Nicht die besten Freunde

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„Das ist jetzt nicht dein Ernst!" Mein Bruder starrt mich fassungslos an.

„Ich find das sieht toll aus", erklärt Sam lachend und mustert mich amüsiert. Wir sitzen in der Küche. Die Tasse Heiße Schokolade wird vor meinen Augen kalt, während San sich gerade einen zweiten Kaffe macht. Leone schlürft desinteressiert an seinem Glas Cola und starrt unentwegt an die Wand. Es ist kurz vor neun und eigentlich hätte der Großteil von uns heute noch so einiges tun müssen aber nach meinem kurzen Abstecher beim Friseur war an Termine gar nicht mehr zu denken. Ich hätte nie gedacht das man mit den beiden so gut Shoppen gehen kann. Wenn ihr euch jetzt fragt, ob wir denn wieder zur Schule gegangen wären ist das eine ziemlich dumme Frage, denn ein mal raus, immer raus. Liz hat mehrfach versucht mich anzurufen, aber entweder hatte ich das Klingeln nicht gehört oder keine Lust ranzugehen. Stattdessen hatte ich die ganze Zeit mit Emma geschrieben und durch Sprachnachrichten fast schon mit ihr Telefoniert, wobei die beiden Jungs echt keine gute Begleitung waren.

Und nun starre ich in das entsetzte Gesicht meines Bruders, während die beiden andren nur grinsend daneben sitzen.

„Ja, Andre, dass ist mein voller Ernst", erkläre ich seelenruhig, während man ihm ansieht, das er jeden Moment ausflippt.

„Em, du führst dich in letzter Zeit echt auf wie ein kleines Kind!", Flucht er und rauft sich die Haare.

„Du musst dich ja auch nicht aufführen als wärst du meine Mutter", kontere ich.

„Will ich auch gar nicht, aber leider scheinst du ganz ohne auch noch nicht auszukommen!" War das gerade eine Beleidigung?!

„Woher willst du das wissen?", rufe ich aufgebracht, springe auf und verlasse fluchtartig die Küche.

„Ihr beiden seit sich nicht gerade die besten Freunde", höre ich Andre noch mit Leon und Sam schimpfen, dann knallt meine Zimmertür zu.

Noch immer liegt hier ein halb ausgeräumter Koffer auf dem Boden, in dem sich in den Ecken immer noch der Sand aus Frankreich häuft. Ich packe die Tasche und reiße alle Sachen, die noch drin liegen raus und schmeiße sie achtlos in den Müll. Der Koffer landet im Schrank und als ich die Schranktüren wieder zuschiebe starrt mich mein Spiegelbild an. Langsam mustere ich mich von unten nach oben. Meine Füße stecken in ausgelaufenen Vans, die blauer Jeans ist ausgewaschen und der Pulli ist so verrutscht, das die rechte Schulter frei ist. Die einzelnen Haarsträhnen, die auf meine Schultern fallen, wirkten noch etwas seltsam, aber irgendwie gefällt mir der neue Look.

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