"Warum hast du mir nie etwas erzählt?", fragt er. Wir laufen durch die riesige Eingangshalle des Flughafens. Meine Hand ruht in seiner und ich will sie niemals loslassen.
"Ich konnte nicht", hauche ich. "Und ich kann es immer noch nicht." Er drückt meine Hand vorsichtig.
"Ich wusste, das es damals schwer für dich war. Aber das hatte ich niemals gedacht."
"Was hast du denn gedacht, was damals passiert ist?" Diese Frage habe ich mir nie gestellt. Ich habe nie darüber nachgedacht, was andere denken könnten, was ich alles durchmachen musste.
"Vielleicht, das du stress zu Hause hattest oder so. Aber ich merke, wie wenig ich eigentlich über dich weiß." Er sieht mich an.
"Bist du sauer?", frage ich vorsichtig. Ich habe Angst, nach der Reaktion von Emma und diese kennt mich erst zwei Wochen. Tim lüge ich schon seit drei Jahren an.
"Nein." Ein Stein fällt mir vom Herzen. "Du hattest deine Gründe. Und ich habe vielleicht auch nicht immer die Wahrheit gesagt." Der Schock kehr zurück.
"Was zum Beispiel?" In meiner Stimme klingt eindeutig.Angst mir.
"Eigendlich bin ich Mafiaboss in Israel und 40 Jahre alt, aber..." Bevor er fortführen kann schlage ich ihm gegen den Arm. "Aua!", schimpft er.
"Das war eine ernstgemeinte Frage!" Er lacht.
"Ich weiß." Er bringt mich eindeutig in Verwirrung. "Aber warum?" Die Antwort auf diese Frage kenne ich nicht komplett, wenn überhaupt kenne ich nur einen sehr geringen Teil. Den Rest kennt keiner. Beovor ich antworten kann höre ich meinen Namen.
"Blou!" Ihr Arme umschlingen mich und für einen kurzen Augenblick weiß ich nicht wie ich reagieren soll. Dann erwidere ich Emmas Umarmung und sage lachend: "Schön das ihr pünktlich seit." Sie sieht mich an.
"Wir und unpünktlich?", sagt sie ebenfalls lachend. Stimmt, ihr seit ja Deutsche, sage ich fast, verkneife es mir aber. Ich bin selber Deutsche, rein deutsch. Emma wendet sich Tim zu.
"Und du konntest dich nicht schon da von ihr verabschieden?", fragt sie leicht empört. Er grinst und sieht mich an. Ich lächle und nicke.
"Ich bleibe bis zur letzten Sekunde an ihrer Seite." Er hebt abwehrend die Hände. Emma braucht ein paar Sekunden um es zu schnallen. Doch dann sieht sie skeptisch zwischen uns bwiden hin und her und scheint ihre Vermutung zu bestätigen.
"Oh ne oder?" Sie sieht uns an, als könnte sie es nicht fassen, aber ich sehe die Belustigung in ihren Augne funkeln. "Wenn ihr mir jetzt sagt, das ihr zusammmen seit dann ist das hier echt ein ziemlich schlechtes Timing."
"Das habe ich auch gesagt!", schimpfe ich und sehe Tim mit vorwurfsvoll an.
"Ey! Das ist nicht meine Schuld!", ruft er. Emma und ich sehen uns an und sind uns sofort einige.
"Doch", sagen wir wie aus einem Mund. Dann lachen wir und Tim schüttelt nur den Kopf.
"Kommt ihr?", ruft Emmas Mutter und wir beeilen uns um die vier noch einzuholen. Der Flughafen ist größer als ich gedacht hatte. Während wir die ellenlangen Schlangen passieren, warte ich darauf, das einer von den beiden mich auf meine Vergangenheit anspricht, doch beide bleiben ruhig, sprechen über belanglose Dinge und lachen sich über die kleinen Kinder schlapp, die orientierungslos durch die Hallen irren, während ihnen Erwachsnen hinterherrennen. Ich bekomme nur ein keines Lächeln zu Stande. Und dann ist es soweit. Wir kommen an die Tür. Einige andere gehen völlig gleichgültig durch die Glastüren, aber ich weiß, dass dahinter eine völlig andere Welt liegt, eine Welt, die ich nicht kennen will. Rose beginnt sich schon bei Jerry zu verabschieden, während ich Tim etwas bedrückt ansehe. Dann schließt er mich in seine Arme und ich flüstere ihm tausend Endschuldigungen ins Ohr, ich sage, das ich nicht weg möchte und breche in Tränen aus. Und er hält mich fest und lässt mich nicht los, bis die anderen ungeduldig werden. Er haucht ein "ich liebe dich" und küsst mich- ein langer, trauriger Kuss. Dann ist es vorbei. Jerry sieht mich grinsend an.
"Ich hoffe du wirst mich doch noch mal besuche kommen!" Ich schlucke die Tränen hinunter und nicke.
"Natürlich!" Nach einer langen Umarmung flüstert er ein "auf Wiedersehen" und die Türen schließen sich. Ich weiß nicht mehr wo ich hin soll, lasse mich von den anderen weiterziehen, während mir klar wird, dass nun alles aus ist.
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Make a wish
Teen FictionNach ihrer Flucht aus Deutschland baut sich Blou in Frankreich ein neues Leben auf, völlig frei von Sorgen. Leider muss sie aber feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abhängen lässt wie erhofft. Viel zu früh schickt man sie in di...