"Du kannst dich nicht den Rest deines Lebens verstecken", antwortete Vincent. "Ich will dich auf keinen Fall zu etwas drängen, aber du weißt genau, was ich meine."
"Ich verstehe einfach nicht, wieso ich."
"Vielleicht, weil du schlauer bist als Mädchen wie Camille und weil du mir hilfst, ohne das du es überhaupt musst. Sofia, du hast irgendetwas an dir, was einfach unbeschreiblich ist. Könnte ich es beschreiben, würde ich es sicher tun, aber ich kann es nicht." Er sah mich eindringlich an. Tom hatte nie so etwas zu mir gesagt.
Bei seinen Worten ging mir das Herz auf und ich konnte einfach nicht mehr anders. "Gut, ich gebe dir eine Chance."
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Aber es gibt Bedingungen", fügte ich hinzu.
Er zog gespannt eine Augenbraue hoch. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Wahrscheinlich hatte noch nie ein Mädchen von ihm im Gegenzug etwas verlangt.
"Die würde ich aber gerne im Auto besprechen", sagte ich, nachdem ich mich noch einmal umgesehen hatte. Die Gegenwart des Kellners wurde mir langsam unangenehm. Er konnte nämlich so ziemlich alles hören. Ob er lauschte, wusste ich nicht. Er hatte irgendetwas an der Kasse zu schaffen.
"Dann gehen wir", bestätigte Vincent und deutete an, dass ich zuerst aufstehen solle. Er folgte mir, als ich zum Ausgang ging und wieder klingelte die Glocke über unseren Köpfen, als wir die Tür öffneten. Beim aufschließen machte Vincents Auto zwei leise piep-Geräusche und wir stiegen ein. "Erzähl", forderte er mich auf, als wir im Auto platzgenommen hatten. Sein Oberkörper und sein Gesicht waren zu mir gewandt. Er war so hübsch.
"Erstens...", mir war es etwas unangenehm, diese Bedingung auszusprechen, doch es war die wichtigste. "Ich möchte nicht, dass du mich in irgendeiner Art und Weise anfasst, außer ich sage dir ausdrücklich, dass ich es möchte." Bei diesen Worten wurde ich rot.
Er nickte nur verständnisvoll, ohne ein Kommentar abzugeben. Wahrscheinlich hatte er sich diese Bedingung schon gedacht. "Noch mehr?" Die Frage klang auf keinen Fall vorwurfsvoll.
"Zweitens, wenn du mich willst, sind andere Mädchen tabu", sagte ich und war sofort wieder angewidert, als ich mir Tom mit dem Mädchen auf dem Tisch vorstellte. "Von Betrügern habe ich genug", fügte ich noch hinzu, um ihm einen kleinen Hinweis auf meine Vergangenheit zu geben. Vielleicht würde ich dann ja auch noch mehr von ihm bekommen. "Drittens, du solltest dich ein bisschen mehr im Griff haben. Ich werde meine Zeit nicht damit vergeuden, dich jede Nacht aufgrund eines Drogenrausches in dein Zimmer zu schleppen." Ich überlegte kurz. "Ich denke, das war das Wichtigste."
"Ganz schön kompliziert", murmelte er. Dann lachte er aber. "Das war natürlich ein Spaß. Nur bei dem letzten kann ich keine Versprechungen machen. Mein Leben ist nicht so rosig, wie man denkt, Sofia. Dessen solltest du dir bewusst sein." Wollte er mich abschrecken, oder was hatte er auf einmal vor?
"Ich glaube, von niemandem ist das Leben wunderschön, nur dass bekommt man nicht immer mit", erklärte ich und das war wirklich meine Ansicht.
"Also bleibst du bei meiner Chance?"
Ich nickte.
"Super, dann hast du ab jetzt das Glück, viel Zeit mit mir zu verbringen, denn ich will dein vollstes Vertrauen gewinnen. Möchtest du morgen wieder mit mir Frühstücken?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Meinetwegen."
"Weniger Enthusiasmus kann man auch nicht haben, oder?" Vincent grinste und startete den Motor. "Ich hole dich einfach morgen früh bei deinem Zimmer ab. Jetzt willst du noch zu diesem kleinen Laden, richtig?"
