Ich entschuldige mich schonmal im Vorraus für alle Rechtscheib- und Tippfehler! Ich hoffe die Kapitel sind nicht zu lang!
"Denkst du wieder über die Weltgeschichte nach?", Erschrocken sehe ich auf. Onkel Jerry lässt sich neben Fahnen. Er trägt einen Neoprenanzug und sein Surfboard steckt neben ihm im Sand. Seine blonden Haare sind feucht und er atmet schwerer. So schlecht sieht er gar nicht aus- auf diese Surfer-Art, doch für einen fast fünfunddreißig jährigen hatte er wohl bedenklich wenig Beziehungen gehabt und schon seit ziemlich langer Zeit hatte sich sein Beziehungsstatus nicht mehr auf "Vergeben" geändert. Aber ich muss gestehen, dass mich das auch ganz recht ist, denn sonst müsste ich im Zelt schlafen.
"Genies den letzten Tag, Blou", sagt er und stößt mich leicht an. Früher hatte er mich immer "Blondie" genannt, doch das wurde ihm irgendwann zu lang. Jetzt bin ich nur noch Blou. Ich glaube mit der Zeit hat er meinen richtigen Namen schon fast vergessen. So wie er da neben mir sitzt und aufs Meer raus sieht, wirkt es, als wäre alles im Reinen. Mir kommen die Tränen bei dem Gendanken, dass ich vielleicht zum letzten Mal hier mit ihm sitze. "Ich halte das da doch nicht aus", murmle ich und lehne mich an seiner Schulter an. Manche glauben er wäre mein Vater, weil wir uns so ähnlich sehen, aber dann muss er nur grinsen und winkt ab. Ich würde ihn niemals "Dad" nennen oder auch nur irgendetwas in der Richtung. Für mich war er von Anfang an wie der große Bruder gewesen, den ich verloren hatte. Er streicht mir durchs Haar und hebt dann mein Kinn an, damit er mir in die Augen sehen kann.
"Hey, so ein hübsches Mädchen wie du schafft es überall." Er lächelt und meine Stimmung hellt sich sofort auf. Er strahlt manchmal eine solche Fröhlichkeit aus, dass es schwer ist in seiner Nähe traurig zu sein. "So und jetzt Schluss mit dem rumgeträume. Ab aufs Brett und los! Du musst die Zeit doch nutzen!" Er hasst erste und traurige Gespräche und versuchte immer so schnell wie möglich aus solchen misslichen Lagen herauszukommen.
"Wer zuerst im Wasser ist!", rufe ich und schnappe mir mein Surfboard. Leider bin ich nicht schnell genug. Jerry ist mir schon bald dicht auf den Fersen. Ich remple ein altes Ehepaar an, das mir den Wegversperrt und verliere kostbare Zeit. Der Mann brüllt mich wütend auf Französisch an, aber ich ignoriere es einfach. Jerry hat mich jetzt überholt und jagt auf das Wasser zu. Ich sprinte hinterher, hole ihn aber nicht mehr ein. Lachend erwartet er mich im Wasser.
"Schon wieder verloren, Blou! Wann wirst du es denn nochmal schaffen?" Ich schupse ihn für dieses Kommentar in die nächste Welle. Er spuckt Wasser und fährt sich mit der freuen Hand durchs Gesicht. Aber er lacht. Ich schiebe mein Board durch die Wellen und warte in tieferes Wasser. Dann ist es so weit. Eine gute Weller naht. Ich richte das Board, lege mich drauf, paddle gen Strand und warte auf den richtigen Moment. Sobald ich auf dem Board stehe muss ich unaufhörlich lächeln. Es ist nur ein kurzer Moment auf der Welle, bevor sie vorbei ist, doch es ist ein wundervoller Moment.
"Nicht schlecht", sagt Jerry. Er kommt auf mich zu. "Aber sieh dir das an." Er wartet auf die nächste Welle, paddelt, springt und landet sicher auf dem Brett. Die Welle trägt ihn eine ganze Weile, bis er über die Spitze bricht und ins Wasser sinkt. Ich habe ihm so oft dabei zugesehen und jedes Mal gestaunt. Diese Leichtigkeit mit der er da oben steht, als wäre das alles ein Kinderspiel. Triumphierend kommt er zurück.
"Na, überzeugt?" Ich schiebe die Unterlippe vor und sehe ihn lange nachdenklich an. Dann verzieh ich eine Grimasse und er lacht. "Du bist echt unmöglich!"
"Das ist sie doch immer!" Ich erkenne die Stimme. Das Französisch ist nicht ganz perfekt, aber nicht schlecht. Ich drehe mich um und sehe Tim durch das Wasser auf uns zu waten.
"Hey!" Ich umarme ihn- so gut das im Wasser bei starkem Wellengang geht. Ich kenne Tim schon eine ganze Weile. In meinem ersten Jahr hier hatte er mir zur Seite gestanden und mir geholfen. Er und seine Familie machten bis vor zwei Jahren regelmäßig hier Urlaub, bis seine Geschwister keine Lust mehr auf Surfen hatte. Doch Tim kam trotzdem jeden Sommer, von Ferienbeginn bis Ende. Jedes Mal nahm er den weiten Weg aus Wales auf sich nur um mich hier für zwei Monate zu bespaßen. Ich habe ihm schon hundertmal gesagt, er müsse das nicht für mich tun, doch er stritt es jedes Mal ab. Letzten Winter war er sogar in seinen Winterferien hier her gekommen- angeblich nur, weil er das Cap Ferret einmal um Weihnachten sehen wollte, ich wusste aber, dass er nur für mich gekommen war. Jerry behauptet ständig er wäre in mich verknallt, aber ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt. Für mich war Tim schon immer der beste Freund der Welt gewesen, aber nicht mehr! Eher ein Bruder, als ein fester Freund.
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Make a wish
Teen FictionNach ihrer Flucht aus Deutschland baut sich Blou in Frankreich ein neues Leben auf, völlig frei von Sorgen. Leider muss sie aber feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abhängen lässt wie erhofft. Viel zu früh schickt man sie in di...