mich versetzt", sagte ich. "Für ein paar Kumpels." Bei dieser Lüge versuchte ich glaubwürdig auszusehen. "Und dann haben wir uns halt gestritten und er hat einige sehr verletztende Dinge gesagt, woraufhin ich gegangen bin." Komischerweise bekam ich das alles einfach so aus mir heraus, ohne irgendetwas zu spüren. Der Alkohol hatte also ganze Arbeit geleistet.
"Hey, sowas ist ganz normal", sagte Charlotte. "Man streitet sich in Beziehungen ständig mal, das wird schon wieder", versuchte sie nun mich zu trösten. Aber meine Freunde verstanden es nicht, weil sie nur die halbe Situation kannten.
Hannah schüttelte jedoch ihren Kopf. "Ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass das normal wäre, aber Charlotte hat auf jeden Fall recht damit, dass es wieder besser werden wird."
Ich nickte nur und Josh wusste sowieso nicht, was er dazu sagen sollte. Er saß einfach nur dort und lauschte dem Gespräch. Er hielt immer noch nicht viel von Vincent, das wusste ich. Übel nehmen konnte ich es ihm jetzt aber auch nicht mehr.
"Danke", presste ich nur heraus und versuchte ihn aus meinem Kopf verschwinden zu lassen. Doch auch nach dem Gespräch blieb er dauerhaft in meinem Kopf. Ich hatte mich zu sehr an seine Nähe gewöhnt.
"Also, nochmal zu dir Josh, wo gehst du denn zur Schule?", fragte Hannah ganz interessiert und wollte damit auch mich ablenken, so wie sie mich die ganze Zeit ansah. Doch es funktionierte immer noch nicht.
Sie redeten und redeten, doch ich bekam kein Wort davon mit. Mein Herz war gebrochen und ich konnte nicht mehr. "Ich gehe schlafen", sagte ich voller emotionaler Erschöpfung. Bevor noch irgendwer wirklich etwas dazu sagen konnte, verabschiedete ich mich bei allen mit einer Umarmung, versprach, dass ich mich melden würde und ging in die Lobby.
Bevor ich weiter in mein Zimmer gehen konnte, wurde ich aufgehalten. "Sofia", hörte ich eine bekannte Stimme meinen Namen rufen.
"Tut mir leid, Mr. Williams, aber ich muss ins Bett", sagte ich und versuchte ihn wieder abzuwimmeln, doch er lief mir hinterher.
"Nur ganz kurz", bat er mich, woraufhin ich stehen blieb. "Ich versuche schon seit heute Morgen Vincent zu erreichen, sein Vater möchte mit ihm sprechen. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt. Sein ganzes Zimmer ist leergeräumt. Weißt du, was passiert ist?"
Ich verdrehte die Augen. Normalerweise sollte mich diese Nachricht schockieren, doch Vincent sollte tun, was er nicht lassen konnte. Sollte er doch vor seinen Problemen weglaufen und sein Badboy-Leben führen. "Nein", antwortete ich ganz gefühlskalt und versuchte dabei, meine Traurigkeit nicht zum Vorschein kommen zu lassen. "Ich muss gehen, Entschuldigung", sagte ich und drängelte mich nur noch an ihm vorbei und rannte zu meinem Zimmer, um dann die Tür hinter mir zuzuschlagen.
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Why
RomanceSofia Castillo hat in ihrer Vergangenheit schreckliches erlebt. Aufgrund dessen ist sie leicht zu verängstigen und bekommt schnell Panikattacken. Sie versucht dies in den Griff zu bekommen, doch immer wieder kommt ihr Vincent in den Weg, der versuch...