Die Mensa ist voll, voller als früher. Ich habe das Essen gehasst, hatte immer viel zu viel Hunger gehabt, der sich mit ekligen Mensaessen einfach nicht stillen ließ. Doch als ich mir jetzt das Getümmel hier an sehe vergeht mir der Appetit und ich gehe lieber nach draußen auf den Hof. Schon bevor ich mich umsehen kann werde ich gerufen.
"Em!", ruft Jens, der wie heute Morgen an der Wand lehnt. Seine Kumpel um ihn herum sind weniger als noch vor einigen Stunden und auch Andre ist nicht unter ihnen. Mit einem mutigen Lächeln auf den Lippen laufe ich auf sie zu, ohne auf die seltsamen Blicke zu achten, die mir zugeworfen werden, als ich an einigen anderen Gruppen vorbeigehe. Als ich bei Jens stehe, merke ich, das alle Mädchen, die an ihnen vorbeigehen kichern und glotzen, wie die blöden. Interessiert mustere ich die Freunde von Jens genauer und mir gefällt auf, dass die alle nicht schlecht aussehen.
"Bin ich hier vielleicht in der Ecke der angesagten Kerle gelandet?", frage ich und sehe die Jungs alle nacheinander an. Einige lachen.
"Wenn's für dich so aussieht", meint einer und sieht sich prüfend um. Ich sehe Jens neugierig an.
"Das hätte ich nicht erwartet", sage ich. Er sieht mich verwirrt an.
"Was meinst du?"
"Na dass du bei den coolen Typen stehen darfst." Die drei anderen prusten los, während Jens mich nachdenklich ansieht.
"Du bist frech geworden, Em", meint er und beginnt zu grinsen.
"Sam", sagt einer der anderen plötzlich. Er hat hellbraune Haare, trägt eine schwarze Lederjacke und schwarze Jeans und ein graues Shirt. Er sieht echt gut aus, ist aber nicht mein Typ.
"Tobi", sagt der rechts von ihm. Er trägt nur ein Tank- Top und zerrissene Jeans. Seine Haare sind länger, aber nicht zu lang und etwas dunkler als Sams. An seinen Armen und unter seinem Shirt prangen harte Muskeln, die er wohl sehr gerne zeigt.
"René", stellt auch der letzte sich vor. Er ist von allen mehr mein Typ. Seine dunkle Jeans ist ausgewaschen, das graue Shirt sitzt perfekt und die dunkelbraunen Haare sind nach oben gegelt. Ich nicke ihnen zu.
"Emilie, aber nennt mir lieber Blou, da höre ich besser drauf." Ich grinse.
"Blou?", fragt Jens und sieht mich fragend an.
"So hat mich mein Onkel immer genannt und die meistern meiner Freunde wissen nicht mal, dass das nicht mal mein richtiger Name ist." Damit gibt er immer noch nicht Ruhe.
"Aber wieso?"
"Ist egal. Blou ist mir einfach lieber." Er macht schon den Mund auf um noch weiter zu haken, doch dann klingelt es zum Glück und ich schultere meine Tasche und gehe zusammen mit Sam in Schulgebäude.
"Also ihr seit die Coolen hier?", frage ich ihn. Irgendwie ist er mir sehr sympathisch, warum auch immer.
"Mmh", macht er.
"Gibt mir das Pluspunkte?"
"Die brauchst du glaube ich eh nicht."
"Wieso?"
"So wie du aussiehst."
"Wie sehe ich denn aus?"
"Verdammt heiß."
Damit lässt er mich einfach stehen und ich glotze einfach nur total blöd in der Gegend rum.
"Hat er irgendwas schlimme gesagt?", fragt Jens, der plötzlich neben mir steht. "Wenn ja, dann entschuldige ich mich für ihn, er ist manchmal ziemlich direkt."
"Nein nein, alles gut", sage ich leicht abwesend und schaue ihm immer noch hinterher.
"Dann ist gut", sagt Jens, grinst und läuft an mir vorbei.
"Und?" Emma sieht mich auffordert an. Wir sitzen in einem keinen Café in der Innenstadt und trinken Milchshakes.
"Sieht nicht gut aus", sage ich. Die erste Wahrheit an diesem Tag.
"Ouh!" Emma macht ein unglückliches Gesicht. "Lass mich raten: Du hast dich sofort mit einem Lehrer angelegt!"
Ich schüttle den Kopf. "Erinnerst du dich an Liz? Von dem Foto?" Sie nickt. "Sie war nicht gerade begeistert, dass ich wieder da bin."
"Sag nicht, dass du dich gleich am ersten Tag mit ihr gestritten!", ruft sie aus und lacht. Ich weiß nicht ob ich das witzig finde soll, aber ich lass sie. Doch ich mache wohl keinen so glücklichen Gesichtsausdruck, denn sobald sie mein Gesicht sieht, hört sie auf zu lachen. "Was hat sie gesagt?"
"Dass ich sie habe warten lassen."
"Warten?! Hat sie denn vollkommen vergessen, was du durchgemacht hast?! Was für eine egoistische Schlampe!" Am Nachbartisch drehen sich einige Kunden erschrocken um.
"Nicht so laut", flüstere ich. Emma lacht nur.
"Du wirst das schon schaffen, Süße, und wenn nicht komm ich halt mit." Das Grinsen auf ihrem Gesicht und diesen Funkeln in ihren Augen verheißt nichts Gutes.
"Danke", murmle ich.
"Und weißt du, was wir jetzt machen?", sagt sie mit etwas zu viel Elan. Ich sehe sie fragend an. "Jetzt suchen wir dir ein perfektes Outfit um dieser Tusse mal zu zeigen, wer hier das Sagen hat!"
"Em! Wir waren am Freitag schon shoppen", sage ich genervt.
"Eben! Und deshalb gehen wir heute nochmal." Ich sehe sie etwas verständnislos an, doch sie winkt einfach nur eine Kellnerin heran, bezahlt und zieht mich dann aus dem Café.
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Make a wish
Teen FictionNach ihrer Flucht aus Deutschland baut sich Blou in Frankreich ein neues Leben auf, völlig frei von Sorgen. Leider muss sie aber feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abhängen lässt wie erhofft. Viel zu früh schickt man sie in di...