"Seit wann seit ihr denn zusammen?", ruft plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich fahre herum. Die dunkle Haut verschwimmt mit der Dunkelheit und die schwarzen, krausen Locken sind kaum noch zu erkennen, doch das funkeln in den dunklen Augen und dieses schemische Grinsen sind unverwechselbar. "Simon!", schimpfe ich. Simon ist ein guter Freund von uns. Er kommt aus dem Ort. Ich habe ihn vor einem Jahr beim surfen kennengelernt. Eigendlich ist er immer gut drauf, außer wenn er betrunken ist. Ich habe schon einiges mit ihm durchgemacht und er hat sehr dazu beigetragen, dass surfen nun mein Leben ist it Tim versteht er sich ausgezeichnet und wenn och nicht mit Tim zusammen bin, ist er mit Simon und dessen Kumpels unterwegs. Einige von denen stehen nun auch hinter ihm. Ich kenne jeden, habe mit der Hälfte schon zusammen in der Ecke irgendwelcher Kneipen gehangen und betrunken vor mich hin gelallt oder bin mit ihnen durch die Wellen geschwommen. "Was macht ihr denn hier?", fragt Tim und wendet sich von mir ab. Sobald ich ihn nicht mehr spüre, ist mir plötzlich kalt und ich fühle mich allein. Ich blicke zu Boden und wünsche mir allein zu sein, mit ihm. "Wir hatten gedacht wir mischen mal bei eurer Verabschiedungsparty mit", sagt Simon und lacht. Er war geschockt gewesen, als ich ihm erzählte, das ich weg fahren würde. Er wusste nicht einmal, dass ich auf Deutschland komme geschweige denn was damals war. Viel mehr weiß et jetzt auch noch nicht aber er fragt auch nicht nach. Ich lächle. "Tja, ne Party ist nicht gerade geplant", erkläre ich und zucke mit den Schultern. "Aber ich in spontan." Simon lacht wieder. "Das ist gut." Er tritt zurück und weist auf ein paar Kisten Bier hinter sich. "Das wichtigste haben wir." "Ihr scheint ja gut vorbereitet zu sein", stelle ich fest. Auf Party hatte ich nicht gerade Lust, aber es war süß von ihnen, dass sie extra eine Party für mich schmeißen wollen. Es ist nicht schwer am Strand ein kleines Lagerfeuer zu machen. Treibholz liegt überall rum und irgendjemand hat immerl ein Feuerzeug oder Streichholz dabei. Ich versuche mich im Hintergrund zu halten, beobachte die Leute mit einer Flasche Bier und er Hand und bleibe stumm. "Habt ihr von Léo gehört?", fragt Marron neben mir. Er ist ein guter Kumpel von Simon und ich habe mich schon immer gut mit ihm verstanden. Léo ist ein ziemlich durchgedrehten Typ, vollgepumpt mit Drogen und doch irgendwie vollkommen in unserer Welt. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen, vielleicht hat er wieder irgendwelche Probleme mit der Polizei oder so. "Er ist im Endzug. Seit einigen Wochen. Hat mich letztens angerufen. Ich hätte nie gedacht das er das macht." Die anderen in der Runde nicken nur zustimmend. Léo? Im Endzug? Ich habe ihn immer nur high gesehen, noch nie war er nüchtern oder beim völligen Bewusstsein gewesen. Aber er schien wohl irgendwie die Kurve gekriegt zu haben. Ein Neuanfang. Selbst er hat es geschafft. Selbst Léo. "Wann fährst du los?", unterbricht Ryan meine Gedanken. Er spricht nur Englisch und hatte anfangs ziemliche Verständigungsprobleme, bis er anfing französisch zu lernen. So richtig kann er es immer noch nicht. Eine Sätze sind immer ziemlich abgehackt und gehen grammatikalisch völlig in die Hose, aber wenigstens versteht man fast immer was er will. Aber mit mir spricht er trotzdem Englisch, weil das einfach einfacher für ihn ist. "Morgen um elf geht der Flieger", sage ich betrübt. "Du wirst das schon schaffen", beteuert er und legt mir eine Hand auf die Schulter. Er ist über zwei Meter groß und total abgemagert, was ihn nicht gerade attraktiv macht, doch er ist einfach total hilfsbereit und immer da, wenn man ihn braucht. "Ach Blou", Alice kommt angerannt und umarmt mich. Die dicksten Freundinnen sind wir nicht, aber seit sie weiß, das ich wegfahre tut sie auf beste Freundin. Eigentlich ist sie ganz nett, manchmal aber ein bisschen zu überdreht. Sie ist Italienerin und hier nur im Urlaub, fühlt sie aber wahrscheinlich wir zu Hause. "Wir werden dich alle sehr vermissen!", sagt sie und hält mich auf armlänge von sich weg. "Du schaffst das." Wie oft ich diesen Satz heute schon gehört habe. Alle hier wissen wie sehr ich Deutschland hasse. Und sie wissen das ich ganz sicher nicht zurück will. Aber keiner von ihnen kann etwas dagegen tun und deshalb liegt mir nun dieser Satz in den Ohren.
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Make a wish
Teen FictionNach ihrer Flucht aus Deutschland baut sich Blou in Frankreich ein neues Leben auf, völlig frei von Sorgen. Leider muss sie aber feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abhängen lässt wie erhofft. Viel zu früh schickt man sie in di...