„Rot?!", schreit Emma entsetzt und starrt mich an, als wäre ich gerade aus den Boden geschossen.
„Nicht gut?", frage ich. Ich sitze auf einer Mauer, irgendwo in Köln. Mittlerweile müsste es gegen Mitternacht sein und nur ein kleiner Lichtstrahl der Straßenlaterne beleuchtet meine feurige Haarpracht.
„Nein, das ist es nicht. Ich meine nur... Rot?!" Emma schüttelt fassungslos den Kopf. „Wenn das Tim sehen würde." Sie lacht immer noch kopfschüttelnd.
„Würd er", sage ich laff. Fragend sieht sie mich an. „Er ist hier."
„Wie das?"
„Schüleraustausch."
„Hast du mit ihm gesprochen?"
„Nein."
„Dann komme ich morgen mit! Ich will sein Gesicht sehen!" Sie lacht. „Hab morgen eh erst zur dritten."
„Als ob dich das davon abhalten würde", lache ich. Ich muss echt sagen, dass ich viel bessere Laune habe. Vielleicht liegt das an ihr, vielleicht an meiner neuen Haarfarbe oder einfach an allem. Ich will mich nicht mehr vor dem Leben verstecken, sondern ihm ins Gesicht schreien, was es den für ein Arschloch ist. „Ich glaub er hat mich noch gar nicht gesehen."
Emma schlägt die Hände über den Kopf. „Das wird ja witzig!"
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Komischerweise wache ich schon vor den Wecker auf. Emma neben mir brummt irgendwas im Schlaf, als ich aufstehe um mich zu duschen. Das heiße Wasser auf meiner Haut weckt auch den letzten Teil meines Körpers. Nach dem Abtrocknen schlüpfe ich schnell in Strumpfhose, Hotpans und Pullover und wecke dann Emma, die mich erst etwas verwundert und dann gequält lächelt.„An den Anblick muss ich mich glaube ich echt noch gewöhnen." Ich schüttle nur lachend den Kopf. Sagt die, die sich jede zweite Woche die Haare anders färbt. Heut ist sie übrigens lila.
Sie klaubt sich irgendwelche Klamotten aus meinem Kleiderschrank und verschwindet in Bad. Nach diesen paar Monaten hier haben wir witzigerweise den selben Klamottengeschmack. Wodran das wohl liegt....
In der Küche will ich eigentlich stumm ab Andre vorbei, doch der sieht auf und sagt zu meinem Erstaunen: „Steht dir aber." Abrupt bleibe ich stehen und starre ihn an.
„Ist das jetzt n Scherz?", frage ich und vergesse für einen Moment das Handy in meiner Hand.
Er zuckt mit den Schultern. „Ist mal was anderes, aber ich find's nicht schlimm." Ich schüttle lachen den Kopf und frage: „ Kannst du Emma und mich heut mitnehmen?" Er nickt und ich verschwinde mit Apfel in der Hand wieder aus der Küche. Damit wäre mein Weltfrieden gesegnet.
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„Da ist ja mein Rotkäppchen", begrüßt mich Sam übermütig und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Jetzt fragt ihr euch, warum gestern nichts derartiges passiert ist? Nun ja, er meinte er hätte da seine Phasen. Manchmal braucht er halt die Nähe anderer und manchmal braucht er nur einen guten Freund. Und ich bin gerne beides, also macht mir das nicht wirklich was aus.„Awwwww!", macht Emma neben mir lachend und Andre schüttelnd nur lächelnd den Kopf. Ich glaube er wusste, dass so etwas irgendwann passieren würden. Sam legt grinsen einen Arm um mich und ich lege schmunzelnd meinen um seine Taille.
„Sieht am das gigantische Fragezeichen über meinen Kopf oder soll ich das noch nachmalen?", fragt Jens belustigt, während er mich angestrengt mustert.
„Warte" René kramt einen schwarzen Edding aus seiner Tasche und kommt damit Jens Stirn gefährlich nah. Dieser schreckt erschrocken zurück und hebt abwehrend die Hände.
„Schon gut", ruft er lachend und der Edding verschwindet wieder. „Also, was ist passiert Blou?"
„Hab in Blut gebadet", erkläre ich schulterzuckend und versuche ernst zu bleiben- vergeblich.
„Sieht man." Die andren nicken lachend. In dem Moment klingelt es und ich verabschiede ich mit einem Kuss von Sam und einem Lächeln von den anderen. Dann ziehe ich Emma ins Schulgebäude. Langsam bin ich es gewöhnt angestarrt zu werden, weshalb mir die ganzen Blick nicht viel ausmachen. Erst vor unserer Klasse bleibe ich stehen und schaue Emma etwas verängstigt an.
„Showtime", flüstert diese nur grinsen und reißt dann die Tür zum Klassenzimmer auf.
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Make a wish
Teen FictionNach ihrer Flucht aus Deutschland baut sich Blou in Frankreich ein neues Leben auf, völlig frei von Sorgen. Leider muss sie aber feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abhängen lässt wie erhofft. Viel zu früh schickt man sie in di...