Wie wär's mit der hier?", fragt Emma und hält eine Hose hoch, die der von Liz sehr ähnelt. Ich schüttle angewidert den Kopf.
"Sowas ist nichts für mich", sage ich und betrachte den Kleiderständer vor mir.
"Dann probieren wir's hiermit." Sie greift nach einem schwarzen Lederrock. Dazu schnappt sie sich ein rotes- kariertes Hemd und schwarte Biker- Boots mit Absatz, die mir niemals in die Finger gekommen wären. Dann schleppt sie mich zu den Umkleiden und weißt mir an die Sachen anzuziehen.
Als ich die Kabine verlassen fühle ich mich eindeutig unwohl. Emma sieht mich prüfend an. Dann kommt sie auf mich zu, stopf das Hemd in den Rock, knöpft die obersten Knöpfe auf und zieht den Rock ein Stück höher. Dann führt sie mich zu einem Spiegel und ich traue meinen Augen nicht. Was ich sehe ist nicht das Mädchen, dass heute Morgen nervös das Haus verlassen hat, sondern das Mädchen, dass Liz in die Augen sieht und sie anfaucht. Emma nicht neben mir im Spiegel zufrieden.
"So gefällst du mir", sagt sie und grinst. "Outfit eins." Ich sehe sie erschrocken an. Eigentlich hatte ich gedacht ein Outfit würde ihr reichen. "Na hör mal, sowas ist nicht nach einem Tag geregt!"
Letztendlich landet doch eine dieser grausamen Hosen in meiner Tüte. Dazu aber auch einige akzeptable Sachen. Zum Schluss zerrt Emma mich noch in einen Schuhladen, den ich ohne sie nie betreten hätte. Hier bekomme ich noch ein Paar hoher, schwarzer Schnürschuhe- natürlich mit gefährlich hohem Absatz, und ein Paar dunkelroter Boots- wenigstens meine Lieblingsfarbe, obwohl ich nicht weiß, wie ich die bei der Hitze draußen anziehen soll.
"Frei!", rufe ich, als wir aus der Straßenbahn steigen und zu mir nach Hause laufen. Emma lacht. Sie hält in beiden Händen Einkaufstüten mit den verschiedensten Klamotten. Im Licht der Straßenlaternen schimmern ihre hellblauen Haare. Ich beneide sie um den Mut sie zu färben. Ich würde meinen geliebten Haaren das niemals antun, dafür sind sie mir dann doch zu wertvoll, auch wenn ich das total cool finde.
"Ich hoffe jetzt bist du zuversichtlich Morgen nicht den Schwanz einzuziehen", sagt Emma die ein Stück hinter mir läuft.
"Mit so einer tollen Beraterin wie dir habe ich da keine andere Wahl", sage ich und drehe mich zu ihr um. "Schade das du nicht da bist." Sie nickt.
"Aber stell dir vor die würden versuchen uns in eine Klasse zu stecken!" Emma lacht und holt mich ein. " Das würde niemals gut gehen."
"Aber es wäre viel einfacher", stelle ich fest und schließe die Tür zu unserem Haus auf. Das Licht in der Diele brennt- ein Zeichen dafür, dass Andre da ist.
"Wann musst du zu Hause sein?", frage ich, während ich mir dir Sandalen von den Füßen streife.
"Keine Ahnung", meint Emma schulterzuckend. "Meine Eltern werden sich schon melden.
"Andre? Ich bin wieder da!", rufe ich durchs Haus und kurze Zeit später ertönt eine bekannte Stimme aus dem Keller.
"Emilie!" Jens taucht in der Kellertür auf.
"Man kann dich ja gar nicht vermissen, so oft wie du mir über den Weg läufst", stelle ich fest und greife nach den Einkaufstüten.
"Das heißt du würdest mich vermissen?", scherzt er mit einem schiefen Lächeln im Gesicht.
"Deine Sprüche sicherlich nicht", sage ich und weise Emma an mir zu folgen.
Als ich aufwache liegt Emma noch immer neben mir. Das regelmäßige Heben und Senken ihrer Brust beruhigt mich, bis mir auffällt wie spät es ist. Erschrocken stehe ich auf, reiße die Klamotten aus den Tüten von gestern, ziehe mich schnell an und wecke Emma unsanft mit Aufrütteln. Während sie sich umzieht schminke ich mich im Badezimmer- viel zu viel für mich, aber wahrscheinlich perfekt für Emma. Danke beste Freundin. Als ich aus dem Badezimmer trete steht Emma schon im Flur und betrachtet mich prüfend.
DU LIEST GERADE
Make a wish
Teen FictionNach ihrer Flucht aus Deutschland baut sich Blou in Frankreich ein neues Leben auf, völlig frei von Sorgen. Leider muss sie aber feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abhängen lässt wie erhofft. Viel zu früh schickt man sie in di...