Ich stimmte zu.
*
Vincent hatte mich heute Vormittag bei dem kleinen Laden herausgelassen und die kleine Französin war freundlich wie immer gewesen. Da heute wenig los war, war sie neben mir hergelaufen und hatte mir meinen ganzen Einkauf eingepackt. Sie war viel zu lieb. Danach war ich zu Fuß nach Hause gegangen. Ich wollte es langsam mit Vincent angehen lassen, also sollten wir nicht zu viel Zeit miteinander verbringen.
Nun saß ich an der Bar des Hotels und wartete auf Hannah und Charlotte. Beide kamen mit fünf Minuten Verspätung an und setzten sich neben mich.
"Du lebst ja doch noch", stellte Hannah fest und war nicht so sehr begeistert. Sie war wohl wütend, weil ich auf der Party verschwunden war. Aber was hätte ich denn auch tun sollen?
"Ja", sagte ich ganz kleinlaut.
Charlotte war freundlicher. Sie kam auf mich zu, umarmte mich und schrie ganz laut "Hallo!", so dass uns alle Gäste anstarrten. Danach setzten sich beide neben mich und orderten erst einmal wieder Tequila mit Orangensaft für uns alle, so wie sie ihn liebten.
"Worüber wollt ihr reden?", fragte ich und hoffte, dass es nicht um mich gehen sollte. Immerhin hätte Hannah die Chance gehabt, sich mit Lesley zu unterhalten.
"Ich denke, dass weißt du genau", sagte sie und musterte mich.
"Ach, das Vincent mich nach Hause gebracht hat? Ja, ich war auch verwundert darüber", begann ich lebhaft zu erzählen.
Doch Charlotte unterbrach mich. "Ich glaube, sie meint, dass du einfach verschwunden bist." Natürlich meinte sie das, aber Charlotte sah es wirklich nur als eine ihrer Vermutungen an. Wenigstens war sie hübsch.
"Das war wegen dem Mädchen", murmelte ich.
"Das ist mir auch klar geworden, als sie angefangen hat, sich mit mir zu unterhalten", fing Hannah an. Panik machte sich in mir breit. Was hatte sie gesagt? Musste ich wieder verschwinden? "Ich dachte ja erst, du wärst wegen dem Kuss weggelaufen."
"Was, wen hast du geküsst?" Charlotte war entgeistert und sah mich wütend an.
"Ich ha-a-abe niemanden gek-ü-üsst", stotterte ich und konnte nicht mal mehr meinen Speichel herunterschlucken. Meine Knie begannen zu zittern.
"Hey, jetzt beruhig dich mal wieder." Hannah legte eine Hand auf mein Knie, was mich ein wenig entspannte. "Ich hab das mit dem Mädchen schon wieder hingebogen."
"Wie? Was hast du hingebogen?" Erst jetzt merkte ich, dass ich vor Panik von meinem Stuhl aufgesprungen war und lauter geredet hatte, als geplant. Alle Blicke waren auf mich gerichtet und Hannah drückte mich sanft wieder auf den Stuhl.
"Vielleicht sollten wir woanders hingehen", schlug Charlotte vor.
Hannah kramte Geld aus ihrer Tasche und legte es dem Kellner hin, der uns gerade unsere Getränke geben wollte, dann verschwanden wir. Wir gingen Richtung Strand, einen kleinen Weg hinunter. Einige Paare trieben sich hier noch rum, die vor ein paar Minuten wohl noch den Sonnenuntergang beobachtet hatten. Nun wurde der Himmel langsam dunkelblau.
Wir setzten uns nebeneinander in den Sand und schwiegen kurz, bis Hannah ihren Mund aufmachte, um das Gespräch fortzuführen. Meine Panik wurde nicht weniger. Was hatte Lesley bloß gesagt?
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Why
RomantikSofia Castillo hat in ihrer Vergangenheit schreckliches erlebt. Aufgrund dessen ist sie leicht zu verängstigen und bekommt schnell Panikattacken. Sie versucht dies in den Griff zu bekommen, doch immer wieder kommt ihr Vincent in den Weg, der versuch...